Gummistiefel im Praxistest

von 21 jasper  

Nachdem wir fast 10 Tage in San José festsaßen fand das Welcome-Seminar am Carrara Nationalpark, auf das sich alle schon lange gefreut hatten, doch noch statt.

Nach einer holprigen Anreise setzte man uns in dem Haus ab, in dem wir die nächsten Tage schlafen sollten. Für wie lange war, wie wir es mittlerweile schon gewohnt waren, natürlich noch nicht klar.

Das Seminar war in zwei Gebäudekomplexe aufgeteilt: die Escuela Verde (unser Schlafhaus), und das Hauptgebäude, in dem die Leiter des Seminars wohnten. Letzteres hatte vor dem Haus einen großen Küchenbereich, welcher für die nächste Woche unser Aufenthaltsbereich werden sollte. Das hatte aber, neben dem Grund dass wir dort gekocht und gegessen haben, noch einen weiteren Grund. Bei Ankunft war nämlich nicht wie erwartet ein halbwegs geeigneter Schlafraum und eine benutzbare Küche vorzufinden, tatsächlich war alles recht schmutzig und nichts hat richtig funktioniert. So mussten wir noch abends spät das Hauptgebäude so herrichten, dass man zumindest kochen und die Sanitäranlage nutzen konnte. Da hat sich bis zum Ende dann auch nicht mehr viel geändert, da die Sanitäranlage bei der Escuela Verde, trotz einem Tag putzen statt Seminar, bis zum Ende nicht richtig funktionieren wollte.

Verbunden sind die Gebäude durch eine Straße, die allerdings nur für Geländewagen befahrbar ist, da sie regelmäßig von kleinen Bächen durchquert wird. Hieß für uns, dass wir entweder die in San José erworbenen Gummistiefel nutzen, oder die Bäche über einen breiten Baumstamm überqueren mussten. Für mich war diese Entscheidung schnell gefallen, da mir die Gummistiefel so dermaßen die Haut aufrissen, dass ein Fuß nach einigen Tagen anschwoll und bei jedem Auftreten wehtat. Das kann aber auch an meiner Leichtsinnigkeit liegen in einem fremden Land mit einer offenen Wunde im Fluss baden gehen zu müssen. Für mich waren dann die Wanderschuhe, von denen Pro Regenwald abgeraten hatte, Gold wert.

Generell sollte man im tropische Regenwald mit einer so geringen Erfahrung wie unserer bei jeder Aktion aufpassen, da wie wir vorher eingetrichtert bekommen hatten, dass überall Schlangen, Spinnen oder Skorpione lauern, und zu unangenehmen Begegnungen führen könnten. Dieser Gefahr bewusst versuchte ich meine Hauswechsel auf ein Minimum zu reduzieren und im Dunkeln möglichst nicht alleine durch den Regenwald zu stiefeln. Das war bei mir besonders gefährlich, da meine Kopflampe einen Wackelkontakt hat, und auch gerne mal ein paar Minuten ausfällt. Zu unserem Glück, manch anderer Freiwilliger würde es als Pech bezeichnen, sind wir aber in der ganzen Zeit im Korridor nicht einer Schlange über den Weg gelaufen, und das einzige wirklich gefährliche Tier dass ich zu Gesicht bekam war ein etwa 3 cm großer Skorpion in der Dusche.

In den Stunden in denen wir nicht putzten, oder uns im Gemeinschaftsraum aufhielten, klapperten wir verschiedene Programmpunkte ab. Meistens begleitete uns ein Einheimischer namens Giovanni, der für das Grundstück zuständig ist und sich das ganze Jahr um das zu Arbofilla zugehörige Land kümmert. Arbofilla ist eine kleine Organisation, der eben ein bisschen Land gehört, welches nachhaltig bewirtschaftet werden soll. Pro Regenwald arbeitet schon seit vielen Jahren mit ihnen zusammen und so kam es, dass wir dort, wie schon viele Freiwillige vor uns, unser Welcome-Seminar hatten.

Giovanni machte mit uns mehrere Touren durch den Regenwald, die Felder und Plantagen in der Nähe. Der Chef von Arbofillia, Miguel, kreuzte auch nach wenigen Tagen unseren Weg, da er alljährlich für den berühmt-berüchtigten Macheten- und Schlangenkurs zuständig war. Wir waren schon im Vorhinein gewarnt worden sich, aufgrund des ausgeprägten Charakters, nicht auf lange Gespräche mit Miguel einzulassen, da diese schnell weit abschweifen, und der Freiwillige das Gespräch verwirrt und ohne Antwort auf die eigentliche Frage verlässt.

Der Macheten- und der Schlangenkurs klangen allerdings auch vielversprechender als sie waren. Der Schlangenkurs fand gar nicht erst statt und der Machetenkurs wurde, einer schlechten Tagesplanung verschuldet, auch nur mit der Hälfte der Freiwilligen gemacht, zu der ich mich nicht zählen kann. Aber immerhin besitzen nun alle Freiwilligen eine eigene Machete, die uns in einem spektakulären Event, bei dem Miguel versuchte die zum Geist des jeweiligen Freiwilligen passende Machete ausfindig zu machen, ausgehändigt wurde.

Ein weiterer spannender Ausflug führte uns zu einem alternativen Hotelkonzept in der Umgebung. Wir durften einer Tour durch Hotelanlage, Agroforest und Primärwald beiwohnen, die geschickt so angelegt sind, dass Hotelgästen schöne Wanderrouten und eine atemberaubende Artenvielfalt genießen können, und das Hotel gleichzeitig die Nahrung für das eigene Restaurant anbaut.

Außerdem hatten wir dort zum ersten Mal seit der Ankunft im Korridor wieder Internet, um zu sehen, was in der vergangenen Woche in der Welt außerhalb von El Sur so passiert war.

Die Bedingung um schließlich aus dem Korridor abzureisen, war eigentlich ein Termin bei der Migrationsbehörde in San José gewesen, um unser Visum für das anstehende Jahr zu verlängern. Als wir dann aber erfuhren, dass der Termin erst am 01.11.2022 sein sollte, also gar nicht mehr innerhalb des Auslandsjahres, ging alles ganz schnell. Wir fuhren noch am gleichen Tag nach San José zurück, meldeten uns bei den Projekten und fuhren ein Tag später schon zum ersten Mal in die Gastfamilien.

Über das Projekt, und den Ort, wo ich den Rest des Freiwilligenjahres verbringen soll, erzähle ich euch allerdings erst im nächsten Blog.

BlogNo:02

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