Fedeagua

von 21 greta  


Fedeagua ..

Fedeagua, so lautet der Name der Organisation auf deren Gelände Frederik (aka Federico) und ich untergebracht sind. Ich weiß, dass ich bevor ich hierher gekommen bin unbedingt wissen wollte, was meine Projekt konkret ist. Wie sieht es hier aus? Welche Arbeit hat man zu erledigen? Wer ist sonst noch alles dort? Ist man mobil? Hat man Internet? All diese Fragen werde ich jetzt, für den Moment, beantworten.

Die Finca
Das Gelände von Fedeagua ist relativ groß. Insgesamt 2 Hektar. Darauf stehen 3 relevante Gebäude: die Küche mit Büro, das Versammlungszentrum und die Herberge. Die Küche ist ein Raum mit einem Gas-Herd mit drei Platten, einem Spülbecken, einem Kühlschrank, einem offenen Schrank, einer Picknickbank und zwei Sofas. Alles, wie William sagen würde, sehr "rustikal". Im Klartext heißt das: abgenutzt und mehr oder weniger funktionsfähig. Genau wie die Toilette. Nur leider ist sie die Einzige auf dieser Anlage, die überhaupt "funktioniert".


Fedeagua von der Straße aus

Direkt angrenzend an diesen Bereich befinden sich das Büro von William und das Archiv. Wir sind eigentlich nie in diesem Teil des Gebäudes.

Hinter dem Haus steht eine Waschmaschine, die nur noch zu 50% (wenn's hochkommt) funktioniert. Man füllt mit einem Gartenschlauch kaltes Wasser ein, die Maschine wackelt den Inhalt ein bisschen von links nach rechts und wieder zurück, dann spült man die Wäsche von Hand aus. Eine Schleuder gibt es nicht, also wird alles ausgewrungen und zum Trocknen aufgehängt. Das Ablassen des dreckigen Wassers funktioniert allein durch das Ziehen an einer provisorisch angebrachten Schnur. Das Wasser läuft dann aus einem dicken Rohr aus der Maschine auf die kleine Wiese daneben.

Weiter geht es mit dem Versammlungszentrum, einem überdachter Betonplatz. Hier werden bei Veranstaltungen Stühle aufgestellt, ein Podium platziert und auch ein Beamer kann genutzt werden. Es gibt noch zwei Lagerräume, die auch unter der Überdachung liegen. In einem befindet sich eine Arbeitsplatte für Holzarbeiten und in dem anderen ein Holzlager.

Die Herberge ist das letzte Gebäude. Hier schlafen wir. Jeder von uns hat ein Zimmer mit einem Bett. Das war's tatsächlich bisher. Einen Schrank oder Schreibtisch werden wir uns noch selber bauen. Auch sowas wie Bettlaken, Decken oder Kopfkissen gab es bei unser Ankunft noch nicht. Die mussten wir erst noch selber kaufen. Es gibt noch 3 weitere Räume mit Betten für Gäste und ein Bad mit Duschen und Toiletten. Die Duschen sind ohne Duschkopf und die Toiletten haben entweder keine funktionierende Spülung mehr oder laufen aus. Also lieber die in der Küche benutzen.

Der Rest des Geländes ist mit verschiedenen Pflanzen und Bäumen bewachsen, die im Moment aber noch keine Früchte tragen. Wenn wir mit dem nötigsten ausgestattet sind werden wir auch einen Garten mit Gemüse anlegen. Dafür gibt es hier auf jeden Fall genug Platz.

Unsere Mitarbeitenden
Was die Leute hier betrifft, sieht es wie folgt aus. Es gibt William, der in dem Büro neben der Küche arbeitet, uns die Werkzeuge erklärt und sagt was zu tun ist. Er wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern am oberen Rand des Fedeagua-Geländes. Ich habe gehofft wir hätten so etwas mit den Kindern zu tun, aber das ist nicht der Fall. Mit William haben wir eigentlich jeden Tag Kontakt und durch die Gespräche mit ihm lernen wir auch das meiste Spanisch.

Wilmar ist der eigentliche Chef von Fedeagua. Er ist in dem Sinne auch für uns und auch einige andere Freiwillige verantwortlich. Er kommt selten und wenn auch nur kurz auf der Finca vorbei. Meistens zusammen mit seiner Frau Suray, um Wahlplakate oder anderes abzuholen. Denn alle Leute die etwas mit Fedeagua zu tun haben sind in der Partei Frente Amplio dabei. Suray kandidiert bei den Wahlen im Februar auch als Abgeordnete fürs Parlament. Jedenfalls arbeitet auch William als Wahlleiter der Region viel in Bezug auf die Wahlkampagne und macht Plakate und Flyer etc. Übrigens spricht hier niemand auch nur ein bisschen Englisch, sodass unser Spanisch relativ schnell Fortschritte macht. Schließlich haben wir keine andere Wahl als drei Mal nachzufragen, ob sie es nochmal mit anderen Worten und langsamer erklären könnten.

Die Arbeit
Fred und ich arbeiten Montag bis Freitag von 7h30 bis 15h30 und am Samstag von 7h30 bis 12h00. Diese Arbeitszeiten ergeben Sinn, denn morgens ist es noch nicht all zu heiß. Ab spätestens 11h00 legt man dann immer wieder Pausen ein und hält sich im Schatten auf, um nicht dahin zu schmelzen.

Unsere Arbeit besteht derzeit vor allem aus dem Wiederaufbau der Herberge und der Instandhaltung des Geländes. Das bedeutet um genau zu sein:

  • Strom verlegen, um Licht in und um die Herberge zu bekommen
  • Türen bauen, um Privatsphäre und Sicherheit zu schaffen
  • Wände einbauen, um Räume zu trennen
  • Schränke und Schreibtische bauen, damit wir nicht mehr aus dem Rucksack leben müssen
  • Tische bauen, um bei Veranstaltungen Möglichkeiten zum Sitzen und Essen zu haben
  • Toiletten reparieren bzw. austauschen
  • neue Küchenzeile bauen
  • einen Schrank für die Küche erstellen
  • die Holzlager sortieren und an einen gemeinsamen Ort bringen
  • die Räume die Müll voll gestopft sind leeren
  • das Gelände von Plastik befreien
  • Laub ständig wegräumen
  • putzen: Toiletten, Zimmer, Küche, Duschen
  • Einkaufen
  • Kochen
  • Wäsche waschen

Das Internet
Ich kann sagen: Ja, wir haben Internet. Theoretisch. Praktisch sieht das dann ein bisschen anders aus. Sehr oft fällt es aus, funktioniert nicht richtig oder sehr langsam. YouTube schauen ist auf jeden Fall eher nicht drin, eigenen Videos hochladen schon gar nicht. Aber ab und zu funktioniert es dann doch und ich kann in der Küche sitzen und mit der Familie telefonieren. Aber auch nur in der Küche. Denn weiter geht der Empfang nicht.

Die Lage
Das Gelände von Fedeagua liegt an der Hauptstraße Richtung Nicoya, aber in die Stadt rein hin kommt man nur mit dem Bus. Laufen oder Fahrrad fahren ist ausgeschlossen. Dafür ist es zu heiß und mit den großen Lastern zu gefährlich. Stattdessen stellt man sich an den Straßenrand und nimmt den nächsten Bus der vorbeifährt. Man ist dann auch innerhalb von 10 - 15 Minuten in der Innenstadt. Aber abgesehen von der Straße ist um unser Grundstück eher weniger los. Rechts und links neben der Finca befinden sich weitere Grundstücke, deren Besitzer:innen wir noch nie zu Gesicht bekommen haben.

Ansonsten muss ich aber zugeben, dass unsere Location sehr gut ist. Einmal in Nicoya angekommen gibt es alles, was wir brauchen könnten: verschiedene Supermärkte, Obst- und Gemüseläden, Haushaltswaren, second hand shops für Kleidung, Arbeitsutensilien, Eisläden und sogar einen Park mit ganz vielen Leguanen.


Leguan ..

Auch die Busanbindung in andere Städte ist von Nicoya aus echt super. Es ist kein Problem nach San José oder an die nicht so weit entfernten Strandorte, wie Sámara, zu kommen. Man muss nur früh genug losfahren. Nur zurück müssen wir öfter ein Uber nehmen, da der letzte Bus, der an Fedeagua vorbei kommt, um 18h00 losfährt. Und noch ein Problem ist uns aufgefallen, als wir neulich Abends nach Hause kamen und keine Schlüssel dabei hatten: Von Nicoya liefert kein Restaurant oder Imbiss nach Fedeagua. Das scheint zwar erstmal nicht so schlimm, aber wenn man mit zwei halb verhungerten boys zusammen wohnt, dann kann das doch sehr dramatisch sein. Gelöst haben wir das Problem dann so, dass die Frau von einem Pizzaservice einen privaten Essens-Transport für uns organisiert hat. Ein bisschen stolz bin ich da schon drauf, schließlich waren alle Gespräche in Spanisch und beim Bestellen am Telefon verstehe ich meistens sogar in Deutschland nur die Hälfte.

Freiwillige:r bei Fedeagua


Fred und ich in unserer Küche ..

Wenn du als Freiwillige:r mit ProRegenwald zu Fedeagua möchtest bzw. kommst gibt es ein paar Dinge die ich dir noch auf den Weg geben möchte. Erstmal kannst du sehr happy sein, hier zu landen. Mein Mitfreiwilliger Fred und ich sind zwar noch nicht lange hier, aber bisher gefällt es uns beiden echt mega gut. Du lernst Dinge fürs Leben, lernst verschiedenste Leute kennen und das Leben in einer Freiwilligen-WG macht echt Spaß. Aber es gibt einige Aspekte die wir gerne vorher gewusst hätte, einfach um uns darauf einzustellen.

1. Ein bisschen nichts: als wir hier angekommen sind war uns bewusst, dass Fedeagua nicht wie eine Gastfamilie ist. Trotzdem haben wir ein bisschen mehr Ausstattung erwartet als gar keine. Wir hatten weder Bettlaken, noch Kissen, noch Decken. Keine Ausbewahrungs- und Verstaumöglichkeiten oder sonstiges. Auch Essen gab es keins, keine Töpfe oder Pfannen, Seife oder Spülmittel. All das mussten wir erst einmal kaufen. Womit wir beim nächsten Punkt wären.

2. Geld: Bei den anderen Freiwilligen ist es ganz einfach. Sie bezahlen Geld für Miete und Geld für Unterkunft und kriegen das dann irgendwann von ProRegenwald zurück. Bei Fedeagua ist das anders bzw. gar nicht geregelt. Jedenfalls nicht als wir angekommen sind. Wir haben erstmal alles aus der eigenen Tasche bezahlt, ohne zu wissen, wer uns das Geld am Ende wiedergibt. Im Endeffekt ist es aber folgendermaßen: Essen bezahlt ProRegenwald, Haushaltswaren sollte Fedeagua stellen, also bezahlen sie dafür (heißt Klopapier, Spüli etc.). Mache dich einfach auf ein Durcheinander gefasst.

3. Arbeit: Mit Arbeit ist hier nicht die Arbeit bei Fedeagua gemeint. Die variiert natürlich. Eher sind die Dinge gemeint die sich bei anderen von selbst erledigen: Einkaufen, Kochen, Wäsche waschen. All das macht, aus Erfahrung, in den Gastfamilien die Mutter. Selbst auf Nachfrage besteht sie drauf. Bei Fedeagua ist das anders. Hier kochst nur du und dein Projektpartner:in und das die ganze Zeit. Klar, das hat auch Vorteile, weil du dir mehr aussuchen kannst, aber es kann anstrengende werden. Vor allem das Einkaufen nimmt meist einen ganzen Tag in Anspruch, also stelle dich drauf ein und genieß die 10 Minuten Radweg zum nächsten Rewe in Deutschland.

4. Rustikal: So ist hier alles. Die Einrichtung, die Geräte, die Gebäude.

5. Transport: Die Buse kommen unpünktlich, aber nach einem Zeitplan. Fotografiert euch alle Listen ab, die ihr finden könnt. Die aus dem Internet sind nicht zuverlässig. Fragt William, er hat auch eine Liste. Taxi würde ich vermeiden, die versuchen euch abzuziehen. Nehmt lieber ein Uber. Das kostet 2650c und geht schnell, wenn kein Bus mehr fährt.

6. Kontakte: Was uns sehr geholfen hätte, wäre der Kontakt zu den Vorfreiwilligen bei Fedeagua. Wir können uns beim bestem Willen nicht vorstellen, wie die hier ohne alles gelebt haben sollen. Deswegen könnt ihr mich auf jeden Fall gerne kontaktieren. Am besten einfach über Instagram @mai.live_

7. Menschen: Zwei Sachen. Erstens: keiner kann irgendwie Englisch, also probiert es gar nicht erst. Zweitens: sie denken komplett anders und für uns nicht immer logisch. Einfach akzeptieren.

Wir haben das Gefühl, ProRegenwald hat sich wirklich Gedanken gemacht, wer gut mit einer Situation wie der hier in Fedeagua umgehen kann und auch wer gut zusammen passt. Ihr könnt euch also auf eine mega Zeit hier freuen. Wir sind echt happy in diesem Projekt gelandet zu sein und genießen, neben der Arbeit, auch die Lage in der Nähe von Stränden.

Im Allgemeinen scheint das hier ein sinnvolles Projekt mit vielen Möglichkeiten zum Lernen und Erfahren einer anderen Denk- und Lebensweise zu sein. Es macht mir Spaß und ich tue etwas, bei dem ich am Ende langfristige Resultate sehe. Das ist schon ein gutes Gefühl. Ich werde euch über unsere Aktivitäten am Laufen halten.

Liebe Grüße
Deine Greta
PS: Es kommt auch noch ein Video zu unserer Arbeit auf YouTube (Kanal: Mai Live), aber das mit dem Internet ist ja wie gesagt so eine Sache…
PPS: Mehr Blogs findest du auf meiner Website mai-live.de

BlogNo:01

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...