Corona und ein Vogel namens Klaus

von 21 clara  

Eines ist mir während meiner Zeit hier besonders aufgefallen: wie anders hier mit dem Virus bzw. Krankheit umgegangen wird. Das Zusammensein mit der Familie hat dabei einen eindeutig höheren Wert als die Quarantäne und der Schutz vor der Krankheit. Meine Gastmutter sagt mir, es kam schon einmal dazu, dass die ganze Familie in Quarantäne musste.

Dies wollen die meisten hier vermeiden. Wohlmöglich da es ihnen die Möglichkeit zum Fischen, der wichtigsten Geldquelle der Bewohner, nimmt. Geimpft sind hier zum Glück die meisten, jedoch bisher nur zwei Mal. Die dritte Impfung ist aber angekündigt.

Gerade sind tatsächlich einige der Familienmitglieder krank oder waren es vor Kurzem. Was ihnen fehlt, ist die Möglichkeit zu überprüfen, ob es Corona ist oder nicht. Denn als ich meiner Gastmutter meinen positiven Schnelltest gezeigt habe, hat sie mich bloß schief angeschaut. Schnelltests gibt es nicht zu kaufen. Es heißt hier also einfach warten und hoffen, dass die Symptome nicht schlimmer werden.

Kurz der Kontext: Um zwei Geburtstage zu feiern, waren einige von uns über das Wochenende in Tamarindo. Am Montag aus Tamarindo wiedergekommen, mache ich einen Test… negativ. Da Tamarindo genau in dieser Zeit zum Hochrisikogebiet ernannt wird, empfiehlt uns Hermann Masken zu tragen und Abstand zu halten, rein um sicherzugehen.


Klaus-Jeremy..

Am selben Tag bekommt meine Gastfamilie Besuch von einem Jungvogel. Er scheint nicht von hier zu kommen, denn meine Gasteltern haben ihn noch nie vorher gesehen. Er wird aufgenommen und lebt von nun an für 15 Tage vor unserem Haus.

Wir taufen ihn Klaus-Jeremy ein deutscher und ein, laut im Internet typisch costa-ricanischer Name. Zwei Touristen finden dann doch heraus, mit was für einem Vogel wir es da zu tun haben: Ein Rotschnabel Tropikvogel.

Dieser Vogel ist in weiten Teilen der Ozeane der tropischen und subtropischen Regionen zu finden. Der Weltbestand an Brutpaaren liegt bei schätzungsweise 10.000. Der Rotschnabel Tropikvogel kommt bloß zum Brüten an Land, da er eine besonders gute Flugfähigkeit aufweist und somit besonders weite Strecken auf dem offenen Meer zurücklegen kann. Die meisten Vögel brüten dabei an der Küste Zentralamerikas.

Den Jungvögeln fehlen die typischen verlängerten Schwanzfedern, oder sie sind zumindest stark verkürzt. Die Oberseite ist kräftig schwarz gestreift und reicht bis auf den hinteren Kopf, der Augenstreifen ist verwaschener und geht in die Streifung über. Der Schnabel ist gelb, nicht rot wie der adulter Vögel und der der Ursprung der Namensgebung ist. [Quelle: www.wikipedia.de]

Mein zweiter Test am nächsten Abend… ebenfalls negativ. Hieß für mich zum Glück nicht, wieder zurück zum normalen Alltag, denn Jasper hat Corona… Party.

Sowieso nicht, denn am Mittwochabend kriege ich auf einmal Hitzeschübe. Der Test sagt zwar immer noch negativ, aber zum Fieber gesellen sich am Morgen Husten, Schnupfen und Kopfschmerzen, sodass ich den Tag über in meinem Zimmer schlafend verbringe. Klar fange ich mich langsam an zu wundern, nur ist es bestimmt diese bescheuerte Grippe, die sich schon seit zwei Wochen ankündigt und mir immer mal wieder Kopf oder Halsschmerzen brachte.

Ich kriege also heute nicht viel mit, aber ich weiß, dass der Vogel noch Gast bei uns ist.

Nun, am Donnerstag zeigt mir mein Test dann doch den zweiten Strich an. Wirklich merkwürdiges Gefühl muss ich sagen. Da macht man die letzten zwei Jahre bestimmt 100 Tests und hat sich schon an diesen einen Strich gewöhnt und dann kommt er doch, der Zweite. Ein wenig geschockt bin ich dann schon.

Für mich heißt das nun Quarantäne auf der Insel, nicht die schlimmste Arte diese zu verbringen. Mir geht es zum Glück schon viel besser, weshalb ich in der Hängematte draußen liegen kann. Mich begleiten gute Bücher und Filme und natürlich Klaus.

Dem Hund meiner Gastfamilie, Luki, gefällt der Vogel so gar nicht. Jedes Mal, wenn er ihn zu sehen bekommt, geht das Gebelle los.

Meine Gastfamilie füttert Klaus mit kleinen Fischen, die übrig sind von den Fischer-Trips meines Gastvaters. Sie haben sogar eine kleine Spritze angeschafft, mit der sie ihm Wasser geben. Er wird vor jeder möglichen Gefahr geschützt.

Ich finde die Vorstellung etwas merkwürdig, gerade genau das mit mir herumzutragen, vor dem sich die Menschen seit zwei Jahren zu schützen versuchen. Auch wenn es bei mir wie eine gewöhnliche Grippe verläuft, ist das Gefühl durch mein Wissen ein anderes. Auch zu wissen, dass man pausenlos jemanden gefährden könnte, ist nicht angenehm.

So wie ich den ganzen Tag in der Hängematte liege, bringt mir meine Gastmutter, so toll sie ist, ständig etwas zum Probieren, zu Essen, zu Trinken, einen Tee. Sie kümmert sich richtig um mich und genauso kümmern sie sich um den Vogel. Meine Gastfamilie scheint richtig Spaß daran zu haben, ihn wieder aufzupäppeln.

Ich mache es mir zur Aufgabe, ebenfalls sein Aufpäppeln zu übernehmen. Mittlerweile kommt Klaus sogar angelaufen, oder eher an gehüpft, wenn er Hunger hat und beginnt schon mit den ersten Flatterversuchen.

Die Zeit in Quarantäne zieht sich tatsächlich gar nicht so sehr, wie ich das erwartet hätte. Man lernt mit der Zeit umzugehen und sie vergeht immer schneller. Auch wenn ich mich in meinem Tun alles andere als produktiv fühle, nutze ich sie, so gut es geht. Ich kann mich schon glücklich schätzen, wie sich um mich gekümmert und gesorgt wird. An Kontakt fehlt es mir nicht viel mehr. Ein wenig kann ich schließlich auch mit den Menschen um mich sprechen, wenn sie aus guter Entfernung vom Haus aus zu mir rüber schauen.

Allerdings, zwei Tage vor Quarantäne-Ende, wenn ich abends hier liege und oben die Familie zusammensitzen höre, sehne ich mich dann doch danach, dass das alles endlich vorbei ist…

Nun, was ist aus dem Ganzen geworden:
Ich bin zum Glück raus aus der Quarantäne und scheine auch sonst gut davongekommen zu sein. Letztendlich hat mein Gastvater Klaus-Jeremy dann irgendwann zum Strand gebracht, wo er nicht wiedergesehen wurde. Wir hoffen also, dass es ihm gut geht. Der Vogel war für insgesamt 15 Tage bei uns und in dieser Zeit ein kleines Highlight für meine Gastmutter. Zwei Tage nachdem er jetzt schon weg ist, meint sie zu mir, er würde ihr sogar etwas fehlen und erstellt zu Ehren seiner gerade eine WhatsApp-story.

BlogNo:04

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