Stierkampf

von 21 florian  

Nach längerer Zeit hab ich mich jetzt doch noch final dazu durchgerungen, einen Blog zu schrieben, und da mir gerade die guten Themen ausgegangen sind, wärme ich jetzt ein etwas Älteres wieder auf. Die Rede ist vom Stierkampf, zu dem es von den Freiwilligen der letzten Jahre bereits den ein oder anderen Text gibt.

Was alle diese Blogeinträge begleitet, ist die eher bis stark ablehnende Haltung dieses Volksfestes, die ich auch durchaus teile.

Das erste Mal gesehen habe ich einen Stierkampf dann bei uns hier in der nächstgrößeren Stadt Nicoya, an einem Wochenende Anfang März fand dort ein dreitägiges Festival mit Fokus auf dem Stierkampf statt. Ich selbst war bei dem ganzen nur an einem Tag zugange, was angesichts des von mir empfundenen Showfaktors sowie des Preises (bin Schwabe) nicht weiter tragisch ist.

Also hin da, dachten wir Freiwilligen aus Nicoya und Umgebung uns, wenn in dem Flyer schon angekündigt wird, dass da wohl einige der Besten Stiere Costa Ricas unterwegs sein werden, kann man sich dass ja wohl nicht entgehen lassen. Gesagt getan, Entscheidung getroffen, WhatsAppgruppe eingerichtet, Karten gekauft.

Nicht um unser Glück wissend, was uns gleich ereilen sollte, wurde noch in der Schlange stehend der ein oder andere fröhlich Witze gefrotzelt, von wegen dass wir in der falschen Schlange, in der für Zuschauer, und nicht in der für Menschen, die gegen den Stier kämpfen wollen, stehen.

Dem Umstand geschuldet, dass Leute es nicht auf die Reihe bekommen haben, rechtzeitig zu kommen, wurde uns dann der Eintritt auf die Tribüne verwehrt, wobei sich dieser eher tragische Umstand (angesichts des Preises und der Vorfreude) dann aber nach Gretas freundlichen Lächeln dem eben nicht mit deutscher Zuverlässigkeit arbeitenden Sicherheitsmannes gegenüber zu einem ersatzweisen Eintrittes in den unteren Bereich der Arena ändern, indem dann wie erträumt die Leute, die gegen die Stiere „kämpfen“, stehen.

Man muss sich das Ganze wie eine Arena mit metallenen Umzäunung, unter und über die man durchklettern kann, vorstellen. Die Costa-Ricaner, die dann entweder mutig, oder besoffen, im besten Fall aber beides sind, klettern dann in die Arena und versuchen dem in der Arena herausstürmenden Stier auszuweichen, im am Schwanz zu ziehen, sich (ganz am Anfang wenn der Stier noch in der Box fixiert ist) auf ihn daraufzusetzen und sich im Anschluss möglichst lange auf ihm zu halten, kurz, den Quotienten aus Spaß und Verletzungsgefahr zu optimieren.

Rennt der Stier dann auf einen zu, klettern alle wie die Geckos den stählernen Zaun hoch. Freilich gelingt das nicht immer, man denke dabei auch an Situationen, wo einem der Zufall einen Streich spielt, man beispielsweise stolpert, der Schnürsenkel aufgeht, der Stier davor einen RedBull getrunken hat und deswegen zu schnell für einen ist (Toller Wortwitz, bin stolz auf mich), oder man an dem Zaun kein Platz mehr findet.

Der daraufhin folgende Flug durch die Arena endet dann je nach Glück auf dem Boden der Arena, in der Sanitätskammer, im Krankenhaus von Nicoya oder im Grab, so wie beispielsweise für einen Mann aus meinem Dorf, dessen letztes Stündlein am Tag vor unserem Besuch in der Arena - in genau dieser Arena - geschlagen hatte.

Aus diesem Grunde konnte ich dann auch meinen ersten Costa-Ricanischen Trauerzug inklusive Musik und vorangetragener Rodeo-Fahne bestaunen, wobei der Umstand, dass des Stieres Hörner den Mann geradewegs zu seinem Schöpfer zurückgeschickt hat, dem Spaß in der Arena natürlich keinen Abbruch tut. So gibt es zwischendrin noch einen tatsächlich ganz ansehnlichen Tanz nach costaricaneischer Tradition sowie ein Rennen, bei dem junge Reiterinnen mit ihren Pferden möglichst schnell eine Schikane zu durchreiten haben. Auch hier gab es einen Sturz vom Pferd inklusive kurzer Ohnmacht zu bestaunen, insgesamt scheinen mir temporär und permanent ausgehende Lichter bei Teilnehmern der Events nichts allzu Seltenes.

Über den Tierschutzrechtlichen Aspekt werde ich hier mal kein Wort verlieren, dazu denke ich sollte meine Meinung klar sein, immerhin wird der Stier ungleich Spanien nicht um die Ecke gebracht. Zum Thema der Sicherheit der Teilnehmer denke ich, jeder ist des eigenen Glückes Schmied, nicht war?

BlogNo:07

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