Ein Kirchenbesuch

von 21 clara  

In meiner großen Gastfamilie sind die meisten der Baptistenkirche der Insel angehörig, davon gibt es zwei auf der Insel. Diese beiden unterscheiden sich angeblich kaum in ihrer Struktur. Trotzdem besucht meine Gastmutter die Kirche im weiter entfernten Ort Florida, während viele andere die Kirche hier direkt in Jicaro aufsuchen.


Die iglesia bautista fundamental hier im Ort hält montags, mittwochs und freitags am Abend und sonntags am Morgen um neun Uhr ihren Gottesdienst.

Diese laufen ähnlich und doch mit entscheidenden Unterschieden ab. Es gibt Predigten, Gesang, das Einsammeln der Kollekte, es wird gebetet, aus der Bibel gelesen und gesungen, ganz wie bei uns.

Der Gesang wird hier von einer E-Gitarre begleitet (in Florida von einem Keyboard) und obwohl er meist für meine Ohren sehr schief klingt, singen alle aus vollem Halse mit. Teilweise gehen Gruppen von Menschen nach vorne, teilweise einzelne Personen, um den Gesang anzuleiten. Dabei kennen so gut wie alle die Lieder auswendig.

Es gibt die Möglichkeit für jeden, einen für sich besonderen Teil aus der Bibel vorzulesen. Besonders schön finde ich die Tradition der Danksagungen: Nacheinander stehen die Menschen Reihe für Reihe auf und bedanken sich, wofür sie möchten.

Als Nicht-Tica fällt man natürlich schnell in den gewohnten Kreisen auf, so wurde ich schon sehr häufig auch vom Pfarrer begrüßt oder mir wurde gedankt, ein schönes Gefühl.

Besonders beim Vorlesen aus der Bibel und den Danksagungen ist mir eines ins Auge gestochen: Hier leitet niemand an, alles beruht darauf, aufmerksam zu sein und im nächst besten Moment selber einzuspringen - eine Kommunikation bloß mit den Augen.

Ein persönlich sehr großer Unterschied ist dabei mit wie wenig Scham vor allen geredet und gesungen wird. Gerade dies fehlt mir persönlich häufig in den Kirchen in Deutschland, diese Offenheit. Alle sind sehr anwesend und mit viel Leidenschaft dabei. Das Wort Amen fällt sehr häufig von überallher und es ist nicht selten, dass die Augen geschlossen bleiben.

Meist sind alle auf irgendeine Art und Weise herausgeputzt. Die Kinder tragen schicke Kleider und ihre Haare sind mit Spangen und Schleifen bestückt und zurückgegeelt. Auch die Erwachsenen sind frisch geduscht und fein gemacht.
Dabei gilt es in der Kirche die Schultern zu bedecken und für die Frauen lange Röcke zu tragen. Hier in Jicaro gilt ebenfalls der Verzicht auf Schmuck und die Unterteilung der Geschlechter im Raum: Die Männer sitzen hinten, die Frauen vorne.

Es ist in Ordnung, auch mal zu reden und mit gutem Grund verlässt auch hier und da mal jemand kurz die Kirche, an dieser Stelle also alles nicht ganz so streng.

Da die Kinder ebenfalls am Gottesdienst teilnehmen, ist auch ein wenig Gewusel angesagt, die etwas Älteren sind dann besonders stolz, wenn sie mal mit nach vorne dürfen und laufen sehr vorbildlich und erhobenen Hauptes Richtung Bühne.


Ich hatte das Glück, auch einmal am Unterricht der Kinder teilnehmen zu können. Hier wird über die Bedeutung und Beziehung zu Gott gelehrt, die Bücher der Bibel auswendig gelernt und auf spielerische Art und Weise die Religion nähergebracht.
Während meiner Aufenthalte im Gottesdienst habe ich mich immer gefragt, wo genau die Taufen für neue Mitglieder stattfinden, es benötigt schließlich eine Wanne mit Wasser, in die getaucht werden kann. Nach Nachfrage wurde mir die, eigentlich offensichtliche, Antwort geliefert: Das ganze wird im Meer zelebriert, meiner Meinung nach eine sehr besondere Tradition und natürlich beim anliegenden Meer naheliegend.

BlogNo:07

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