Zweieinhalb Wochen Lebenserfahrung, zweimal Paradies - Teil 2

von 22 simon  

Nach diesen zwei und eine halbe Woche soll ich dann auf Anordnung von Jahel und pro Regenwald nach Puerto Jiménez übersetzen, da dort ganz dringend ein Freiwilliger gesucht und gebraucht wird. Das führte zunächst zu etwas Unverständnis bei Marcos, doch letztendlich realisierte er, dass ja immer noch 5 Freiwillige da bleiben und woanders auch dringend welche gebraucht werden.

Ich informierte mich also über den Ort, die Organisation Ascona, die Bibliothek und die Organisation bei der ich wohnen soll: Los Higuerones. Der Ort liegt am Golfo Dulce am Pazifik, ein kleines Dorf, das die einzige Verbindung über den Golf mit einer Fähre nach Golfito auf der Festlandseite bildet. Auch ein Verbindungsort zu dem sich auf der Halbinsel Osa befindenden Nationalpark Corcovado.

Ascona ist eine Organisation aus den 70er Jahren, die sich gegründet hatte um der Artenvielfalt in Osa – 2,5% der weltweiten – eine Stimme zu geben und sich für den Erhalt und den erweiterten Schutz dieser einzusetzen. Einst sehr groß und einflussreich, wurde sie aber oder hat sie sich aber von innen heraus beendet, neue Mitglieder wurden eingeschleust, die Unruhe und Konflikt geschürt haben. Sie wurde aber dann in den 2000ern „neu“ gegründet und besteht so „klein“ eben bis heute. Sie kümmern sich um die Gemeinde hier, haben eine Bibliothek für alle aus dem Dorf, vor allem Kinderbücher auf Spanisch und Englisch sind besonders beliebt, bieten fast kostenlose Englischklassen an und führen allgemein viele Dinge in Richtung Umweltbildung durch.

Die Vorsitzende ist Ifi, die auch Osa Wild, eine Organisation, die touristische Touren nach Corcovado organisiert, leitet. In ihr sehe ich die Möglichkeit, viel von der Natur hier mitzubekommen und da ich als Freiwilliger vielleicht passende Voraussetzungen für so etwas mitbringe, eröffnen sich andere und neue Möglichkeiten. Und schließlich Los Higuerones, bei denen ich wohne, weil Ascona hier keine Gastfamilie für die Freiwilligen mehr finden kann, weil alle potentiellen Gastgeber hier mehr Geld brauchen, als sie für Unterkunft und Verpflegung bekommen (können). Das war auch unter anderem der Grund, weshalb der vorherige Freiwillige Probleme mit seiner Gastgeberfamilie hatte.

Naja, ich bin hier und freue mich hier zu sein, die Möglichkeit zu bekommen auch zu lernen, für sich sorgen zu müssen. Tricia, die Leiterin hier hatte den Laden mal mitgegründet. Es sollte anfangs eine Privatschule werden, die von einem Millionär gesponsert wurde, deshalb die ganzen Gebäude und so ein großes Anwesen. Doch das hielt nicht so lange, vielleicht 5 Jahre und dann stand das alles leer. Bis Tricia eben auf den Gedanken kam, den Gebäudekomplex für Freiwillige zu nutzen, die sie in ihrer Arbeit, der Unterstützung und Hilfe für „Local Producer“ supporten und dann hier wohnen, essen und schlafen können.

Ich bleibe hier für ein ganzes Jahr, das heißt, dass ich mich mit darum kümmer, den Laden so gut es geht in Stand zu halten - helfe ihr aber nicht bei ihrer sonstigen Arbeit.

Meine Aufgaben sind die Bibliothek genauso in Stand zu halten, sie Dienstag und Donnerstag von 8-17 Uhr zu öffnen und während dieser Zeit Bücher entgegenzunehmen, auszuleihen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, zu kommunizieren und das Gelände pflegen. Zusätzlich soll ich auf jedem Markttag von den Higuerones Crêpe verkaufen. Meine Hauptaufgabe besteht aber darin, mir ein Projekt für die ganze Zeit hier zu überlegen, welches die Community voranbringt, die Organisation unterstützt oder einfach etwas schöner hinterlässt, wenn ich dann wieder gehe.

Hier ist noch eine andere deutsche Freiwillige aus Deutschland (München), die aber mehr dem schulischen Teil der Bibliothek zugeordnet ist. Ich helfe oder unterstütze eher Ifi mit meinen Projekten und plane mit ihr und frage sie nach Kontakten. Nach den ersten Wochen Eingewöhnung habe ich dann echt gute Ideen für diese Aufgabe entwickelt. Ich möchte erstens die Spielenachmittage wieder aktivieren, sodass vielleicht jeden Monat ein oder zwei von denen abgehalten werden können. Am besten auch für die anderen zukünftigen Freiwilligen, dass die das nicht auch wieder aktivieren müssen.

Dann möchte ich alle Organisationen anschreiben, die in Osa geforscht haben, ihre Unterlagen oder Ergebnisse aber nicht hier hingeschickt haben. Sie sollen eine Kopie dieser Ergebnisse an die Bibliothek schicken und somit den Menschen hier die Möglichkeit geben sich über den eigenen Ort und die eigenen hier vorkommenden Tiere und Pflanzen informieren zu können. Und, wenn die gerade hier sind, könne sie auch in das Spielenachmittagsding eingebunden werden. Zusätzlich dazu wird auch LAST (eine Schildkrötenorganisation) in dieses Programm ebenfalls aufgenommen werden. Da bin ich an einem Monat für die Schildkröten dran, der alle Meereschildkrötenorganisationen vereint und den ganzen Monat etwas Anderes mit anderen Organisationen passiert. Beides ist kurz vorm ins Rollenkommen.

Außerdem bin ich seit drei Wochen endlich das erste Mal richtig in die Natur hier gekommen. Über eine Kayaktour in die Mangroven, vier Tage Freiwilligenarbeit in Corcovado und Canopytour, alles vergünstigt oder umsonst und alles, weil jemand gemerkt hat, wie sehr ich mich für die Natur hier interessiere und sie auf jeden Fall kennenlernen will. Das ist alles so schön hier mit den Tieren auch schon im Dorf, dem Strand, den Menschen und dem Wetter.

Deswegen zweites Paradies nur eben auf eine ganz andere Art und Weise als das Letzte. Schon jetzt kann ich davon reden viele Erfahrungen gemacht zu haben. Tiere, Menschen, Kultur und eigenes Auftreten werden sich verändern. Aber ebenfalls Erfahrungen, mit denen man nicht gerechnet hat, die aber zum Leben dazu gehören, wird man hier machen müssen oder habe ich bereits gemacht, so schmerzhaft sie auch sein können, wenn es kommt, kommt alles auf einmal, das ist das Leben, so ist es, so war es und so wird es immer sein, doch man kann hier damit umgehen lernen, manchmal auch notgedrungen und wenn man offen ist und auf andere zugeht, die Natur und das Umfeld an sich heranlässt, dann kann einen das alles heilen und dafür ist Costa Rica gerade richtig für gemacht. Costa Rica lässt einen seine Freude am Leben in diesen Situationen behalten und einen sogar noch gestärkter aus der Situation herausgehen. Pura Vida!!

BlogNo:02

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