Von Gewalt und Freiheit

von 22 anna_a  

Gibt es eine zweite Welt , von der ich nichts weiß?

Wir sind alle Menschen, wir leben alle auf dem gleichen Planten. Dieser Planet steuert gerade mit Vollgas auf eine Zukunft zu, die geprägt sein wird von Krisen, Konflikten, Katastrophen, nicht wenige lebensbedrohlich und viele auf eine Ursache zurückzuführen: den Klimawandel.

Kann mir mal jemand erklären, wie man, wenn man diese Tatsachen kennt, mit guten Gewissen so weiter machen kann wie bisher als wäre nichts?

Dabei meine ich jetzt allerdings nicht den Otto Normalverbraucher, der zwar vielleicht zwischen zwei Scheißoptionen die weniger schlimme auswählen kann, sonst aber recht machtlos ist. Nein. Ich spreche von Leuten in der Politik und der Wirtschaft, von Leuten, die am Machthebel sitzen, von den Händen, die unsere Welt so zielsicher auf den Abgrund hinlenken. Es wird Politik gemacht, als wären die Leute, die die Entscheidungen treffen, immun gegen die unvermeidbaren und allzu absehbaren Folgen ihrer Handlungen. Auch wenn es heute noch so scheinen mag, als wäre sie das tatsächlich, irgendwann werden auch sie von der Realität eingeholt werden.

Die Fragen, die den politischen Diskurs prägen, sind zum aus der Haut fahren und auch das, was in den Medien behandelt werden, geht ebenso dermaßen am Thema vorbei, dass man sich nur den Kopf raufen und alle Beteiligten einmal kräftig durchschütteln möchte, bis sie endlich verstehen, um was es hier geht.

Nehmen wir die Debatte um die „Klima-Kleber“ der letzten Generation als Beispiel: ständig wird darüber diskutiert, ob das eine angemessene Form de Protests sei, ob das gewaltfrei ist oder nicht und, um das ganze noch absurder zu machen, wird in den Debatten kritisiert, dass diese Proteste in den Medien ja nur zu Debatten führen, die sich um die Form des Protests und nicht den Inhalt der Forderungen drehen und ob das denn sinnvoll sei oder nicht doch eher kontraproduktiv.

Wie wäre es denn zur Abwechslung mal, statt diesen Missstand selber noch einmal durchzukauen und aus allen möglichen Blickwinkeln zu betrachten, einfach den eigenen Diskussionsraum dazu zu nutzen, es besser zu machen. Die Forderungen und vor allem die Hintergründe der Forderungen mit einer der aktuellen Situation angemessenen Dringlichkeit darzustellen. Dann könnte man sich sämtliche dieser hirnrissigen Debatten sparen.

Man müsste nicht mehr fragen, ob es Gewalt ist oder nicht, sich an einer Straße fest zu kleben oder Farbe auf ein Schaufenster zu kippen. Denn dann wäre allen klar: Die eigentliche Gewalt, die gerade stattfindet und mit der wir uns beschäftigen sollten, sind die Entscheidungen der Politik und der Kurs, der momentan gefahren wird.

Die negativen Auswirkungen dieser seit Jahrhunderten in imperialistischen, kolonialistischen Strukturen festklebenden, kurzsichtigen, heuchlerischen Politik sind schon jetzt allzu spürbar für große Teile der Bevölkerung in anderen Teilen der Welt und sorgen dafür, dass ein würdiges, menschengerechtes Leben Jahr für Jahr unmöglicher wird. Dass unzählige Menschen ihre Heimat verlassen müssen und sich auf einen Weg begeben, auf dem nicht selten der Tod wartet oder am Ende der Qualen eine von ignoranten Händen gezogene und armen Händen gebaute Grenze steht, die sie zurück in die Misere zuhause schickt.

Dass jeden einzelnen Tag 150 Arten dieser Welt aussterben und damit für immer aus der wundervollen, bunten Vielfalt unseres Planeten verschwinden. Aber lasst uns über Gewalt reden. Lasst uns darüber reden, dass es Gewalt ist, wenn ich morgens mit meinem BMW nicht rechtzeitig ins Büro komme, das schränkt mich ja ein in meiner persönlichen Freiheit. Das ich nicht mal mehr in Ruhe mein 1,50€ Rindersteak genießen kann. Dass ich nun auch noch darum kämpfen muss, wenn ich aus meinem Eigenheim im ruhigen Niederbayern keine landschaftsverschandelnden Windräder sehen will.

Aber die Gewalt, die unser Lebensstil tagtäglich auf unseren Planeten und alle Lebewesen auf ihm auswirkt, die ist nicht erwähnenswert. Früher oder später werden wir auf die Schnauze fallen müssen, um zu merken, dass wir mit unserer über alles geliebten Freiheit unsere Welt kaputt machen.

Es ist keine Freiheit, so zu leben wie man will, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken. Das ist Dummheit.

Aber wer bin ich schon zu reden? Ich mache es ja auch nicht besser.

BlogNo:06

Auf Moderation wartende Feedbacks

Der Eintrag hat ein auf Moderation wartendes Feedback...


Formular wird geladen...