Krank in Costa Rica
Vor meinem Auslandsjahr wurde ich vor so einigem gewarnt. Die einen warnten vor der Kriminalität in Mittelamerika, andere vor dem Klimawandel und wieder andere vor von den Mücken verbreiteten Fiebern. Ich habe nun ein ganz anderes Thema, dass mich das erste halbe Jahr hier gelinde gesagt etwas beschäftigte: Eiter.
Jeder kleine Stich, jede Wunde, jeder winzige Schlitz in der Haut. Alles eiterte. Zwei eitrige Nagelentzündungen zur selben Zeit (März/April). Eine davon musste operiert und mit Antibiotikum behandelt werden. Normale Blasen, die zu großen Eiterbeulen wurden. Stiche, die sehr jucken, aufgekratzt werden und dann zu Zweieuromünzen-großen Eiterstellen werden. Dies ist einem Mitfreiwilliger von mir passiert, er hatte nach einem Stich eine Krater-ähnliche Stelle an seinem Fuß und ein paar Wochen zuvor pro Bein ca. fünfzehn eiternde Stiche.
Ich hatte nachdem ich in einem indigenen Dorf im Regenwald lebte, am Rücken große, entzündete Stiche. Für einen Hypochonder wie mich war das schlimm, bis ich einen Arzt -ein sehr guter Freund meines Vaters- fragte, wie normal das sei. Der ganze Eiter hat mich nämlich schon enorm gestresst. Vor allem, weil ich mich nicht erinnern kann, wann ich in Deutschland jemals eine eiternde Wunde hatte. Und noch nie in meinem Leben habe ich so viel Antibiotikum auf so kurzer Zeit verschrieben bekommen.
Das oben beschriebene Entzündungschaos ist nun schon einige Monate her. Jetzt, wo sich meine Emotionen legten und so auch seit einigen Monaten -wegen Antibiotikum und ca. einer Tube Iod Salbe- mein Eiter-Zenit überwunden ist, kann ich mal festhalten, was Sache ist: Natürlich ist es normal für jemand, der noch nie Europa verließ, dass der Körper in Mittelamerika mit neuen Bakterien sehr überfordert ist.
Nicht nur, dass es hier andere Bakterien, Viren und Pilze gibt als bei uns in Deutschland. Es gibt von diesen auch deutlich mehr. Das tropische Klima gefällt denen natürlich. Das klingt nun sehr logisch und ergibt auch Sinn. Aber gerne hätte ich das vorher erfahren. So musste ich erst einen Arzt in seiner Freizeit nerven und zutexten, bis er mir am Ende quasi schreibt: „Ja, das ist leider normal in anderen Ländern. Mach dir da kein Kopf“.
Vor zwei Monaten musste ich übrigens zum Augenarzt, weil ich auf einem Auge unscharf sah. War aber nur eine allergische Reaktion auf irgendetwas. Seit fünf Wochen schmerzt meine Brust beim Atmen und Schlucken und ich habe jeden Tag Kopfweh. Ihr seht: Die Krankenversicherung aus Deutschland lohnt sich!
Obwohl ich zum Thema Krankheitssystem in Costa Rica schon sagen muss: Das ist unglaublich! Die öffentlichen Kliniken sind zwar sehr überfüllt und man hat kaum Zeit für dich, das kennt man so schon aus Deutschland, aber hier könnte man das kostenlos in Anspruch nehmen. Das geht sogar so weit, dass Leute aus den USA nach Costa Rica fliegen, um sich hier billig operieren zu lassen. Ich war bis jetzt aber nur in privaten Kliniken. Das aber sehr oft.
An sich ist das Krankensystem in der Hauptstadt schon vergleichbar mit dem Standard, den wir in Deutschland haben. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass es hier intelligenter und besser durchdacht ist. In Guatuso zum Beispiel: Ich war in dieser sehr kleinen Stadt zusammen mit meiner Lieben Patentante, die mich besuchen kam, wegen einer Nagelentzündung in der Klinik. Das Personal dort meinte, sie dürfen mich aber eigentlich nicht behandeln, da ich kein „Local“ sei, und daher auch nicht im System bin. Sie meinten aber auch, dass Sie es trotzdem tun werden und einfach schnell ein Profil anlegen werden. Das taten sie auch, obwohl wir sagten, wir könnten erst in drei Tagen zahlen. Dieses Vertrauen wurde von beiden Seiten natürlich nicht gebrochen.
Beim Herausgehen aus der Klink - nach gelungenem Eingriff - wurden uns durch ein Fenster im Gang noch schnell zwei Tütchen mit der genau passendend Dossierung von Tabletten und Salbe durchgereicht. Das hat der Arzt so ins System eingegeben und die hauseigene Apothekerin direkt passend die Tütchen befüllt. Das ist ja mal besser und intelligenter als bei uns!
Tatsächlich ist das Nervigste an meinen Krankenhausbesuchen die unzuverlässige Deutsche Versicherung, die das Geld nie ohne fünfmal nachfragen rausgibt.
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