Anreise nach Las Vegas und Ankunft

von 22 liam  

Da in meinem eigentlichen Einsatzort Unruhen herrschten, hieß es für mich, ebenso wie für fünf andere Freiwillige nach Las Vegas zu fahren, welches ein ganz kleines Dorf im Süden von Costa Rica ist, ungefähr 1 km von der panamaischen Grenze entfernt. Um 5 Uhr am Morgen standen wir auf, denn um 5:30 Uhr sollte unser Bus abfahren.

Total verschlafen verabschiedeten wir uns von allen restlichen Mitfreiwilligen, die noch im Hostel waren und machten uns dann schnell auf den Weg Richtung Bushaltestelle. Nachdem wir herausfanden welcher unser Bus ist, haben wir unser Gepäck abgegeben und waren total glücklich als wir endlich auf unseren Plätzen saßen und fielen dann auch sehr schnell erneut in tiefen Schlaf.

Die Fahrt nach Paso Canoas, einer Grenzstadt zu Panama, dauerte ungefähr 8 Stunden. Nach ca. 2 1/2 Stunden gab es die erste Pause zum Beine vertreten, für einen Toilettengang oder auch zum Essen kaufen. Mir fiel während des Stopps auf, dass an der Raststätte lediglich nur Snacks oder kleine und günstige Mengen an Essen verkauft werden. So gab es beispielsweise einen Schaschlik Spieß, einen Teller Obstsalat oder eine kleine Chipstüte zu kaufen. Auch wenn das Essen teilweise sehr lecker aussah, kaufte ich mir nix, denn ich hatte noch ein wenig Proviant dabei und hatte keinen großen Hunger.

Wir fuhren noch ein Stück weiter und machten noch einmal nach ungefähr der Hälfte des Weges halt. Dort gab es dann sogar auch ein Buffet mit warmen Gerichten nach eigener Wahl. Wir entschieden uns hier etwas zu kaufen, da wir auch vom Busfahrer mehr Zeit für die Pause bekamen. So wählten wir alle individuell unser Gericht und stellten es zusammen. Ebenso für zwei Kinder, welche sicherlich optisch erkannten, dass wir aus Nordamerika oder Europa kommen müssen und für sich selbst und für deren Familien nach Essen gefragt hatten. Das Essen schmeckte gut, doch wir mussten es ein wenig hinunterschlingen, denn der Busfahrer hupte schon zweimal. Beim dritten Mal heißt es immer Abfahrt. Gesättigt und gestärkt ging es dann weiter. Wir hatten noch ungefähr 5 Stunden vor uns.

In Paso Canoas erkannten wir dann zum ersten Mal in Costa Rica was wirkliche Not bedeutet. Als wir ankamen war es total schwül und regnerisch, überall standen Menschen und wollten von Panama nach Costa Rica, um von dort aus weiter Richtung USA reisen zu können, um Arbeit zu finden. Alle Migranten hatten nur das Nötigste dabei, in vielen Fällen nur ein kleiner Rucksack. In diesem Moment wurde man von extrem vielen Menschen angestarrt, wahrscheinlich da wir sechs weiße, große und blonde Ausländer waren und zusätzlich vollbepackt mit riesigen Reiserucksäcken und einem Haufen Handgepäck. Es ist schon wirklich ungerecht, dass wir freiwillig in ein Land auf einem anderen Kontinent uns aufhalten können, während andere ohne Papiere mit nichts weiter außer ein paar Stücken Kleidung mehrere Länder durchqueren müssen, nur um arbeiten und Geld für sich und ihre Familie verdienen zu können.

Wir mussten noch ungefähr 1 Stunde ausharren bis unsere Reise dann weitergehen konnte. Hier hatten wir die Möglichkeit zwischen einem Taxi, welches uns zu dem direkten Abholort Naranjo bringen könnte, oder zwei verschiedenen Bussen, welche uns erst einmal nach Laurel und dann nach Naranjo fahren würden. Wir entschieden uns für die längere und abenteuerlichere Variante, denn wir wollte die Strecke der Buslinie kennenlernen und uns bestmöglich an das Leben anpassen. Der Bus von Paso Canoas brachte uns innerhalb von fast einer Stunde nach Laurel, wo wir uns dann erstmal etwas zu Essen und einen Kaffee kauften.

Auf dem Weg lernten wir einen Australier kennen, welcher nun schon seit mehr als 20 Jahren hier in Costa Rica in Pavones lebt. Bei dem Gespräch schwärmte er nur von diesem Ort, da es ein Surfer Paradies sei und die Strände traumhaft idyllisch seien. Durch ihn fanden wir schließlich auch heraus, wo unsere nächste Bushaltestelle genau war und welchen Bus wir denn nehmen mussten. Nachdem wir diese Zeit ebenfalls überbrückten mit Warten, hieß es in Naranjo nur noch auf das Colectivo warten, welches uns letzten Endes in das Dorf Las Vegas reinfahren würde. Leider passierte es uns, dass wir eine Station zu früh ausstiegen und mit unseren schweren Sachen nun zum Abholort durch den Tropenregen stiefeln mussten. All unsere Sachen und unsere Kleidung sind bis aufs Ganze komplett nass geworden, doch unsere Laune war immer noch super.

Als wir dann nach einer kurzen Wartezeit endlich im Colectivo von Manuel saßen, waren wir gottfroh unsere Ankunft bald geschafft zu haben. Wir versuchten uns auf der Fahrt immer wieder vorzustellen, wie der Ort ausschauen würde, wer unsere Gastfamilie sein würde und auch wo wir schlafen würden.

Auf dem Weg von Naranjo nach Las Vegas bekamen wir schon mal einen kleinen Vorgeschmack: Purer Regenwald. Überall wo man hinsah war es grün und die Luft war herrlich frisch. Nach ungefähr 10 Minuten verschwand dann auch das Handysignal und nach ca. 50 Minuten Autofahrt kamen wir an. Diese Fahrt hat uns riesig Spaß gemacht, der Ausblick war einzigartig und die Luft war super erfrischend. Während wir gemeinsam hinten auf dem Pick-Up Seite an Seite lagen, gestaltete sich die holprige Fahrt durch den Dschungel und über die bergigen Trampelpfade als sehr abenteuerlich.

Wir kamen leider in der Dunkelheit an, sodass wir bei unserer Ankunft das Dorf und unser neues Zuhause für einige Wochen nicht erkennen konnten. Unsere zukünftige Familie begrüßte uns, als das Colectivo auf dem Pfad anhielt und führte uns anschließend zu ihrem Haus. Da es komplett stockdunkel war, wir keine Taschenlampen griffbereit hatten und es zusätzlich auch noch regnete, kam es dazu, dass wir überrascht und unwillkürlich durch Schlamm und Pfützen stampften, bis wir endlich im Zuhause der Jimenez ankamen.


Erst am nächsten Tag konnten wir richtig sehen, wo wir essen würden.

Empfangen wurden wir mit einem warmen Kaffee. Wir konnten leider auch auf dem Grundstück nichts erkennen, da es an diesem Ort kein Licht gab, doch wir wussten, dass uns viele Menschen und verschiedene Tiere wie Gänse, Hunde, Hühner und Katzen umringten. Wie sich später herausstellte befanden wir uns zu diesem Zeitpunkt in dem Essbereich, welche aus einem Erdboden besteht und offen ist. Wir versuchten ein bisschen Smalltalk zu führen, um die Stimmung aufzulockern, aber da wir alle sehr müde von der wirklich anstrengenden und langen Reise waren, stellte uns der Vater der Familie, Marcos, die Schlafmöglichkeiten (Ranchos/Hütten) vor, in welche wir uns dann auch relativ schnell begaben. Manche spannten noch die Hängematten, die anderen hingen ihre Mosquito Netze auf, und dann hieß es für uns erstmal alles verarbeiten. Von Insekten umringt auf einem hölzernen Bett, welches für meine Körpergröße zu klein war, rollte ich mich zusammen. Wir waren alle fix und fertig und wollten schnell einschlafen.

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