Ab nach San Francisco .. in die Schule
Die Grundschule
"Kannst du etwas auf Deutsch sagen?"; "Wie groß bist du?"; "Hast du Kinder?"- solche und ähnliche Fragen stellen mir Schülerinnen und Schüler zwischen sieben und zwölf Jahren. Ich bin die erste ausländische Freiwillige, die sie hier treffen.
Weiß, helläugig, blond und groß, wie ich bin, falle ich natürlich auf. Die Kinder sind neugierig, offen und nett, weshalb ich gerne mit ihnen spreche und alle Fragen beantworte.
Die Grundschule ist mit drei Kindergartenkindern und einer Schulklasse, in der verschiedene Klassenstufen gemeinsam betreut werden, sehr klein. Aktuell sind es 18 Schülerinnen und Schüler, eingeteilt in sechs verschiedene Klassenstufen. Der Stundenplan wird nicht sehr streng eingehalten und die Übergänge zwischen Fächern und Pausen sind fließend. Die Atmosphäre ist familiär und locker. Zu locker? Ich frage mich, wie viel die Kinder hier tatsächlich lernen. Ob es der Größe der Schule geschuldet oder Standard im Land ist - dazu fehlt mir der Vergleich. Klar ist, dass es schwierig ist, in einer so gemischten Klasse jedem Lernniveau mit passendem Unterricht gerecht zu werden.
Die Schule vom Sportplatz vom Sportplatz gesehen
Was außerdem auffällig ist, sind die vielen Unterrichtsausfälle. Allein in meiner Zeit hier sind jede Woche mindestens ein bis zwei Schultage ausgefallen. Grund dafür sind hauptsächlich irgendwelche Versammlungen, an welchen die Lehrerinnen und die Direktorin teilnehmen. Dazu kommen noch Feiertage und außerordentliche Ereignisse, vor ein paar Wochen zum Beispiel ein Wasserausfall. Nachdem eine Wasserleitung durch ein Gewitter beschädigt wurde, gab es im ganzen Dorf drei Tage lang kein Leitungswasser. In diesem heißen Klima eine besondere Challenge und eine wichtige Erinnerung daran, wie unvergleichlich wertvoll sauberes Leitungswasser ist.
Mit ihrer Größe entspricht die Schule der des Dorfes, in dessen Mitte sie steht: San Francisco. Mit seinem weitbekannten Namensvetter an der Westküste der USA hat es nichts gemeinsam. Es ist im Inland, nordwestlich von San José, klein, familiär, ohne Busanbindung, sehr grün und ganzjährig heiß. Ich wohne bei einer lieben Familie im Ort und kenne sie bereits, nachdem ich zuvor sechs Wochen bei ihren Verwandten in den naheliegenden Bergen eingesetzt war (in La Potenciana). Wir wohnen eng zusammen, es gibt wenig Platz und keine Privatsphäre. Zusammen mit ihren drei Hunden und den übereifrigen Hähnen im Garten ist es eine herausfordernde Wohnsituation. Dazu kommt die schwüle, ermüdende Hitze jeden Tag.
Grüne Aussicht vom Dorf aus
Ansonsten ist San Francisco ein schöner Ort an (zumindest in der Regenzeit) grünen Hügeln und Bergen mit viel Natur und netten Einwohnern. Weitere Highlights sind rote Aras am Himmel, Leguane am Baum, Limetten im Garten und gelegentliche Tropenobstlieferungen von Nachbarn und Familienmitgliedern - darunter Bananen, Sternfrüchte, Cas, Mamones chinos oder sogar Maracujas. Die letzten heimischen Mangos und Avocados gab es im Juli, deren Saison ist leider vorbei.
Geplant war der Einsatz hier anfangs nicht. Über Mundpropaganda wurde ich als Freiwillige für ein bis zwei Monate hierher eingeladen. Mein Arbeitsplatz ist vor allem der Schulgarten und ein bis dahin ungenutztes Feld daneben. Letzteres bietet nämlich viel Fläche zum Bepflanzen. Die Ernte soll vor allem für die Schulküche verwendet werden. Zunächst musste jemand mit passendem Gerät das dichte Gestrüpp darauf schneiden. Im Anschluss musste dieses zusammengerecht und die Haufen verbrannt werden, um Platz zu schaffen. Eine interessante Aktion: Allein und mitten im Grünen einfach mehrmals Feuer legen und sich darum bemühen, dass möglichst viel abbrennt.
Haufen mit getrocknetem Gestrüpp verbrennen
Ein Bereich des Feldes ist mittlerweile zu Beeten umgegraben und mit Koriander und Yuca (die Wurzeln sind beliebt in der costaricanischen Küche und ähnlich verwendbar wie Kartoffeln) bepflanzt. Es gibt noch viel nutzbare Fläche, aber es fehlt an Samen und Setzlingen. Währenddessen wächst das Gestrüpp rundherum schon wieder in rasendem Tempo nach. Grünzeug gedeiht prächtig in diesem Klima.
Neben dem Bepflanzen bekam ich den Job, sämtliche Ziersträucher um die Schule von Unkraut zu befreien und frische Erde darum aufzuschütten. Zuletzt sollten noch die vielen Blumentöpfe des Schulgebäudes geleert, gereinigt und mit frischer Erde wieder bepflanzt werden.
Das Feld neben der Schule mit angelegten Beeten
Der andere Teil der Arbeit in San Francisco ist im sozialen Bereich. Ich helfe den Schülerinnen und Schülern bei Aufgaben, rede und spiele mit ihnen und erzähle ihnen von Deutschland und Europa. Das musste zunächst einmal auf dem Globus gesucht werden. Ansonsten habe ich den Klassenraum gekehrt und geordnet, Bücher geputzt und Geschirr gespült nach dem Frühstück der Kinder.
Der Einsatz hier ist sozusagen eine Mischung des ökologischen Freiwilligendienstes mit einem sozialen. Das macht jedoch nichts. Für den begrenzten Zeitraum ist es sowohl für die Kinder als auch für mich eine interessante Abwechslung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Vor allem kann ich hier viel Spanisch lernen. So, wie es sich gehört - schließlich bin ich in einer Schule!
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