Ressourcen

von marcus_11  

Wie bereits am Ende meines letzten Blogs angedeutet, fehlt den Costaricanern manchmal die Sensibilität für den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und die Folgen für Mensch und Natur, was sich an einigen Beispielen anführen lässt. Am auffälligsten ist sicherlich das Phänomen, dass der Motor von Autos, Bussen und Motorrädern meist nicht abgestellt wird, auch wenn man längere Zeit wo hält.

Außerdem laufen die Klimaanlagen oder Ventilatoren, zumindest im heißen Guanacaste, fast ständig und auch nachts, obwohl es da deutlich abkühlt und die Ventilatoren demnach mehr der Vertreibung von Mücken und anderem unliebsamen Getier dienen. Auch mit dem Wasser ist man nicht besonders sparsam, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass es in Costa Rica große Wasserressourcen gibt und das Trinkwasser daher relativ günstig ist. Die Mehrheit ist auch ans öffentliche System angeschlossen und die hauseigenen Brunnen werden leider immer weniger benutzt und geraten zunehmend außer Funktion oder dienen wie in meiner Projektstelle zur Bewässerung der Pflanzen. Wer sich nicht mindestens einmal am Tag duscht, gilt als äußerst unhygienisch; wer duscht, ohne die Haare zu waschen, ebenfalls.

Außerdem ist die Begeisterung für Technologie sehr auffällig: fast jeder hat ein Handy, auch schon Teenager und möglichst immer das neueste Modell. Das mag auf den relativ starken Einfluss der USA und ausgetüftelte Marketingstrategien zurückzuführen sein, oder aber auch eine schon vorhandene Mentalität ansprechen. In vielen Fällen beobachte ich eine grenzenlose Modernisierungs- und Technikbegeisterung, ohne auf die Folgen zu achten. Vor allem die jungen Leute sind ganz wild auf ein schickes Handy, das auch als Prestigeobjekt fungiert. Fernseher und Handy finden sich in der einfachsten Hütte und gehören schon zur Grundausstattung selbst von bescheidenen Bauern und Fischern, wobei es sonst oft an Vielem fehlt und noch über offenem Holzfeuer gekocht wird.

Der Fernseher läuft nebenbei im Hintergrund und ist für mich ein Symbol dafür, dass die „Ticos“ immer lautes Leben um sich herum brauchen, um sich nicht zu langweilen. Das hat mich etwas erstaunt und steht für mich in gewissem Gegensatz zum naturnahen Leben. Davon mal abgesehen verbraucht es natürlich auch Strom, wenn ständig Fernseher und Ventilatoren laufen. Manchmal gibt es aber auch Stromausfälle – besonders in der Regenzeit – und oft wird man sich eines Wertes ja erst bewusst, wenn man ihn nicht mehr hat.

Dabei sind einige kleinere Gemeinden in Costa Rica noch gar nicht so lange mit Strom- und Telefonnetz verbunden und es gibt auch immer noch abgelegene Dörfer, vor allem in indigenen Siedlungsgebieten, die dahingehend noch nicht erschlossen sind. Für die mit dem Netz verbundenen Orte scheinen die Kosten jedoch relativ gering zu sein und auch die Handykommunikation ist vergleichsweise billig – vor allem durch die staatlich subventionierte I.C.E. und die damit verbundenen Kooperativen, wie z.B. die CoopdeGuanacaste. Dies ermöglicht nahezu jedem die günstige Nutzung von Wasser, Strom und Telefon; auf der anderen Seite wird kaum beachtet wo die Energiequellen liegen und dass zunehmend auch Stauseen angelegt werden – zu Lasten der bestehenden Ökosysteme.

Manchmal bekommt man auch den Eindruck, dass es im fernen Europa mehr Menschen und Organisationen gibt, die am Regenwaldschutz interessiert sind, als in den Ländern, die quasi „an der Quelle“ sitzen und täglich mit dem Gebrüll der Affen leben. Woran das liegen mag? Schlechtes Gewissen der „schmutzigen (Post-)Industriestaaten“ und quasi Wiedergutmachung durch Engagement in den Tropen? Vielleicht auch, dass man die Probleme öfter oder leichter beim anderen sieht, als bei sich selbst? Umweltbewegung der letzten Jahrzehnte in Deutschland und damit einhergehende Umweltbildung?

Im sparsamen Umgang mit Ressourcen gibt es also auch hier noch Lernbedarf und vielleicht kann das eine Mission von uns Freiwilligen sein, eben stärker dieses Bewusstsein zu schaffen.

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