Auch in Costa Rica auf Vormarsch: Palmöl

von gustav_11  

Wenn man in Deutschland durch den Wald geht und ausnahmsweise das Glück hat, einen Mischwald zu durchwandern, ist man vielleicht von etwa 10 verschiedenen Baumarten umgeben und das erscheint uns dann schon als abwechslungsreich und „wild“.

Hier in Costa Rica geht man nur drei Schritte und schon sind es mindestens 50 verschiedene Baumarten, die man sehen kann und die einen mit ihrer unglaublichen Varietät an Farben und Formen beeindrucken. Das Unterholz in diesen Wäldern ist noch naturbelassen, das heißt hier räumt kein Waldarbeiter auf, sondern die gefallenen Zweige, Früchte und auch Bäume bleiben als Biomasse am Boden liegen und integrieren sich so über die Zeit wieder in den Kreislauf des Waldes.

Doch leider nicht überall, denn auch in Costa Rica geht der Trend in Richtung „Planwälder“, die doch so viel lukrativer sind und dann auch noch dem Treibhauseffekt entgegenarbeiten … angeblich. In Costa Rica erhält jeder, der auf seinem Grundstück eine größere Fläche Wald unterhält eine gewisse Summe zur Unterstützung, nicht viel mehr als eine symbolische Geste, aber wenn dann dieser Wald auch noch Gewinn abwirft, ist dieses Geld eine willkommene Zusatzeinnahme.

Als Wald gelten in diesem System aber leider auch Baumplantagen, zum Beispiel aus Teak oder Palmen. Diese Plantagen haben aber leider so gar nichts mit dem Wald zu tun, den ich oben beschrieben habe.

Die Bäume sind in geraden Linien angepflanzt, alle Bäume sind gleich alt, in etwa gleich hoch, gleich breit und haben, da sie der selben Art angehören, auch die gleiche Wuchsform. Zwischen jedem Baum wird gewissenhaft der geplante Abstand eingehalten, um den Zugang für Fahrzeuge zur Aufräum- und Erntearbeiten zu erleichtern. Bei diesen Aufräumarbeiten werden sämtlichen gefallen Äste und sonstigen „Abfälle“ entfernt, wobei die kahle braune Erde zurückgelassen wird. Etwa 3-4 Jahre braucht eine Palme, um zu einer angemessenen Größe heranzuwachsen, dann tragen sie Früchte, die geerntet werden. Aus ihnen wird dann später in verschiedenen Häcksel- und Raffinerieprozessen das berüchtigte Palmöl hergestellt, das schließlich als Schmier- oder auch Treibstoff seine Verwendung findet.

Um eine ununterbrochen Produktion zu gewährleisten teilen, die wenigen großen Firmen, die Palmplantagen betreiben, ihre Gebiete in Quadranten ein, die dann zu unterschiedlichen Zeiten bepflanzt werden. Die geernteten Flächen lässt man für eine gewisse Zeit brachliegen, jedoch nie lang genug, damit sich der Boden wieder vollständig erholen kann. Nach knapp 12 Jahren erreicht eine Palmplantage ihr Produktionsmaximum, danach geht es mit den Erträgen stetig bergab, bis es schließlich nicht mehr lukrativ ist und die Produzenten, wie die Heuschrecken weiterziehen. Etwa 20 Jahre lang kann ein Boden das ständige Anpflanzen von Palmen ertragen, dann ist er ausgelaugt und zurück bleibt eine tote Fläche, umgeben von tropischen Wäldern die noch unberührt sind.

Es macht mich traurig zu sehen, wie die Palmplantagen gerade hier im Süden Costa Ricas sich immer weiter ausdehnen, unterstützt von internationalen Geldern und Subventionen der costa-ricanischen Regierung. Von meiner Arbeitsstelle aus kann ich die große, bis nach Panama reichende Ebene überblicken, in der große quadratische Flächen zu sehen sind, die eindeutig nicht natürlichen Ursprungs sind. Zu gerade sind die Linien, zu gleichmäßig der Baumwuchs und auffällig die rauchenden Schornsteine der Raffinerien inmitten dieser Vierecke. Das Bild setzt sich so fort bis zur Grenze Panamas, dann gibt es einen Bruch. Dahinter scheint das (politische) Klima noch nicht bereit zu sein für Palmen, oder aber es war es schon viel früher und was jetzt zurück bleibt ist eine braune Landschaft, in der Kühe den ohnehin schon erodierten Boden weiter aufwühlen.

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