Feuer!

von maurice_12  

In der Trockenzeit sieht man oft in der Ferne wilde Feuer leuchten. Es entstehen teils gewaltige Waldbrände und niemand scheint sich darum zu kümmern. Wie die meisten Ticos mit Feuer umgehen, darf man getrost als grob fahrlässig bezeichnen. In Costa Rica ist es vor allem auf dem Land, aber auch oft in der Stadt, üblich seinen Müll einfach im Garten zu verbrennen. Ob das nun ökologisch sinnvoll ist oder nicht, darüber kann man sich streiten.

Zu mindest in ganz abgelegenen Gebieten haben die Menschen aber auch kaum eine andere Möglichkeit um ihren Müll zu beseitigen. Besser als den Müll einfach in den Wald oder den nächsten Fluss zu werfen was in Tico-Land durchaus nicht unüblich ist, finde ich es immerhin. Das interessante ist aber eigentlich was die meisten Ticos machen wenn sie so ein Müllfeuer entzündet haben: Sie gehen einfach weg. Sie gehen einfach weg und kümmern sich offenbar kein bisschen darum was so ein Müllfeuer z.B. im ausgetrockneten Guancaste, mit seinen weiten ausgetrockneten Grasflächen und in dieser Zeit blattlosen Trockenwäldern, anrichten könnte.

Kommt es dann wirklich zu einem Waldbrand, passiert, wie nicht anders zu erwarten bei derart "verantwortungsbewussten" Menschen, nichts. Es kommt keine Feuerwehr, es interessiert überhaupt niemand. Beim betrachten eines Brandes haben die meisten Ticos einen Gesichtsausdruck der dem gleichkommt, den Sie haben, wenn Sie ihren gesamten Müll in fast schon typischer Tica-Manier, während der Fahrt aus dem Busfenster werfen. Ein Gesichtsausdruck der verät, dass man sich wirklich überhaupt nichts dabei denkt und sich auch in keinsterweise dafür schämt.

Der Brand geht meist erst dann aus wenn er von einem natürlichen Hinderniss oder beispielsweise einer breiten Straße gestoppt wird.

Das Empfinden für Naturschönheit scheint in Costa Rica, oder zu mindest in Guancaste, wo ich meine meiste Zeit verbracht habe, komplett anders zu sein als das eines Mitteleuropäers. Offenbar gilt hier eine abgebrannte oder komplett niedergemähte Fläche als irgenwie schön und aufgeräumt. Ich kann mich gut erinnern, wie ich einenestages, vor einer größeren Veranstaltung die ökologische Finca auf der ich arbeitete "aufräumen" sollte. Dazu gehörte auch das niedermähen von, meinem Empfinden nach schönen, Gras- und Schilfflächen auf Glatzen-Kürze.

Ähnliches machen Maisfarmer in der Region, wenn sie nach der Ernte einfach das ganze Feld abbrennen. Zurück bleibt der nackte ungeschütze Boden. Es kommt zu Aushagerung und Bodendegradierung da der Boden nun der erbarmungslosen Trockenzeit ohne schützende Schicht ausgeliefert ist. Durch das abbrennen entsteht zwar schlagartig auch ein Nährstoffpotenzial, dieses kann aber aufgrund der Trockenzeit und der Abwesenheit von Feuchte von den nicht vorhandenen Pflanzen auf der Fläche, nicht verwendet werden und wird verweht.

In Guancaste verwendet man Feuer für vieles. Wächst die Seitenböschung zu weit auf die Straße, zündet man sie an anstatt sie abzumähen und geht nachdem man das getan hat natürlich einfach weg. Ich habe mich oft gefragt ob dieser unverantwortliche Umgang mit Feuer nicht teilweise sogar von skrupellosen Menschen genutzt wird. Es scheint sogar in einem Land wie Costa Rica nicht ganz so einfach zu sein ein Stück Wald zu kaufen, den Wald niederzuhauen und dann als Kuhweide zu verwenden. Es geht zwar, aber scheint zu mindest eine bürokratische Herausforderung zu sein. ABER, wenn der Wald einfach abgebrannt ist, ZUFÄLLIG, dann kann man doch eigentlich das Land als Weidefläche verwenden... Ich kann nicht ausschließen, dass manche Menschen in diesem Land in diese Richtung denken.

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