Wochenlang

von carla_11  

Wochenlang war der schwarze, ungekennzeichnete Helikopter zweimal täglich über Yorkín hinweggeflogen. Morgens Richtung Süden, nachmittags Richtung Norden. Die Maschine passierte niedrig und mit minutiöser Genauigkeit, was schon bald Misstrauen auslöste, in der kleinen indigenen Gemeinde des Territorium Bribri de Talamanca an der Grenze zu Panama. Von Drogenhandel wurde gesprochen, von dem geplanten Bau eines Wasserkraftwerkes auf ihren Ländereien.

Eine Woche, nachdem die sieben „Missionare“ in Talamanca gelandet waren, erfuhr ich davon. Sieben Tage später brachen wir als fünfzehnköpfige Gruppe nach Alto Coén auf. Kinder, junge Erwachsene, Frauen und Männer aus fünf indigenen Gemeinden des Territoriums und drei Mitgliedern von Kioskos Socioambientales, Universidad de Costa Rica. Als Zeichen der Solidarität mit den Dorfbewohnern, um Unterstützung anzubieten, um aus erster Hand zu erfahren, was wirklich geschehen war. Es wurde erzählt, geteilt, diskutiert. Wer waren die Männer? Was war es, was sie gesucht haben? Werden sie wieder kommen?

Es wird die Verbindung zum Goldbergbau vermutet. Mitgeführte Gerätschaften mit GPS-Funktion, Kamera, Metalldetektor und zur Erfassung der Bodenbeschaffenheit weisen darauf hin und ebenso die Nationalitäten der Eindringlinge, die zu großem Teil aus Kanada stammten, dem Land, aus dem die meisten der transnationalen Minenunternehmen in Costa Rica und dem restlichen Lateinamerika stammen. Der Anführer der Männer war peruanischer Staatsangehörigkeit und auch das scheint irgendwie Sinn zu machen, weiß man, dass Kanada im Bergbau inzwischen verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Peru setzt. Doch auch Drogenhandel könnte Ziel der Mission gewesen sein. Es wird viel spekuliert. In Alto Coén, in Talamanca.

Von verschiedenen Dörfern aus wurde der Militärhubschrauber gesehen und gemeldet. Jeder Luftverkehr muss durch die indigene Bevölkerung genehmigt werden, unbekannte Fahrzeuge darf es hier nicht geben. Auf dem Spiel steht die territoriale Sicherheit. Die indigene Bevölkerung fordert eine schnellere Aufklärung der Vorfälle, bemängelt langsames Arbeiten der ADITIBRI, der Lokalregierung des Territoriums Bribri, und auch auf nationaler Ebene. Wie kann es möglich sein, dass ein Helikopter nicht durch die Radarsysteme erfasst wurde?

Noch immer passierte der schwarze Hubschrauber Tag aus Tag ein Yorkín. Von einem Wasserkraftwerk redete nun keiner mehr. Was war das Ziel der Besatzung, von der wir wussten, dass sie Alto Coén inzwischen verlassen hatte? Wo landeten sie und wie war es möglich, dass sie nicht aufgegriffen werden konnten? Inzwischen beteiligte sich auch die Regierung Panamas an der Aufklärung und obgleich der Präzision der Gesuchten, oder vielleicht gerade wegen ihr, gelang es nicht, die Männer zu fassen. Die Polizei kam, führte Befragungen durch, sammelte Bildmaterial, schoss ein Foto des Hubschraubers, als dieser Punkt elf Uhr das Dorf überquerte, und ging wieder.

Inzwischen sind Monate vergangen. Was geschieht in Talamanca?

weitere Information:
Haciéndose pasar por misioneros, amenazan indígenas en Talamanca

BlogNo:

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...