[Wahl] „Ich wähle den, den ich am wenigsten nicht mag!“

von 13 julius  

Ich möchte diesen Blog auf eine etwas persönlichere Art und Weise bezüglich der anstehenden Präsidentschaftswahlen Costa Ricas schreiben. Ich habe mittlerweile mit so gut wie jedem, mit dem ich ein bisschen Zeit verbracht habe, gefragt wie er denn zu den Präsidenten steht und ob er überhaupt wählen geht. Und immer öfter bekomme ich die gleiche Antwort:

"Ich mag keinen von denen, also wähle ich den, den ich am wenigsten nicht mag." Aber wenigstens haben die meisten Menschen überhaupt noch Ambitionen zu wählen. Denn wenn man sich anschaut was in letzter Zeit auf politischer Ebene im Land passiert ist, könnte man sehr gut verstehen, dass so mancher Costa-Ricaner absolut wahlmüde geworden ist. Egal wen man wählt es ändert sich ja doch nichts. Ein Korruptionsskandal folgt auf den nächsten. Auch die jetzige Präsidentin Laura Chinchilla ist da keine Ausnahme. Hinzu kommt schlechte bzw. ungeschickte politische Handhabung, Fehler und falsche Versprechen.

Die Liste ist lang. Doch was mir deshalb völlig unverständlich bleibt, ist der Fakt, dass dem jetzige Präsidentschaftskandidat "Johnny Araya Monge" genau dieser Partei, nämlich die "Partido Liberación Nacional" momentan die besten Chancen auf die Präsidentschaft zugesprochen werden.

Ich habe es in meiner Familie mit vielen verschiedenen Charakteren zu tun. Einen "alteingesessenen Vater", der einfach aus Prinzip immer dieselbe Partei wählt und eine Mutter die meist unter dem Druck ihres Mannes steht, sich aber auch nicht so recht interessiert. Aus diesem Grund, schätze ich, bekommt die "Partido Liberación Nacional" schon einen Großteil ihrer Stimmen. Einen Sohn der natürlich rebellisch ist und daher die "Frente Amplio" (breite Front) wählt! Die Frente Amplio ist eine sehr junge Partei die sich darum bemüht, endlich die nationalen Probleme des Landes zu beheben und die Korruption zu beenden.

Dann gibt es eben noch die, die sich wirklich die Broschüren der einzelnen Kandidaten durchgelesen haben und zum Schluss eben genau zu der anfänglichen These kommen: "Eigentlich mag ich keinen von denen". Es gab dazu sogar schon ein wilde Diskussion beim Mittagessen und um mal zu zeigen was „Alteingesessen“ bedeutet. Auf die Frage an den Vater aus welchen Gründen er Johnny Araya wähle antwortete er: "Mein Vater hat diese Partei gewählt, also wähle ich sie auch". Es ist wie ein Teufelskreis. Das einzige was hilft ist die Zeit die dafür sorgt, dass es nach und nach mehr dieser Rebellen und wenige "Alte" gibt, so schlimm das auch klingen mag.

Ich habe mich darüber ebenfalls lange mit meiner Chefin unterhalten und sie hat mir erzählt, dass ein weiteres großes Problem bei den Präsidentschaftswahlen folgendes ist: Viele Menschen lassen sich durch Propaganda, Medien, andere Menschen oder falsche Versprechen dazu verleiten, einen bestimmten Präsidenten zu wählen. Na klar, jeder weiß wie einflussreich eine gut gemachte Werbekampagne, öffentliche Reden oder Auftritte sein können.

Im Falle Johnny Arayas beispielsweise kann ich selbst bezeugen wie gut so etwas funktioniert. Ich war die letzte Woche zwei Mal bei den „Fiestas de Palmares“ bei denen es sich um große öffentliche Feierlichkeiten in Palmares handelt. Der erste Tag beginnt mit dem sogenannten „Al Tope“ bei denen die Chefs größeren Firmen Costa Ricas, Verbände und Organisationen und eben auch einige Politiker (Johnny Araya) auf Pferden durch die Straße reiten. Wer also durch die Nähe zum Volk, einem selbstbewussten Lächeln, gut-klingende Reden oder Versprechungen Sympathiepunkte sammelt, anstatt auf den Punkt zu bringen was er im Falle seiner Wahl genau umsetzen möchte, liegt beim gemeinen Volk natürlich weiter vorne.

Dabei möchte ich mit dem Finger nicht nur auf Johnny Araya zeigen, aber bei ihm habe ich es nun mal einfach live erlebt. Aber so funktioniert Politik ja nicht nur in Costa Rica. Meine Chefin zeigte sich in jedem Fall betrübt, da sie befürchtet dass es mit Korruption vorerst kein Ende nimmt.

BlogNo:

1 Kommentar

Kommentar von: Magda [Besucher]

Das erinnert mich doch stark an Deutschland… die ganzen Leute die einfach aus Prinzip immer dieselben Parteien wählen(Meist ja CDU/CSU) find ich echt schlimm. Hab leider sogar ein paar Freunde die CDU gewählt haben, weils ja die Eltern machen. Nur in Costa Rica wäre der Umschwung dann doch noch ein bisschen dringender.


Formular wird geladen...