Exkursion den Vulkan hoch und runter

von sven_10  

Weltwärtsfreiwillige können auch nicht jeden Tag arbeiten und brauchen mal ein paar Tage Pause, aber für uns bedeutet das nicht nur Ausruhen. Unsere Ausflüge werden mit umweltpolitischem Inhalt gefüllt, um selber mehr zu lernen und unsere Freunde und Freundinnen in der Heimat über aktuelle Themen zu informieren. Also ging es für uns über Neujahr nach Nicaragua um zwei völlig verschiedene Vulkantypen und deren Flora und Fauna zu erkunden. Zuerst waren wir auf, bzw. in dem Krater des Volcáno de Masaya in einer Herberge untergebracht, wo wir auch andere Weltwärtsler aus verschiedenen Projekten in Nicaragua trafen.

Der aufgeworfenene Hügel des Vulkans ist relativ niedrig, hat dafür aber einen riesigen Kraterdurchmesser und es befindet sich ein ca. 200 Meter tiefer See in seinem Inneren. Die Hänge des Kraters sind von subtropischem Trockenwald gesäumt, in dem ich als Zierpflanzengärtner einige Gewächse finden konnte, die es auch in deutschen Geschäften zu kaufen gibt, wie z.B. den Kugelamarant (Gomphrena globosa). Wir erhielten eine interessante Führung der dort ansässigen Escuela de Espanol, die sich um die Sammlung von Daten über Pflanzen, Vögel, Schmetterlinge und Falter, sowie die Fische im Kratersee bemüht. Einige der Fische gibt es nur in diesem Vulkan, da es sich hier um ein stark isoliertes Ökosystem handelt. Auch die Forschung über den Wasserzu- und Ablauf steht auf der Agenda.

Im Anschluss fuhren wir auf die Isla de Ometepe, eine Insel mit zwei Vulkanen inmitten des Lago de Nicaragua. Unsere Unterkunft lag direkt am Osthang des Maderas, der kleinere der beiden Vulkane mit ca. 1300 Metern Höhe. Den mussten wir natürlich besteigen, was wir auch in rekordverdächtigen 3 Stunden geschafft haben. Die Fauna verändert sich dort mit jedem Meter den man ansteigt, aber das hat Christian ja ebenfalls hier schön beschrieben. Da die Spitze des Berges fast ständig mit Wolken verhangen ist, hat sich dort ein ganz eigenes Nebelwaldsystem gebildet. Hier am Berg drücken die Ostwinde die Wolken gegen den Hang, deshalb regnen sie sich hier ab. Durch die hohe Niederschlagsmenge besticht die Flora durch Moose und Epiphyten wie Bromelien, Orchideen und Farnen unzähliger Gattungen. Auf einem einzelnen Baumstamm konnte ich mindestens 18 verschiedene Pflanzenarten zählen, das Moos mitgerechnet. Auch eine meiner persönlichen Lieblingspflanzen (Baumfarn: Dicksonia fibrosa) war gut vertreten.

Die Bäume in den höheren Lagen haben einen eigenartigen Wuchs, da sie hier weniger um Licht, sondern gegen den Wind kämpfen müssen. Daher wachsen sie bizarr in die Breite und sind nur wenige Meter hoch (siehe Foto).

Durch die Abgeschiedenheit dieses einzigartigen Ökosystems konnte sich eine riesige Artenvielfalt ungestört entwickeln und erhalten. Der Anbau von Kaffe, Kakao oder Tabak ist ab einer Höhe von 400 Meter über Meeresniveau verboten und auch Wilderei wird (hoffentlich) streng geahndet, da sich die Inselbewohner ihres Ökoparadieses und deren Bedeutung für den Tourismus durchaus bewusst sind.

Nette Reisebegleiter während des Anstiegs waren neben unseren beiden einheimischen Führern Abel und Elmer auch Brüllaffen, deren Geschrei man teilweise kilometerweit hören kann. Nach dem beschwerlichen Anstieg ging es vom Kraterrand wieder abwärts in den Krater. Auch in diesem Vulkan gibt es einen Kratersee, der jedoch viel kleiner und weniger tief als der des Volcáno de Masaya ist. Zudem war die Atmosphäre sehr gespenstisch und mysteriös, da der See sehr sumpfig und in Nebelschwaden getaucht war. Das hielt uns jedoch trotzdem nicht davon ab, ein kleines Bad in der schlammigen Brühe zu nehmen.

Der Abstieg war dann jedoch noch viel anstrengender als der Aufstieg, da man nun um so mehr darauf achten musste, auf den glitschigen Felsen nicht auszurutschen. Alles in allem hat er Ausflug etwa 8 Stunden gedauert, aber dieses einzigarte Naturerlebnis war die Anstrengung definitiv wert.

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1 Kommentar

Kommentar von: Larissa [Besucher]

Klingt beeindruckend… von dem See hätt ich gerne ein Bild gesehen ;)


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