Unsere kleine Reise in Richtung Süden

von 15 hannah  



Nachdem wir wieder einen Monat lang nur in unserem Projekt waren, hatten wir wieder einmal Lust auf einen Kurzurlaub. Vorher mussten wir jedoch alle noch nach San José, um unsere Fingerabdrücke bei der Polizei abzugeben. Die Reise in die große Stadt war wie immer sehr ermüdend und anstrengend. Nachdem alle Formalitäten geklärt waren und wir die richtige Busstation gefunden hatten, konnte unser Urlaub dann endlich beginnen. Wir haben uns unsere Tickets gekauft und mussten dann noch ein wenig warten. Die Zeit nutzten wir, um uns noch ein wenig für die Fahrt zu stärken. Unsere Rucksäcke wurden schon markiert und in den Bus geladen, als wir dann auch endlich unsere Plätze einnehmen konnten.

Der Weg aus der Stadt raus dauert allein meist eine knappe Stunde. Der Verkehr ist einfach verrückt: Alle hupen und es geht trotzdem nur stockend voran. Im Bus wird es immer heißer, weil es noch keinen Fahrtwind gibt. Zusätzlich werden wir mit Abgasen zugequalmt. Eine, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, eher unangenehme erste Stunde. Die Musik in meinen Ohren macht es jedoch etwas leichter das ganze auszuhalten. Endlich aus der Stadt raus geht es auf die Autobahn, die auch Abkühlung im Bus mit sich bringt. Die meisten Fenster stehen weit offen und die Haare werden vom Winde verweht. Bei meiner derzeitigen Übergangsfrisur spielt das jedoch keine große Rolle. Bei den meisten Tic@s sitzt trotzdem alles perfekt, da genug Haargel die Frisuren fixiert.


Traumstrand 1.


Traumstrand 2.





Faultier.


Wasserfall.


'Extrabreite Badewanne'.




Die erste Pause wird in der Nähe von Orotina gemacht. Wir halten an einer von vielen „Sodas“ auf der Strecke. Das sind kleine Stände, an denen man Obst, kleine Fertigkuchen, Säfte und andere kleine Snacks kaufen kann. Hier können auch alle nochmal die Toilette benutzen und nach 15 min geht die Reise weiter, immer Richtung Süden. Nachdem wir den großen Tárcoles-Fluss überquert haben, geht es weiter auf der Küstenstraße entlang. Ich schlafe kurz ein und als ich wieder aufwache, fahren wir mitten durch die riesigen Palmölfelder - Kilometer nach Kilometer, links und rechts. Nur selten wird das „Palmband“ von einem „normalen“ Wald unterbrochen. Die meisten der Plantagen bestehen aus bereits ausgewachsenen Ölpalmen. Wir fahren aber auch an vielen gerade entstehenden Plantagen vorbei, bei denen die Pflanzen noch klein und unscheinbar sind. Aber auch diese bedecken riesige Flächen, auf denen einst wahrscheinlich Regenwald stand.

Für einen Moment muss ich wieder an all die schlimmen Dinge denken, die mit den Plantagen in Verbindung stehen. Jedoch wende ich meine Gedanken wieder ab, da ich nicht immer nur über die schlechten Sachen nachdenken möchte. Schließlich geht es ja auf ein entspanntes Wochenende zu.

Nächster Halt und damit auch unsere Ankunft: Uvita. Gleich nachdem wir unser Gepäck bekommen, sehen wir ein Schild, auf dem der Name unseres Hostels steht. Gerade einmal zwei Minuten müssen wir laufen und wir sind da. Wir werden freundlich empfangen und unser Zimmer wird uns gezeigt. Wir stellen nur schnell unser Gepäck ab, um noch zum Strand gehen zu können. Man sagte uns, dass der Weg nicht so weit sei, was dann aber doch zu einer 40-minütigen Strecke wurde. Zum Glück schaffen wir es noch das letzte Abendrot über dem Meer betrachten zu können. Auf dem Rückweg kaufen wir im nahegelegenen Supermarkt noch etwas Kleines zu essen, sitzen noch gemütlich zusammen und lassen den Abend entspannt ausklingen.

Am nächsten Morgen stehen wir für costa-ricanische Verhältnisse ziemlich spät auf und kochen alle gemeinsam Frühstück. Plan war es eigentlich, den Wasserfall zu besuchen, aber da es schon so spät ist, entscheiden wir uns den Strandtag vorzuziehen. Da der Strand in Uvita teil eines Nationalparks ist, müsste man Eintritt zahlen. Der Hostelbesitzer ist so nett und fährt uns zu einem anderen Strand in der Nähe, an dem es nichts kostet. Playa Hermosa ist wunderschön: die Berge auf der einen und der weite Horizont auf der anderen Seite. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen unter den Bäumen und gehen direkt ins Wasser.

Die Rettungsschwimmer weisen uns gleich darauf hin, dass wir nur im gekennzeichneten Teil schwimmen sollten, weil die Strömung sonst zu stark ist. Die Warnung ist durchaus berechtigt, da wir schnell merken, wie stark die Wellen sind und wie leicht wir in eine falsche Richtung getrieben werden. Da das Salzwasser langsam in unseren Augen zu brennen beginnt, gehen wir bald wieder raus und legen uns in den Schatten. Wir verbringen den Rest des Tages noch mit Strandspaziergängen, baden, Kartenspielen und netten Gesprächen. Langsam beginnt die Sonne sich dem Horizont zu nähren und in einen rot-pinken Feuerball zu verwandeln. Wir tanken die letzten paar Sonnenstrahlen und machen uns auf dem Weg vor an die Straße, um den Bus zu bekommen. Dieser fährt jedoch gerade vorbei, als die ersten ankommen. Uns bleiben also nur zwei Möglichkeiten: 6 km laufen oder darauf hoffen, dass uns jemand mitnimmt. Drei unserer Gruppe haben das Glück gleich ein Auto zu bekommen. Wir verbleibenden sieben laufen zunächst ein Stück und probieren jedes kommende Auto anzuhalten. Nach 10 Minuten hält dann endlich ein großer LKW. Wir quetschen uns alle in den großen Fahrerbereich. Wieder in der Ortschaft angekommen, lässt er uns raus, wir bedanken uns recht herzlich und gehen zurück zu unserem Hostel.

Da uns gesagt wird, dass noch eine kleine Feier mit Livemusik in einer Bar stattfindet, essen wir noch eine Kleinigkeit und gehen gleich wieder los. Wir kommen an und zunächst ist die Musik eher etwas einschläfernd. Der Mann, der spielt, scheint aber nur der Pausenfüller der eigentlichen Band zu sein. Nach zehn Minuten wird er wieder abgelöst und die Musik wird um einiges schwungvoller. Salsa und Reggae live zu erleben, ist schon eine ziemlich coole Sache! Ein paar Mitfreiwillige und ich haben eine ganze Weile getanzt. Nach zwei weiteren Zugaben muss die Gruppe dann leider wegen der Lautstärke aufhören zu spielen. Langsam löst sich die kleine Party auf und auch wir gehen zurück ins Hostel. Mit müden Beinen falle ich ins Bett und schlafe schnell ein.

06:30 Uhr klingelt unser Wecker. Wir stehen alle langsam auf, auch wenn es etwas schwer fällt. Heute isst jeder nur eine Kleinigkeit zum Frühstück, damit wir bald losgehen können. Wir fragen noch einmal an der Rezeption nach dem Weg zu dem Wasserfall und gehen los. Wir kommen nach 20 Minuten zu dem kleinen Restaurant, an dem wir Eintritt zahlen müssten. Da wir denken, dass es auch einen anderen Weg gibt, gehen wir jedoch noch weiter den Berg hoch. Diese Entscheidung erwies sich dann doch eher als nicht so schlau. Enttäuscht gehen wir wieder zu dem Imbiss und fragen nach dem Weg zu einem anderen Wasserfall, welcher etwas versteckter im Wald sein soll. Sie zeichnet eine kleine Skizze auf den Bestellblock und wünscht uns viel Erfolg, damit wir uns nicht verlaufen.

Auf dem Weg haben wir das Glück zum ersten Mal ein Faultier zu sehen. Es ist ziemlich beeindruckend wie langsam sie sich bewegen und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nach kurzer Beobachtung gehen wir weiter, nun endlich den richtigen Weg. Wir durchqueren einen Fluss zwei Mal. Beim zweiten Überqueren können wir schon durch die Bäume den Wasserfall sehen und hören. Ich bleibe kurz stehen und fange einfach nur an zu schreien, vor Glück. Ich habe noch nie einen so schönen, großen Wasserfall zuvor gesehen. Als wir endlich davor stehen, freuen wir uns alle wahnsinnig, es endlich geschafft zu haben! Wir ziehen schnell alle unsere Sachen aus, gehen in das große Wasserbecken vor dem Wasserfall, stellen uns unter das herabfallende Wasser und freuen uns alle riesig, diese Möglichkeit zu haben, an so einem magischen Ort zu sein.

Die Stunden verbringen wir mit sonnen, baden, fotografieren und entspannen. Einige der Gruppe gehen schon etwas eher zurück, um noch einmal an den Strand zu gehen. Eine Mitfreiwillige und ich bleiben noch bis späten Nachmittag und genießen noch die Ruhe ein paar Stunden an dem großen Fluss, in dem der Bach des Wasserfalls mündet. Dort gibt es ebenso eine Stelle mit einem großen, sehr tiefen Becken, in welches wir von einem Fels aus hineinspringen können. Die Steine im Fluss sind alle mit Algen bedenkt, was den Fluss zu einer riesigen Wasserrutsche macht. Wir werden langsam müde und sind der Meinung genug Bilder gemacht zu haben.

Da wir zu spät sind, um den Sonnenuntergang am Strand erleben zu können gehen wir nochmal zum Fluss in der Nähe vom Hostel und genießen dort die letzten hellen Stunden. In den Bergen hinter uns steigt langsam Nebel auf, was sie etwas mystisch wirken lässt. Flussabwärts können wir nur den Sonnenuntergang am Strand erahnen. Jetzt ist es dunkel und wir laufen entspannt zurück. Die anderen kommen auch gerade vom Strand wieder. Heute ist unser letzter Abend und wir entscheiden noch gemütlich ein paar Bier zu trinken. Wir sitzen noch lange und spielen ein paar Spiele. Nach und nach gehen wir alle schlafen.

Wieder müssen wir früh aufstehen, weil manche schon zeitig einen Bus nehmen müssen, um zurück in ihre Projekte zu kommen. Wir aus dem Korridor haben noch etwas länger Zeit und können noch entspannt frühstücken. Die Busfahrt ist wieder sehr warm und eher nicht so angenehm. Wir kommen nachmittags in Tárcoles an und unser Mitbewohner Lennart holt uns ab. Wir essen noch etwas und fahren anschließend zurück auf den Berg.

Heute ist Lennart sein letzter Abend in der Station. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile und er packt seine letzten Sachen zusammen. Für uns wird es jetzt nochmal wie ein Neuanfang sein. Lennart war sein Jahr bereits hier und hatte drei Monate verlängert. In dieser Zeit hat er uns noch sehr viel gezeigt und beigebracht. Der Abend klingt aus und ich kehre gedanklich langsam wieder aus dem Urlaub in mein Projekt zurück. Mir wird bewusst, dass mit diesem Urlaub die ersten drei Monate um sind und jetzt alles noch einmal anders wird. Ich bin gespannt auf die kommende Zeit und lege mich erschöpft in mein Bett.

BlogNo:06

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