Costa Ricas Heißhunger nach Pestiziden
Daten des Instituts für regionale Studien toxischer Stoffe (IRET) der Nationalen Universität (UNA) legen offen, dass in dem kleinen Land durchschnittlich 18,2 Kilo Pestizide pro Agrarhektar verspritzt werden. Im Vergleich zu anderen Ländern liegt Costa Rica damit weltweit an erster Stelle gefolgt von China mit 17 Kilos, erklärt Fernando Ramírez, Agraringeneur und Forscher des IRET.
Der pro Hektar Pestizidgebrauch in Costa Rica ist viel größer, als in Ländern wie den USA, wo er bei 2,5 Kilos pro Hektar liegt. Laut des Pflanzenschutzdienstes sind es angeblich “nur” 9 Kilo pro Hektar. Das liegt daran, dass in ihren Berechnungen noch Grasflächen miteinbezogen werden.
Neben dem intensiven Gebrauch von Pestiziden, haben die Nachforschungen des (IRET) gezeigt, dass auch nicht zugelassene Pestizide benutzt werden. Zudem werden sie für “X” eingesetzt, obwohl sie für “Y” hergestellt wurden. Ein Beispiel ist der Anbau von Koriander, für den nur Kupfersulfatpentahydrat als Pestizid verzeichnet ist, jedoch werden 10 bis 15 weitere verwendet. (1)
Pestizide und andere toxische, synthetische Substanzen aus der landwirtschaftlichen Nutzung werden mit vielen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, wie Krebs, Unfruchtbarkeit, Veränderung des Fötus, Allergien und Vergiftungen. Außerdem kontaminieren sie das Grundwasser.
Ananasfelder erhalten relativ häufig ihre Pestiziddusche
Bei diesen Zahlen des Pestizidgebrauchs muss man bedenken, dass in Costa Rica rund um das ganze Jahr intensive Landwirtschaft betrieben wird, anders als in Ländern, wo es eine Winterperiode (Wachstumspause) gibt. Zudem unterscheiden sich die Böden sehr von denen, der gemäßigten Klimazonen.
Auf den ersten Blick erscheinen die Tropen reich und fruchtbar, durch die großen Niederschlagsmengen, die ganzjährig nutzbare Sonneneinstrahlung und Wärme. Die Böden beziehen ihren Nährstoffvorrat jedoch vor allem aus absterbenden Pflanzenresten des Regenwaldes. Wird der Wald gerodet und Monokulturen gepflanzt, werden auch keine Nährstoffe nachgeliefert. Das führt dazu, dass die Böden meist schnell ausgelaugt sind (2). Die Landwirtschaft in den Tropen ist also vor einige Herausforderungen gestellt:
Nicht nur ohne Schutz, auch noch plattgefahren: Boden in Costa Rica
Nährstoffarmer Boden:
Neben Phosphor- und Stickstoffmangel, herrscht eine geringe Basensättigung im Boden. Zudem verdichtet er sich nach der Inkulturnahme.
Tropischer Starkregen:
Der Regen verursacht starke Auswaschungen der Nährstoffe. Vor allem auf den Hanglagen kommt es zu Erosion und Oberbodenverlust. Der Boden hat nur eine geringe Wasserhaltekapazität, wodurch zeitweise Wasserüberschuss oder –mangel herrscht.
Hohe Luftfeuchtigkeit:
Infektionsdruck durch Pilzkrankheiten
Starke Sonneneinstrahlung:
bedingte erhöhte Bodentemperatur auf über 35 °C, wodurch wichtige Mikroorganismen absterben.
Viele Landwirte greifen deshalb oft nach Pestiziden und Düngemitteln, anstatt zum Beispiel Methoden des Agroforstsystems anzuwenden, die artenreicher sind, den Wasserhaushalt stabilisieren und den Boden vor Erosion stützen (4).
Quellen:
(1) Costa Rica es el consumidor más voraz de plaguicidas en el mundo, Jorge Araya
http://semanariouniversidad.ucr.cr/pais/costa-rica-es-el-consumidor-mas-voraz-de-plaguicidas-en-el-mundo/ (18.01.2016)
(2) Tropische Böden
http://www.bodenwelten.de/content/tropische-b%C3%Bden (18.01.2016)
(3) Landnutzung in den Tropen
https://de.wikipedia.org/wiki/Landnutzung_in_den_Tropen(18.01.2016)
(4) Informationen zu "Agroforstwirtschaft":
* Agroforstwirtschaft
https://de.wikipedia.org/wiki/Agroforstwirtschaft(18.01.2016)
* Agroforst
https://www.youtube.com/watch?v=v1bGvCQCKpI
* Wie Agroforstwirtschaft die Umwelt schützt, FUTUREMAG
https://www.youtube.com/watch?v=UGx-X-b9c2Y
Neueste Kommentare