Von gesellschaftlichen Normen und Alkoholismus

von 16 alex  



Wie in jeder Gesellschaft gibt es auch in Costa Rica Normen und Idealbilder. Diese sind vor allem sehr stark auf dem Land zu spüren. Wäsche lässt man nicht draußen hängen wenn Gäste kommen, weil das ein Zeichen für Armut ist. Ebenso, wenn man sich von Früchten ernährt oder extra den Bus nimmt der 200 Colones (ca. 33 Cent) weniger kostet.

Frauen sollten alle schwarze, mittellange Haare haben, die entweder sorgsam glatt gestriegelt zu einem Dutt gebunden, oder in ganz bestimmter Position offen gelassen werden und das sind schon die, die sich was trauen. Die Männer meistens mit kurzen Fußballer-Frisuren, kein Wunder, denn Fußball ist hier ja auch das Wichtigste. Alle, auch die Männer, tragen stets ein starkes Parfum das man auch noch Kilometer weit gegen den Wind riechen kann.

Und dann noch die Beziehung zwischen Mann und Frau, als wäre die nicht genug überlastet mit dem hiesigen Machismo. So ist es anscheinend hier, und vielleicht in ganz Lateinamerika so üblich, das zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts hier nicht einfach so Freunde sein können. Entweder sie sind Geschwister oder da läuft eben doch was. Weil, wenn nicht, dann ist das Ganze ja umsonst, hat doch gar keinen Sinn. So kam es nicht selten, dass wir, zwei deutsche Freiwillige an einem Ort, für hiesige Menschen schon ein zu großer Zufall, zuerst für Geschwister und dann für Geliebte gehalten wurden. Und wenn wir das beides verneint hatten, dann musste man einfach gelogen haben. Denn anders geht es einfach nicht.

Wirklich nicht? Nein! Das passierte nicht einmal, sondern ungefähr jedes mal wenn wir neue Leute kennen lernten. Was sich irgendwann schon zu einem eingeübten Ablauf entwickelte. Nein wir sind keine Geschwister, und auch nicht sonst irgendwie verwandt und nein wir auch nicht verheiratet oder zusammen. Schon in der ersten Woche hatte unser Chef uns zu einem ernsten Gespräch gebeten und uns diesbezüglich ausgefragt, da er damit schlechte Erfahrungen gemacht hat. Denn es ist auch nicht normal, dass zwei Menschen, die nicht zusammen sind trotzdem nah beisammen sind und sich auch mal umarmen.

Ebenso erwähnenswert ist der exzessive Alkoholkonsum. In Nicoya einer Stadt mit 25 000 Einwohnern gibt es gefühlte hundert Bars und das ist wahrscheinlich noch nicht einmal übertrieben. Selbst unter Woche sitzen nicht wenige Menschen darin, um sie türmen sich die leeren Flaschen. Schnell noch abends zur Bar, ein, zwei, dann vielleicht doch fünf Bier trinken. Auf dem Weg nach Hause aber schnell noch im Supermarkt Bier für den Weg nach Hause kaufen.

Genauso ist das auch mit dem Fleisch, so lang man genug Geld hat, um es sich leisten zu können. In der Stadt gibt es einige Metzgereien mit riesigen Theken voller Fleisch, denn das darf zu keiner Mahlzeit fehlen. Da wundert es einen nicht, das ein großer Teil der weiblichen Bevölkerung so übergewichtig ist. Denn gekocht wird immer mit viel Fett und vielen Kohlenhydraten wie Tortillas, Toast oder Nudeln. Und dazu noch sehr reichlich, die Kombination von Fett und Kohlenhydraten ist dann eben tödlich. Die Männer haben damit weniger Probleme, arbeiten sie doch physisch.

Jetzt, wo Weihnachten immer näher rückt, wird das nicht besser. Die Supermärkte locken nur so mit Angeboten zum konsumieren und es wird gekauft was das Zeug hält. Weihnachtsdekoration in knalligen Farben, Spielzeug und natürlich jede Menge Bier. Alles was die Leute brauchen – oder auch nicht, um die Feiertage zu überstehen. Dann mal Prost und ein frohes neues Jahr!

BlogNo:06

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...