Es wird Tag irgendwo im Regenwald

von carla_11  

Am ersten Morgen im grünen Chachagua werde ich früh von den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne geweckt. Anstelle von Glas sind es hier feinmaschige Moskitonetze, die das Draußen vom Drinnen trennen – warme Luft wird in die kleine Hütte gedrückt, in der wir unsere Nächte verbringen. Im Licht der, sich langsam hinter den Hügeln hervorschiebenden, Sonne krieche ich aus meinem Schlafsack und schleiche mich leise hinaus. Die Erde hier scheint nie zu trocknen, der Verandaboden unter meinen schlammverdreckten Füßenist angenehm kühl.

Gegenüber von mir sprießen Gräser, Blätter, Blumen. Ein dünner Stacheldrahtzaun zieht sich um die anliegende Kuhweide, Bäume reihen sich daran entlang. Hinter der Wiese Bäume und Bäume und Wald. In der Nacht sieht man dort die verstreuten Lichter von Häusern leuchten, wo mannun nichts als Regenwald vermutet.

Die Zikaden scheinen keinen Schlaf zu kennen. Laut schallt auch jetzt noch ihr Gezirpe zu mir herüber, ein ständiges Gebrüll, ein ewiges Hintergrundgeräusch. Vögel zwitschern, streiten sich. Ein Hahn schreit, ab und zu das dumpfe Muhen einer Kuh und wer ganz genau lauscht, dem dringen die entfernten Schreie von Brüllaffen ans Ohr.

Die Kolibris, die blitzschnell von Blumenkelch zu Blumenkelch huschen, hört man nicht. Einige Tage darauf beobachten uns bunt gefärbte Tukane von einem der Baumwipfel aus. Auf den hölzernen Pfählen rund um die Weide sitzen tagtäglich unzählige Geier mit geöffneten Schwingen, wie schwarze Wächter.

Später in der Dusche ist es ein Frosch, der uns Gesellschaft leistet. Graugrün und von beinahe bizarrer Plattheit. Über der Toilette haben Wespen ihr Nest gebaut, Kakerlaken sind fast alltägliche Zeitgenossen, Mücken ohnehin. Überall haben Ameisen ihre Straßen gebaut, ein atemloses Auf und Ab. Diese Nähe zur Natur ist unglaublich. Im ersten Moment vielleicht verschreckend, fasziniert sie doch spätestens im zweiten.

Hier liegt eine tiefe Ruhe in der Luft, Gemächlichkeit. Einatmen, ausatmen. Der Duft der Tropen umgibt und erfüllt mich. Obwohl vieles schöner, reiner erscheinen mag, als es ist, habe ich das Gefühl von Frieden.

Am Horizont liegt weißer Nebel über den Wipfeln, ein milchiger Dunst, der seinen geheimnisvollen Mantel um die selva legt. Die Sonne klettert die Äste empor die Welt erwacht.Die Luft duftet nach Feuchtigkeit und Leben.

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3 Kommentare

Kommentar von: Christoph [Besucher]

Ja, so kann ich mir das gut vorstellen und es erinnert an selbst erlebte Geräusche und Gerüche aus dem Regenwald. Und wie schön, wenn der Tag friedlich beginnt - mucha suerte!

Kommentar von: Regenwald Retter [Besucher]

Stell ich mir traumhaft vor. Ein weiterer Grund diese wunderbare Welt zu schützen.

Ich freu mich schon, wenn ich mal in die Tropen reise.

Kommentar von: Daniela [Besucher]

Das hört sich an, als wärst Du an dem Ort Deiner Träume angekommen. Liebe Grüße aus der Stadt. Daniela


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