Müll und Recycling in der OSA Peninsula

von 17 leonie  


Die Recyclingstation in La Palma. Man fährt 25 km weit.

Ich gehe abends mit meiner Gastmutter Grettel eine Seitenstraße entlang als es plötzlich anfängt ungemein zu stinken. Wir laufen etwas weiter und sehen ein kleines Feuer am Straßenrand. Als ich das Feuer näher betracht erkenne ich Plastikflaschen, Pappe und Milchkartons. Das war der Moment der mich das erste Mal dazu brachte genauer über das Müllentsorgungssystem in Costa Rica und Deutschland nachzudenken.

Müllverbrennung ist hier in Costa Rica keine Seltenheit. Recycling ist auch eine Sache die den meisten Menschen fremd ist. Es wird nicht wie bei uns in Deutschland alles fein säuberlich in gelbe, braune und grüne Tonne sortiert. Alles kommt in einen Müllbeutel und wird am Ende des Tages in einen öffentlichen "Müllkorb" geschmissen, der dann 2 x die Woche gelehrt wird. So wird es bis jetzt auf jeden Fall hier in Puerto Jiménez, einer vergleichsweise gut angeschlossenen Stadt, gehandhabt.

Wenn ich jedoch zurück an meine Zeit in 'El Sur' denke, ein Dorf mit 40 Einwohnern welches ca. 2 Autostunden entfernt von der nächstgelegenen Stadt liegt, glaube ich nicht, dass es dort jemanden gibt, der regelmäßig den Müll abholt. Auch während meiner Fahrt von San José nach Puerto Jiménez durfte ich mir, besonders in den ländlichen Gebieten, ansehen wie der Müll am Straßenrand oder in den Vorgärten verbrannt wird. Ich denke, dass viele Außendstehende bei diesem Umgang mit Müll nur den Kopf schütteln und Costa Rica als Land mit dem eigentlich so grünen Image verurteilen. Ist Costa Rica nicht das grüne Vorzeigeland? Wie kann man nur so rücksichtlos und ignorant sein? Richtig?

Aber sei ehrlich, was würdest du tun, wenn du beispielsweise in "El Sur" lebst - 1-2x die Woche 4-5 Stunden darauf verwenden mit dem Motorrad (eindeutig häufiger vertreten als Autos) und einer Wochenration Müll im Gepäck in die nächstgelegene Stadt fahren um den Müll in öffentliche Mülltonnen zu schmeißen, oder den Müll einfach verbrennen?

Viele Leute, besonders in den ländlichen Gebieten, haben einfach nicht die Option, ihren Müll nach europäischen Standarts zu entsorgen. Klar, ist es eine wichtige Aufgabe Bewusstsein für das Thema umweltfreundliche Müllentsorgung (Wenn es so etwas überhaupt gibt. Wohl eher umweltfreundlichERE Müllentsorgung) zu schaffen. Aber was bringt es, wenn die Costarikaner aufgeklärt sind, es allerdings nicht die passende Infrastruktur (Recycling-Centeren, Müllabfuhren in ländlichen und sehr abgelegenen Gebieten etc.) bzw. Möglichkeiten gibt, um das neue Wissen anzuwenden?

Aber wisst ihr was das witzige an dem Thema ist? Viele Deutsche regen sich über Müllverbrennung in Lateinamerika auf (habe hier schon viele wütende Blogeinträge darüber gelesen) wissen zur gleichen Zeit jedoch nicht, dass die Hälfte des gesamten deutschen Plastikmülls und so ziemlich unser ganzer Restmüll verbrannt wird. Warum? Weil es günstiger ist als es auf anderem Weg zu verwerten bzw. es tatsächlich zu recyclen.

Im Gegensatz zu dem Privatpersonen die ihren Müll in Costa Rica bzw. in Südamerika verbrennen, nutzen wir die freigesetzte Energie immerhin zur Stromerzeugung und Wärmebereitstellung. Die schädlichen Gase die dabei in die Luft freigesetzer werden, sind jedoch die gleichen. Wir in Deutschland haben also einfach das Privileg, dass die Müllverbrennung hinter verschlossenen Türen und nicht auf offener Straße stattfindet.

Wie gesagt gibt es auch in Costa Rica Müllabfuhren. Was genau mit dem abtranzportierten Müll passiert, konnte mir bisher jedoch niemand sagen. Ein Mysterium. Vom recycelten Müll hingegen haben mir Einheimischen erzählt, dass dergetrennte Müll irgendwo gelagert wird und dann irgendwann nach San José (Costa Ricas Hauptstadt) tranzportiert wird. Anschließend wird das ganze wohl nach China verfrachtet. Ziemlich vage wie ich finde. Ich versuche in der Zukunft, mit besser werdendem Spanisch, mehr darüber herauszufinden. Insbesonders was mit dem nicht recycelten Müll passiert, da es min. 100x mehr davon gibt!

Zudem versuchen wir momentan ein Recycling-Center in Puerto Jiménez zu etablieren. Das läuft zur Zeit noch mehr oder weniger gut. Uns fehlen festangestellte Arbeitskräfte, Geld und insbesonders das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Recycling von Seiten der Costarikaner. Denn ohne getrennten Müll kann es auch kein Recycling Center geben. Letzteres ist wohl die schwierigste Aufgabe, die wir in Angriff nehmen müssen. Es ist ziemlich schwer zu vermitteln, dass man sich die Arbeit machen sollte, den Müll zu trennen wenn es doch so viel einfacher ist, alles in eine Tonne zu schmeißen. Besonders wenn man das ganze Leben nichts anderes gekannt hat.

Unser Ziel ist es, den getrennten Müll so weit wie möglich im Recycling Center wieder zu verwenden. Ich frage mich allerdings was mit dem Müll passiert der nicht direkt recycelt werden kann. Hier wieder die Frage: Was bringt der ganze Aufwand wenn man letzten Endes nicht die passende Infrastruktur hat, um den getrennten Müll richtig weiter zu verarbeiten?


Die Frage ist, welcher Anteil des produzierten Mülls es hierher schafft: Was ist die Reycling-Quote?

Was mich überhaupt erst motiviert hat über Müll zu schreiben, ist unsere Recycle-Aktion, die ab jetzt alle zwei Wochen stattfinden soll. Wir haben den getrennten Müll von Puerto Jiménez (nicht besonders viel, da so gut wie niemand recycelt) in die 'Recycling-Station' von La Palma gebracht welche ungefähr 25km entfernt von Puerto Jimémez liegt. Ich hatte mir darunter ein offizielles Gebäude mit großem Hinterhof etc. Vorgestellt, auf dem der sotierte Müll gelagert wird. Als wir ankamen, fanden wir ein kleines Gelände mit 4 Frauen und einem Kleinkind vor, die sich umgeben von aufeinandergestapelten Plastikflaschen, einer Menge Elektroschrott und vielem mehr unterhielten.

Im Gespräch mit den Frauen habe ich dann herausgefunden, dass alle 2-3 Monate ein Truck vorbei kommt und den getrennten Müll mit in eine größere Recycle-Station bringt. Was genau dort mit dem Müll passiert, bevor er nach China tranzportiert wird, konnte ich leider noch nicht herausfinden. Geschweige denn was mit dem Müll in China passiert. Jedoch hat mir dieses Erlebniss etwas eig. ziemlich banales gezeigt: Der Müll verschwindet nicht einfach wenn er bei uns vor der Tür abgeholt wird. Er wird uns nur aus dem Sichtfeld (und somit oft leider auch aus dem Sinn) geräumt.

BlogNo:01

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...