Mehr Rechte – weniger Segen

von 17 julia  


Menschenmenge: An die 5000 Menschen gehen für einen säkularen Staat auf die Straße.

Für einen Staat, in dem Kirche und Regierung verfassungsrechtlich voneinander getrennt sind und jeder Mensch die gleichen Rechte hat. An einem Samstag, 15 Tage vor der Präsidentschaftswahl in Costa Rica, gehen tausende Menschen in der Hauptstadt des Landes für einen Wandel auf die Straße.

Sie protestieren gemeinsam gegen eine Demokratie, in der die Kirche Einfluss auf die Politik und die anstehenden Wahlen hat, gegen ein vom Katholizismus geprägtes Land, in dem Abtreibung verboten ist und Homosexuelle und Transgender nicht die gleichen Rechte, wie andere Menschen in Costa Rica besitzen.

Die Menschenmasse ist bunt und laut. Hier vereinen sich die verschiedensten politischen Bewegungen Costa Ricas, über eine große aktive Studentenszene der Hauptstadt bis hin zu Familien mit Kindern. Es wird gesungen, getrommelt und kunstvoll demonstriert.


Trommler: Die Demonstration ist friedlich und bunt.

"Um über meinen Körper selbst entscheiden zu können - einen säkularen Staat, jetzt!".

"Glaubst du wirklich, dass ein Mädchen von 10 oder 11 Jahren sich wünscht Mutter zu sein?? Sexuelle Aufklärung ist notwendig - Sofort!".

Frontbanner.

Sie machen sich gemeinsam stark für mehr Frauenrechte, ein Recht auf Abtreibung, für sexuelle Aufklärung in den Schulen und kämpfen gegen den Machismus an, der in vielen Köpfen noch vorzufinden ist. Auf einem Transparent liest man „Religion + Verfassung = Diskriminierung“ und „Man kann sich kaum vorstellen, dass 2018 so welche Proteste noch stattfinden müssen“ .

Am 9. Januar hat der lateinamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte beschlossen, dass homosexuellen Paaren in Costa Rica die gleichen Rechte zustehen, wie heterosexuellen Paaren. Dazu müsste jedoch die costaricanische Verfassung geändert werden, in der die Ehe bisher nur als ein Akt zwischen Mann und Frau niedergeschrieben ist und diese Entscheidung wird in der Hand der neuen Regierungspartei liegen.

Die Demonstranten kritisieren, dass die Kirche ihr fundamentalistisches Denken in der Politik durchsetzt. Kurz vor der Wahl haben die Vorsitzenden der evangelischen und katholischen Kirche ein Schreiben veröffentlicht, indem sich beide Kirchen gegen Homoehe, Abtreibung und sexuelle Aufklärung aussprechen und die Bevölkerung auffordern die konservativen Parteien zu wählen, die die Weltanschauung der katholischen Kirche in Costa Rica auf politischer Ebene unterstützt.

Offensichtlich ist es notwendig auf die Straße zu gehen, um vor den anstehenden Wahlen ein Zeichen zu setzen, dass es politisch voran und nicht zurückgehen muss. Für eine vielfältige Gesellschaft, in der niemand diskriminiert wird oder aufgrund seiner Sexualität oder Herkunft Angst haben muss, sondern jeder in Freiheit leben kann.

Am 4. Februar wird sich zeigen, ob das Land einen Schritt nach vorne wagt, ob die neue Regierung die gleichen Rechte für die LGBTI-Gemeinde anerkennen wird, oder ob die Menschen auch künftig noch für gleiche Rechte für Alle auf die Straße gehen müssen.



















BlogNo:06

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