Guandú

von 17 philipp  

Ich will diesen Beitrag einer ganz wunderbaren Pflanze widmen.

Sie ist ein Neuzugang in der vielleicht noch zu unrecht so genannten Samenbank Arbofilias, ist Hoffnungsträger und Nahrungsmittel, Lebenddünger und Schattenspender, Unkrautvernichter und Zierpflanze, Medizin und Lebensraum, Feuerholzlieferant und Tierfutter, Migrant und Kulturgut...

Alles beginnt mit vier Gramm geballter Power. Die etwa 3 Millimeter großen Samen sind so lebensfroh, dass sie schon während ihres dreitägigen Weges von einem Strauch in San Carlos bis ins 200km südlich gelegene El Sur zu keimen beginnen. Also Planänderung: anstatt die Samen zu trocknen und für eine spätere Aussat aufzubewahren mischen wir gleich die leicht sandige Erde an, mit welcher wir die Pflanztüten dafür befüllen.

Cajanus Cajan, Guandú, Guandul oder Buschbohne heißt der Reisende in meiner Plastiktüte. Der Guandú [´wandu] wie ich ihn, des schönen Klanges wegen, in panamaischer Tradition nenne, ist ein Weltenbürger und Fernreisender. In seiner dreitausendjährigen Geschichte als Kulturpflanze hat er es von Indien über Afghanistan bis nach Äthiopien geschafft. Von dort aus konnte er sich über das tropische Afrika verbreiten, wo er heute vor allem in Kenia und Tansania anzutreffen ist. Auf Sklavenschiffen fand er seinen Weg in die Karibik, wo die "Plantagenarbeiter" ihn kultivierten um ihre magere Diät um eine starke Proteinquelle zu ergänzen und um fiebersenkende Wickel aus den Blättern zu bereiten.

Während in Panamá immer wieder Guandú angebaut wird, endete die Reise der Leguminose in Costa Rica an den Provinzgrenzen von Limón. Noch bis ins späte 20. Jahrhundert war es Schwarzen nicht gestattet den Rest des Landes zu betreten und so blieb auch der Guandú ein Gefangener in der Karibikprovinz. Sein geringer Bekanntheitsgrad ist Indikator für die institutionalisierte Spaltung des Landes, die hier noch immer viel stärker spürbar ist als in den Nachbarländern.

Ich entdecke die Büsche in einem Garten in Alajuela und mache mich gleich an die Ernte.

In der Permakultur und im Alley-Cropping hat die Buschbohne längst einen großen Kreis von Anhängern gefunden. Die Leguminose fixiert Stickstoff aus der Luft und düngt mit ihrem Laub und ihrem Geäst den Boden. Der hohe Umsatz an organischem Material sorgt für einen schnellen Aufbau der Humusschicht und macht so lehmige und degenerierte Böden innerhalb von Monaten bepflanzbar. Die sonnenliebende Pflanze wirft einen angenehmen Halbschatten in dem sich sowohl Tiere als auch viele Pflanzen wohlfühlen und der pavillonartige Wuchs lässt Platz um unter einem Dach aus pelzigen Blättern zu wandeln und zu werken. Besonders Gräser gedeihen hervorragend im löchrigen Schatten der Sträucher und besonders in Afrika ist die Kombination mit Hirse nicht unüblich. Schafe, Ziegen und Hühner finden Unterschlupf, Schutz und in den Bohnen eiweisreiches Futter. Bei uns wollen wir Kombinationen mit Knollengewächsen wie Yuca(Maniok), Ingwer und Kurkuma, sowie mit Papaya erproben.


Guandú nach 6 Wochen

Nach fünf Tagen ragen die Keimlinge bereits sieben Zentimeter aus ihren Pflanztüten hervor in einem Jahr werden sie zwei Meter Höhe erreicht haben und bereits die ersten Früchte tragen.

Von 100 gepflanzten Samen sind 92 Sprößlinge übrig, die sich gerade und zielstrebig nach oben entfalten.

Und das Beste: Guandú kann man auch in der Trockenzeit pflanzen!


BlogNo:08

1 Kommentar

Kommentar von: Anna [Besucher]  

Halt uns auf dem laufenden wie die Pflanzenkombie Gandul, Kurkuma, Inwer, Yuka und Papaya sich macht ! Wie habt ihr euch fuer diese zusammensetzung entschieden?


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