The Sounds of Costa Rica

von gustav_11  

Tja was fällt einem nicht alles ein wenn man an Geräusche von Lateinamerika denkt? Das Geschrei der Affen, das Zwitschern der Vögel, ab und an eine Zikade, das Rauschen des Windes in den Bäumen und zwischendurch, weitentfernt das Gebrüll einer Raubkatze … ganz anders hört es sich allerdings bei mir an.

Die Hupen von Autos, das Knattern von Motorrädern ohne Auspuff, das Ächzen von alten Bussen, die sich über die Straßen quälen, das Gebell von Hunden, der ständig prasselnde Regen und die Rufe der Marktschreier, die durch die Straßen ziehen und versuchen, ihre Ware an den Mann zu bringen.

Auch in der ruhigsten Straße von San José herrscht ein ständig hoher Geräuschpegel und zwar 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche. Ein Moment der Ruhe ist einem nicht vergönnt.

Ist mal ein Moment der Stille und möchte man gerade entspannt die Augen schließen kommt hinter der nächsten Ecke ein Auto hervorgerast, das scheinbar ohne Grund die Hupe drückt, wohl aus Spaß an der Freude. Das ist ein Phänomen, das sich bei fast allen Auto-/Bus-/Motorradfahrern registrieren lässt. Mittlerweile habe ich es schon aufgegeben auf das „Warnsignal“ Hupe zu hören, da es in 99% der Fälle nichts weiter als Langeweile des Autofahrers bedeutet.

Sobald für den motorisierten Fahrer auch nur der geringste Anlass besteht, zu warten (zum Beispiel bei einer roten Ampel oder einer Vorfahrtskreuzung), wird wie wild auf die Hupe gedrückt und der Motor zum Dröhnen gebracht - wohl in der Hoffnung, dass sich so die Wartezeit verkürzt. Das Ergebnis sind lediglich gestresste Passanten, die sich über den Lärm hinweg anbrüllen.

Es scheint ein Wettbewerb zu sein, sich gegenseitig mit seinen Lärmmaschinen (Stimmen, Hupen, Motoren etc.) zu überbieten, wobei der Gewinner die ärgerlichen Blicke der Mitstreiter erntet.

Man sollte doch denken, dass sich wenigstens Nachts alles etwas beruhigt und tatsächlich vermindert sich die Menge der Lärmmachenden um einen gewissen Teil, allerdings dröhnen die verbleibenden dafür umso lauter und fallen noch mehr ins Gewicht.

Ich bewundere die Costa-Ricaner, die den Lärm Tag ein Tag aus mit einer Gelassenheit nehmen, die mir nach wie vor abgeht. Zwischendurch presse ich mir die Hände auf die Ohren, nur um ein paar Sekunden tief durchzuatmen, obwohl ich schon langsam merke, wie ich allmählich abstumpfe und alles Geräusche zu einem nicht definierbaren Teppich verschwimmen, der irgendwo in meinem Hinterkopf mehr oder weniger leise vor sich hin rumort. Das Problem ist, dass auch Worte, die an mich gerichtet sind, in diesen Teppich hineingewebt werden und man mich öfters laut ansprechen muss, um eine Reaktion zu bekommen.

Auch in deutschen Städten herrscht ein gewisser Geräuschpegel und ich, als ein von Ruhe verwöhnter Dörfler habe mich immer über die „überflüssigen“ Geschwindigkeitsregulierungen und Sperrstunden wegen Lärmschutz aufgeregt. Doch jetzt befinde ich mich in einem Land, in dem der Lärmschutz nicht existiert und merke, was das mit einem anstellen kann.

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1 Kommentar

Kommentar von: simone [Besucher]

Ja, ja die für uns Mitteleuropäer_innen so ungewohnte Kommunikation mit der Hupe!


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