Über Nutztierhaltung

von fabian_11  

Nutztiere sind, entgegen der vielleicht bestehenden Annahme, Costa Rica bestünde nur aus Meer, Palmen und Früchten, hier von großer Bedeutung. Ticos verzehren gerne Fleisch, vornehmlich Hühnchen, ‚pollo frito’, was ein wenig an Kfc-Chickenwings erinnert, findet man an jeder Straßenecke. Als Vegetarier gelten hier Menschen, die kein Fleisch, wohl aber Geflügel und Fisch verzehren. Die uns bekannten Vegetarier ernähren sich hiesiger Ansicht nach ungesund, ihnen würde das essentielle Vitamin ‚Carnin’ fehlen, welches ausschließlich in Fleisch enthalten ist, wie uns von einer besorgten Mutter erzählt wurde.

Dementsprechend sind eigene Tiere von besonderer Bedeutung, auf dem Land finden sich etliche Grundstücke mit selbstgebauten Hühnerkäfigen. Ebenso begegnen einem viele Kuhweideflächen, so viele, dass sie tatsächlich ein Problem für den tropischen Regenwald darstellen, der zugunsten der Rinder zurückgedrängt wird. Nebst Ziegen und Schweinen, denen man eher vereinzelt begegnet, stellen diese die Versorgung mit tierischen Produkten wie Milchprodukte und Eier sicher. Die eigenen Tiere für die Selbstversorgung zu schlachten ist eher unrentabel, aber sie so zu nutzen ist ein lukratives Angebot: Ein Küken kann man in der Tierhandlung für umgerechnet 3 $ erwerben, die weitere Verpflegung gestaltet sich auch nicht so aufwendig. Die Tiere fressen vom Biomüll und verwerten ihn als Dünger für den Garten, ebenso von Abfällen desselben jeglicher Art. In Costa Rica ist die vielgerühmte Freilandhaltung üblich, weil diese Variante für Selbstversorger nun mal mit dem minimalen Aufwand verbunden ist. Nachts beherbergt die Hühner die selbstgezimmerten Behausungen, ab vier Uhr früh schlagen sie Alarm, bekunden ihren Hunger und läuten so den Tag ein. Sie stürzen sich über die dargereichten Körner, dies ist zumindest bei meiner Gastfamilie die einzige Mahlzeit für sie, den restlichen Tag verpflegen sie sich selbst und vertilgen Ungeziefer und Unkraut. Hin und wieder verirren sie sich dabei ins Haus, was aber ein verkraftbares Ärgernis ist. Darüber hinaus liefern sie zeitlebens Eier und im Alter eine Extraportion Fleisch für die sie versorgende Familie.

Auch die Kuhhaltung zeichnet sich durch ihre Naturnähe aus, ich bin beispielsweise auch schon einer kleinen Kuhherde begegnet, die scheinbar herrenlos durch die Fauna streifte auf der Suche nach Nahrung. Unglücklicherweise kreuzten ihre Weiden meinen Wanderweg, weshalb ich vorzeitig umkehren musste. Die meisten Kuhherden befinden sich aber natürlich auf abgezäunten Gebieten, die sie abgrasen, doch immerhin werden die Tiere nicht in engen Parzellen gehalten oder in Zwangsbelüfteten Ställen gemästet, wie man es bei uns zu tun pflegt. Dementsprechend sind die Tiere hier natürlich magerer, manche Gehege sind allerdings an so steilen Hängen angelegt, dass man sich fragt, ob es für eine Kuh überhaupt lohnenswert ist, eine Anhöhe für das bisschen Nahrung, das sich darauf befindet, zu erklimmen.

Man darf nicht außer Acht lassen, dass es nicht unbedingt Tierliebe und Empathie der Ticos ist, die sie dazu bewegen, die Nutztiere für den Eigengebrauch so zu halten. Äußere Gegebenheiten und vor allem der fehlende Druck, betriebswirtschaftlich zu optimieren führen zu dieser Art der ‚freundlicheren‘ Tierhaltung. Dennoch ist es ein etwas nachhaltigerer Umgang mit Tieren, als der, den wir aus unseren Fleischfabriken kennen... vielleicht ein Hauch Richtung Bio, wobei es das natürlich nicht ist.

BlogNo:

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...