Roadtrip

von 18 emily  


Am Strand Tamarindo

Weil Luis, ein Mitfreiwilliger, und ich am Samstag einen Strandtag zum Ausruhen machen wollten, standen wir am Samstagvormittag an einer Straße in Richtung Küste, um im besten Fall bis zum Ziel zu trampen. Nachdem 10 Minuten lang viele Autos an uns vorbei gefahren sind hielt ein größeres Auto und wollte uns mitnehmen.

Darin saß eine Familie: Mutter, Vater und zwei Töchter. Wir hatten gerade erst die Tür geschlossen und uns richtig hingesetzt, auf der etwas engen Rücksitzbank, da wurden uns auch schon Bananen und Äpfel angeboten. Es folgten nette Unterhaltungen und wir waren sofort ein Teil ihrer „Reisegruppe“. Eigentlich hatten wir und überlegt den Strand Tamarindo zu besuchen, weil dieser gut zu erreichen ist. Die Familie hat sich daraufhin sofort überlegt, wie sie ihre eigentliche Route ändern könnten, um uns dort abzuliefern. Sie wollten zum Playa Grande, den Luis und ich nicht kannten und so entschlossen wir uns kurzum unseren ohnehin lockeren Tagesplan über Bord zu werfen und uns treiben zu lassen.

Am Strand angekommen hatten wir eine abenteuerliche Reise über Schotterpisten hinter uns und konnten beim Aussteigen den anderen Teil der Familie kennenlernen, der in einem Auto vor uns auf dem Parkplatz angekommen war. Dann haben wir noch schnell die Handynummern ausgetauscht und sie versicherten uns sogar, dass sie uns auf dem Rückweg auch wieder mitnehmen würden. Das Glück eines Hin- und Rücktransportes hatte ich vorher noch nie und auch die nette Verpflegung auf der Fahrt mit Obst und Keksen war mir neu. Die Nettigkeit dieser Familie konnte ich kaum glauben.

Den Vormittag verbrachten wir dann am Strand, Luis und ich sind zum Mittagessen an eine kleine Strandbar gegangen und haben die wenigen Menschen an der traumhaften Kulisse genossen. Gegen ein Uhr hat die Familie dann ihre Sachen zusammengepackt und auf meine Nachfrage erklärten sie uns, dass sie Mittagessen gehen würden. Weil wir aber von dem wenig touristisch erschlossenen Strand ohne sie nicht mehr gut weggekommen wären haben sie uns wieder zu ihrem Auto mitgenommen und wir ließen uns weiter von dem Tag treiben. Nach wenigen Fahrminuten hielten wir an einem Restaurant. Alle stiegen aus und auch uns wurde bedeutet die Terrasse zu betreten. Am Eingang sagte uns der Familienvater dann, er würde uns gerne zum Mittagessen einladen. Weil wir schon die Strandbar besucht hatten ging es nach einer kleinen Stärkung und einem leckeren Getränk im Magen und tollen Gesprächen im Herzen noch für eine halbe Stunde an den Pool des Restaurants, wo wir unsere Füße kühlen konnten und die gesamte Familie noch weiter kennenlernen konnten.

Aber all zu lange konnten wir nicht mehr bleiben: Der Roadtrip war noch nicht vorbei! Und um 18:47 Uhr sollte die Sonne untergehen. Das sollte auch das Highlight des Tages werden. Also sind wir zum Schluss doch noch zum Playa Tamarindo gefahren und haben uns dort an den Strand in die erste Reihe gesetzt. Zu beobachten war dann ein untergehender Feuerball, der die Segelschiffe und kleinen Felsen im Meer in rotes Licht getaucht hat. Währenddessen hatte eine Strandbar hinter uns schon angefangen Musik zu machen und wir hatten sogar noch musikalische Untermalung, zu der dann bald auch noch getanzt wurde. Der Familie war dabei ganz egal, ob sie beim allein Tanzen beobachtet wurden, oder dass sie Musik fast 100 Meter entfernt war.

Als die Sonne dann hinter dem Horizont verschwunden war wurden Latschen und Rucksäcke als Fußballtore aufgestellt und mit einem Ball, der einen ungefähren Durchmesser von 10 cm hatte haben wir eine Runde Fußball gespielt, bei der auch die Kleinste mitspielen konnte. Der Ball war so klein, dass man ihn auch unter seinem Fuß verstecken konnte und trotzdem hat sich keiner über unfaires Spielen beschwert, sondern alle haben ein breites Lachen im Gesicht gehabt. Nachdem das Spiel zu Ende war sind wir noch in die Strandbar mit der Musik, wo wir ein weiteres Mal auf ein Getränk eingeladen wurden. Den Kindern hat man die Müdigkeit langsam angemerkt, weshalb wir uns dann ein letztes Mal auf der Rückbank zusammengequetscht haben und im Dunkeln zurück gefahren sind. Zufälligerweise wohnte die Familie in diesem Urlaub in der Stadt, in der die Gastfamilie von Luis auch lebt. So kam es, dass wir erst noch einen Zwischenstopp bei der Familie gemacht haben, weil sie uns gerne ihr Haus zeigen wollten.

Genaugenommen waren es zwei Häuser. In Einem leben die Eltern/Großeltern und in dem Anderen können die Kinder mit ihren Kindern in ihrer Freizeit eine Auszeit von dem Stadtleben machen. Eigentlich hätten wir von dort aus auch zu Fuß nach Hause laufen können, wurden dann aber noch einmal eingeladen und direkt bis vor das Gartentor abgesetzt. Und bei der Verabschiedung wusste ich gar nicht so genau, wie man sich für eine so unglaublich nette Handlung richtig bedankt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man das im Grunde gar nicht genau in Worte fassen kann und habe es mit den Worten versucht, die mir ohnehin schon den halben Tag im Kopf herumschwirrten: „Danke für diesen unglaublichen Tag, der einer der schönsten der letzten fünf Monate war!“

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals so eine selbstlose Handlung einer anderen Person erlebt habe. Vor allem von Menschen, denen wir total fremd waren. Ohne nachzudenken oder viele Fragen zu stellen haben sie uns nicht nur in ihrem Auto mitgenommen, sondern uns einen Teil ihres Roadtrips werden lassen. An diesem Tag habe ich so viel Positivität und Glück gespürt. Das hat mir gezeigt, dass es wichtig ist offener zu werden. Der Egoismus, der in unserer Gesellschaft oft vorherrscht, sollte öfter gegen Teilen, Geben und Zuhören eingetauscht werden. Weil beobachten wir uns alle einmal selbst: Würde man Tramper mitnehmen? Und würde man ihnen dann auch noch anbieten den gesamten Tag mit ihnen zu verbringen? Und würde man sie dann auch noch zu einem Mittagessen einladen? Wie oft bringt man jemand anderes zum Lächeln?

BlogNo:06

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