¡Feliz cumpleaños, Fedeagua!

von 18 emily  

Die Organisation, für die Maurice und ich hier in Costa Rica arbeiten heißt Fedeagua. Sie besteht seit 1990 und zur Feier des 29. Geburtstags haben wir ein größeres Fest geplant.

Schon drei Tage vorher wurden die restlichen Arbeiten nur noch so wenig wie nötig ausgeführt und die meiste Zeit des Tages wurde in Putzen, Aufräumen und schön machen investiert. Die gesamte Finca sollte in dem schönst möglichen Licht glänzen, weshalb das Laub überall zusammengekehrt werden musste, freiere Flächen wurden mit einem Rasentrimmer von langem Unkraut befreit, um Parkplätze zu schaffen, wir haben Parkbänke aus beton geschrubbt und dann in neuem Gelb strahlen lassen, gefegt wurde, was einen festen Untergrund hat, Orte, an denen seit langer Zeit Müll gesammelt wurde, wurden ausgemistet und der Müll wurde weggebracht.

Nebenbei hatten wir auch noch Besuch von zwei Vertreterinnen der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die in Mexiko leben. Weil Fedeagua von der Stiftung teilweise finanziert wird, müssen manchmal Gespräche und Versammlungen mit Vertretern stattfinden, weshalb die Organisation der Putzaktionen etwas unkoordiniert verlief und immer etwas los war.

Am Samstag früh ging dann der Endspurt der Vorbereitungen los, um 17 Uhr sollten die Gäste eintreffen. In der Küche stapelten sich massenweise Einkäufe für die Verköstigung und alle Menschen liefen geschäftig über den Hof. Nachmittags haben wir dann angefangen die Mengen an Essen zuzubereiten.

Eine Spezialität, die mich als Vegetarierin weniger in Begeisterung versetzt, sind Chicharrones. Dafür wird in einem sehr großen Topf Schweineschwarte gekocht, bis sie knusprig braun wird und dem Klang beim Essen nach sehr fest und schwierig zu kauen. Dazu gibt es Weißkohl, der sehr fein geschnitten wird, Tomatensalat, der lediglich mit frischem Koriander zubereitet wird und ein Stück Zitrone neben einem Viertel Maistortilla.


Das Reisgericht: Arroz con siempre

Das Hauptgericht war aber Reis mit Hühnchen (ebenfalls nicht vegetarierfreundlich), der hier nur „Arroz con siempre“ genannt wird, weil zu den meisten Versammlungen und Treffen dieses Gericht in einem großen Topf zusammengemischt wird. Um Geld für die Organisation zu sammeln wurden die Chicharrones und das Bier verkauft.

Während des Kochens kamen immer mehr Helfer, die im Hof der Finca einen großen Halbkreis aus Stühlen geformt haben, eine Leinwand mit Beamer aufgebaut haben, Fackeln zur Beleuchtung in den Boden gesteckt haben und Plakate von früheren Projekten und Aktionen Fedeaguas aufhingen. Nachdem dann auch noch ein Mann, der in demselben Ort wie mein Chef lebt und als DJ die Veranstaltung musikalisch untermalen sollte, seinen Laptop mit großen Musikboxen und einem Mikrofon aufgebaut hatte, konnte die Feier losgehen.


Geburtstagsständchen

Nach und nach kamen die Gäste, sodass gegen 18 Uhr die Empfangsrede startete und eine Diashow mit Bildern aus 29 Jahren Fedeagua gezeigt wurden. Währenddessen haben die Helfer das Abendessen an jeden Gast ausgeteilt. Nach dem Essen hat ein Besucher seine Gitarre ausgepackt und costaricanische Lieder angestimmt. Die meisten der Lieder waren über das Leben der Bauern in Guanacaste, der Provinz, in dem wir wohnen.

Während dieser Darbietung wurde immer wieder das gemeinsame, für Guanacaste typische „Schreien“ eingestimmt. Dabei fängt eine Person an einen Jauchzer ähnlichen Schrei auszurufen und andere stimmen mit ein. Diese Besonderheit ist mir schon bei anderen Veranstaltungen aufgefallen, gewöhnt habe ich mich trotzdem noch nicht daran.

Nach der Gesangdarstellung hat sich der Sitzkreis ein wenig aufgelöst und es wurde Bier getrunken, Chicharrones gegessen und geredet, bis die Piñata zerschlagen werden sollte. In einem der Mangobäume im Hof war eine Pappmascheefigur an einem langen Seil aufgehängt, das mein Chef festhielt.


Piñata

Maurice sollte der Erste sein, weshalb ihm die Augen verbunden wurden und er einen Stock in die Hände gedrückt bekommen hat. Dann hat er ziemlich oientierungslos angefangen das Publikum mit dem unkontrolliert schlagenden Stock einzuschüchtern. Diese sollten, wie früher beim Topfschlagen, ansagen, wo er hinschlagen muss. Diese Beschreibung fiel aber schwer, weil unser Chef am anderen Ende der Leine ganze Arbeit leistete und die Figur durch die Luft wirbeln lies. Nach wenigen Minuten wurde getauscht und mehrere Gäste versuchten ihr Glück, bis schließlich überall eingepackte Süßigkeiten herumlagen und zusammengesammelt werden konnten.

Kurz nachdem die letzten Pappfetzen aus dem Weg geräumt waren kam es zu dem Höhepunkt des Abends: Die Geburtstagstorte. Vorher wurden mit Pailletten bestickte Haarbänder verteilt, an die eine aus Moosgummi ausgeschnittene Blume mit Federn und Dekorationen befestigt waren, ausgeteilt wurden. Wenig später stand ich in einer Runde erwachsener Menschen mit etwas albernem Kopfschmuck und habe ein Geburtstagslied für die Organisation gesungen. Nach dieser Zeremonie wurde die Torte angeschnitten und verteilt.

Nachdem dieser Programmpunkt der Veranstaltung überschritten war sind die ersten Menschen schon gegangen. Für andere ging hier aber erst die Party los. Die Karaokemaschine wurde angemacht und das Tanzbein konnte fröhlich geschwungen werden. Nach und nach löste sich die Feiergesellschaft auf und ich bin schließlich auch mit einem Lächeln auf den Lippen ins Bett.

Dass ich jemals meine Chefin mit voller Wucht einen Holzstock durch die Luft wedeln sehen würde, oder meinen Chef mit glitzerndem Federschmuck im Haar hätte ich nicht gedacht. Die Eindrücke, die mir von diesem Geburtstagsfest geblieben sind, sind einmalig und voller bunter Farben.

BlogNo:07

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