Leben und leben lassen – The survival of the fittest.

von marcus_11  

Sobald man sich außerhalb von San José befindet, ändert sich nicht nur die Farbe der Umgebung auffällig von grau in grün, sondern man begegnet auch sehr bald einigen Exemplaren der vielfältigen Tierwelt Costa Ricas. Dabei kann man sehr schöne Entdeckungen machen, muss aber gleichzeitig auch immer aufpassen, um den unangenehmen und gefährlicheren Spezies aus dem Weg zu gehen.

Ich bin nun seit einiger Zeit in Guanacaste und hab schon zur Genüge beide Seiten der Natur kennen gelernt. Gleich am ersten Tag sahen wir viele bunte Schmetterlinge, Fledermäuse und verschiedene Vogelarten (z.B. Geier) und konnten Affen und Leguane ganz aus der Nähe beobachten. Besonders beeindruckend war auch die Begegnung mit einem grünen Papageien, der sich auf einem kleinen Baum im Vorgarten niedergelassen hatte, wo wir ihn in aller Ruhe betrachten konnten. In solchen Momenten ist es unglaublich ärgerlich, wenn man keine Kamera dabei hat. Doch oftmals kommt es so unerwartet – wir wollten ja nur schnell etwas Käse kaufen und ausgerechnet außerhalb der Wildnis direkt vorm Haus erwartet uns dieser Papagei. Wunderschöne Farben!

Abends ärgern uns dann die vielen Ameisen und Mücken und erinnern uns wieder an die Schattenseiten des Lebens in der Natur. Doch diese sind nur lästig, nicht gefährlich. Genauso, wie die Ratte, die mir an meinem zweiten Tag hier in Fedeagua einen gewaltigen Schrecken einjagte: Wir hatten sie wohl mindestens genauso erschreckt und daher rannte sie panisch in dem Zimmer rum, das wir gerade für mich neu herrichten wollten. Oder die Tiere der Nacht, die um einen herumflattern, sobald es dunkel wird: diverse Moskitos, Schnaken und manchmal auch Fledermäuse.

Außerdem gibt es hier extrem viele und besonders lästige Ameisen. Davon gibt es vor allem zwei Arten: die größeren rötlichen Blattschneideameisen, die sich eigentlich nur im Garten aufhalten und extrem große Blätter und andere Pflanzenteile transportieren, sodass man sie schon im Gehen als wandelnde Blätter auf dem Weg sieht und manchmal kaum ausweichen kann, weil es so viele sind. Die andere Sorte sind kleine schwarze Ameisen, die sich in der Küche aufhalten und es auf unseren Reis abgesehen haben Diese sind sehr aggressiv und widerstandfähig, lassen sich selbst mit Wasser kaum vertreiben.

Einen gewissen Respekt habe ich auch vor den Leguanen, die nicht nur im Garten zu finden sind, sondern es sich auf dem Dach unserer Küche eingerichtet haben und eine beachtliche Größe von etwa 70cm haben können. Sie sind sehr interessant zu beobachten, wirken aber auch etwas unberechenbar und können mit ihrem Schwanz kräftig um sich schlagen. Dennoch, wirklich gefährlich für den Menschen sind auch diese nicht. Im Gegensatz zu dem riesigen Insekt, das sich heute Morgen in mein Zimmer verirrte, als ich gerade dabei war, meinem Text zu schreiben. Das Ding heißt Abiswa – eine Art riesige Wespe, etwa so groß, wie mein Daumen – und ist sehr mit Vorsicht zu behandeln. Mein ‚Mentor’ Willian erklärt, dass ein Stich von diesem Riesenbrummer einen meist ins Hospital bringt und manchmal mit schlimmen Folgen. Eingeschüchtert war ich schon vorher und jetzt weiß ich auch warum. Dennoch würde ich das Krabbelding ganz gern aus meinem Zimmer raus haben und überlege mir eine Strategie, gebe jedoch bald auf, denn das Tier ist offensichtlich genauso verunsichert, wie ich und könnte unerwartet aggressiv reagieren. Daher befolge Willians Rat, das Viech einfach in Ruhe zu lassen und zu hoffen, dass es einfach verschwindet. Wenig später ist es weg.

Die Menschen hier sind sehr naturverbunden, kennen viele Tiere und deren Verhaltensweisen, und handeln oft nach der Maxime: leben und leben lassen. Es gibt jedoch Ausnahmen, da es hier einige Tiere gibt, die nicht nur lästig, sondern wirklich bedrohlich sein können, z.B. Schlangen. Am Sonntagabend in der Küche, ich war noch nicht ganz fertig mit Essen, entdeckt Willian plötzlich eine Schlange! Zuerst kaum zu sehen, doch tatsächlich: genau dort, wo die beiden Räume zusammentreffen, zwischen Dach und Wand, da hat sie sich verkrochen. Diese einfache Holzkonstruktion bietet ihr ein gutes Versteck. Als Willian sie mit der Machete piekst, bewegt sie sich, doch es dauert noch etwa eine halbe Stunde, bis wir sie schließlich aus dem Haus bekommen und draußen mit Machete und Eisenstange erschlagen. Eine schön gemusterte Boa, noch relativ klein, wohl etwa ein Jahr alt, aber dennoch: Meine erste Schlange in freier Wildbahn! Wobei das genau genommen auch nicht stimmt, da sie ja wirklich im Haus war...

Solche Erlebnisse sind sehr prägend und man lernt dadurch sehr gut am Beispiel der Einheimischen, wie man sich in diesen Situationen richtig verhält. Mittlerweile bin ich schon viel abgeklärter im ‚täglichen Überlebenskampf’. Ganz nach dem Motto: Was einen nicht tötet, macht einen nur stärker!

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3 Kommentare

Kommentar von: Christian [Besucher]

Habt ihr vorher nicht gesehen, dass es ne Boa war? Warum habt ihr die denn erschlagen?

Kommentar von: Marcus [Besucher]

Die Schlange war so zwischen den Brettern der Wand versteckt, dass man schwer erkennen konnte, was es für eine war - das spielte aber auch keine große Rolle, denn das Ziel war einfach, diese aus der Küche raus zu bekommen und dann wurde sie eben gleich ganz aus dem Weg geräumt, um sicher zu gehen, dass sie nicht zurück kommt - ist ja nicht ganz ungefährlich.

Kommentar von: Lothar [Besucher]

Es ist schon aufregend, eine Schlange im Haus zu finden, aber eine kostbare Boa zu killen ist nicht so gut. Warum sollte sie nicht wiederkommen? Sie würde schon nicht die Nudeln wegfressen. Nur für die Einheimischen sind tote Schlangen gute Schlangen. Auf dieses Niveau sollte ein Europäer möglichst nicht fallen. Wir sind für den Naturschutz da und sollten Vorbild sein.


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