Die Schildkröten von Ostional

von miriam_12  

Vor einiger Zeit war eine gemischt-Mittelamerikanische Gruppe bei uns in Fedeagua zu Gast. An einem Abend fuhren sie (uns Freiwillige im Gepäck) in das Küstendorf Ostional, um an einer Versammlung zum "Ley de los Territorios Costeros Comunitarios" am nächsten Vormittag teilzunehmen. Doch am Abend hieß es erstmal: ab an den Strand zur Schildkrötenbeobachtung!

Am Strand von Ostional gibt es jeden Monat in der Regenzeit ein mehrtägiges Spektakel - die sogenannte arribada. Die tortuga lora, Lepidochelys olivacea, oder auch Oliv-Bastardschildkröte kommt an den Strand, um Eier zu legen. Dabei kommen mindestens fünf Tage am Stück bis zu 100.000 Schildkrötenweibchen an Land und legen ihre Eier ab.

Wir waren zwar nicht während einer arribada in Ostional, haben aber trotzdem einige Schildkröten gesehen. Denn auch zwischen den arribadas verirren sich einzelne Weibchen ans Ufer und legen ihre Eier ab. Dabei graben sie mit ihren Hinterflossen ein Loch in den Sand, in das sie dann 80 bis 160 Eier legen. Danach wird das gefüllte Loch wieder mit Sand bedeckt. Da die Schildkröten nur ihre Hinterflossen zur Verfügung haben, wirkt das ziemlich beschwerlich.

Am nächsten Morgen konnten wir dann frisch geschlüpfte Schildkrötenbabys auf ihrem Weg ins Meer beobachten. Die Kleinen wirken noch sehr zerbrechlich und taten sich sichtbar schwer. Sie stolperten in sämtliche Löcher und überschlugen sich manchmal komplett, aber am Ende haben sie sich immer wieder aufrappeln können. Eine erwachsene Tortuga hatte den Weg ins Wasser nicht geschafft, also trugen wir sie so weit rein, dass sie wegschwimmen konnte.

Wieder in Fedeagua angekommen entdeckte ich einen Beutel mit Schildkröteneiern im Kühlschrank. Meine erste Reaktion war Entsetzen und Ablehnung, schließlich müssen die Schildkröteneier geschützt und nicht gegessen werden. Doch Ostional hat auf dem 1 km langen Hauptstrand eine Maßnahme für den Schildkrötenschutz begonnen.

Die Eier dürfen nur an den ersten drei Tagen der arribada gesammelt werden. Die meisten jener Eier wären ohnehin von den nachfolgenden Schildkrötenweibchen bei deren Eiablage zerstört worden. Das System hat einen Nutzen für die Natur: wenn es genug Eier an einem Ort gibt, überleben trotz natürlich Fressfeinde ausreichend viele. Der Preis der "legalen" Eier ist von der Regierung festgelegt. Für illegale Sammler lohnt sich der Preis, den sie für ihre Eier bekommen, kaum noch im Gegensatz zum Risiko, entdeckt zu werden.

Der Verzehr und Verkauf der Eier ist eine Tradition, die so erhalten werden kann, ohne der Schildkrötenpopulation Schaden zuzufügen.

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