Journey to the Green Kingdom

by 15 marleen  

Nach 15 Stunden Flug begrüßen uns der costaricanische Himmel mit fetten Regenwolken und Miguel mit einer herzlichen Umarmung. Er ist der Gründer des Aufforstungsprojekts ARBOFILIA, in dessen Station wir Freiwilligen die ersten 3 Wochen unseres weltwärts-Jahres verbringen werden.

Schon nach unserer ersten Unterhaltung wird mir klar, dass ich viel von ihm lernen kann. Auf meine Frage, ob er und die beiden Freiwilligen des vergangenen Jahrgangs lange warten mussten, fällt er in nachdenkliches Schweigen. Nach einer Weile erklärt er mir, dass es keine einfache Frage sei. Schließlich gäbe es zwei unterschiedliche Arten des „Wartens“; eine während der man die Zeit als Pause genieße und eine während der man sich durch die eigene Ungeduld das Leben zur Hölle mache.

Warten … dieses Thema wird mir während des Jahres noch öfter begegnen. Da bin ich mir sicher, denn als ich damals mit 16 hier war, fiel es mir erst schwer, mich an das costaricanische Zeitgefühl zu gewöhnen. Jetzt, weiß ich, dass ich - wenn ich mal wieder warten muss - immer die Wahl habe: Gönn ich mir die Pause oder schaffe ich mir die Hölle?


'Unser' Pickup
Der Pickup mit dem wir zur Station fuhren, ist mindestens genau so abenteuerlich, wie der Weg dorthin. Völlig übermüdet versuchen wir Miguels Worten zu folgen, die in meinen Ohren nach einer großen Faszination und Liebe zur Natur klingen. Die Flora und Fauna Costa Ricas scheint er so gut zu kennen, wie manch einer seine eigene Hosentasche nicht. Während er uns die Entstehung der Landschaft durch die Vulkanaktivität, Namen verschiedener Pflanzen und viele andere Besonderheiten der Natur erklärt, versuche ich zu realisieren, dass ich tatsächlich wieder in Costa Rica bin.


Brücke am Rio Tárcoles
Am Fluss Rio Tárcoles machen wir Halt. Miguel schlägt uns vor, zu Fuß über die Brücke zu gehen. Es ist nämlich nicht irgendeine Brücke, sondern die Schnittstelle zwischen zwei unterschiedlichen Ausprägungen des Regenwaldes. Vom Norden her erstreckt sich bis zur Brücke der Trockenregenwald. Auf der anderen Seite beginnt der Feuchtregenwald, den wir alle von Bildern aus dem Amazonasgebiet kennen. Außerdem markiert der Fluss die frühere Grenze des Maya-Königreiches.

Während wir also über die besagte Brücke gehen, kann ich Miguels Worte von der Besonderheit dieses Ortes verstehen und mit allen Sinnen spüren. Den Unterschied der beiden Regenwaldarten sehen wir auch ohne botanische Fachkenntnisse. Auf der Seite hin zum Feuchtregenwald erscheint das Grün irgendwie intensiver, die Luft schwüler.


Blick auf den Rio Tárcoles
Unter uns im schlammigen Wasser entdecken wir große Krokodile, die wie schlafende Wächter diese Grenze zu behüten scheinen. Ein verliebtes Papageienpärchen fliegt über unseren Köpfen hinweg. Und plötzlich verstehe ich, warum dieses kleine Land eines der artenreichsten der Welt ist. Auf diesen grade mal 51 100 Quadratkilometern (ungefähr so groß wie Niedersachsen) stoßen 2 riesige und verschiedene Vegetationszonen direkt aufeinander.

Unseren nächsten Zwischenstopp legen wir bei der „primera madre“ ein, wie Miguel das Meer nennt. Wir schauen auf den Golf von Nicoya und am Horizont können wir schon die Küste der Halbinsel erkennen. Die erste Mutter schlägt hier nur kleine Wellen an den schwarzen Vulkanstrand.


Blick aufs Meer
Auf dem letzten Stück unserer Reise müssen wir eine steile ``Straße“ bezwingen, die uns bis zur Station über rundgewaschene Steine und matschigen Lehmboden führt. Ziemlich erschöpft und neugierig auf die vor uns liegende Zeit kommen wir endlich an. Aber vorher bekommen wir wortwörtlich noch eine Lebensweisheiten auf den holprigen Weg: „Lo más precioso que tienes en tu vida es tu tiempo de vida. La materia va y viene. Entonces es importante que seas conciente en el momento.“ (Das wertvollste, das du im Leben hast, ist deine Lebenszeit. Die Materie kommt und geht. Also ist es wichtig, dass du bewusst im Moment bist.)

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