Die Unruhe der Stadt

by 15 hannah  

Nach 4 Wochen in purer Natur und kompletter Abgeschiedenheit von der Menschheit, kann so eine Reise in die Hauptstadt schon ziemlich aufregend und anstrengend sein. Wir sind hier, um unser Visum zu beantragen und haben dafür eine ganz schöne Reise hinter uns.

Um 4 hat mein Wecker geklingelt und ich konnte mich nur schwer dazu motivieren mein Bett zu verlassen. Die letzte Nacht war dazu auch noch ziemlich warm. Nachdem ich mich dann doch erheben konnte und mich angezogen hatte, habe ich noch meine letzten Sachen eingepackt – wahrscheinlich wieder zu viel, so wie immer. Ohne Frühstück gegessen zu haben, laufen wir 4 mit großen Rucksäcken aus unserer Station, in der wir uns schon langsam heimisch fühlen. Über vier kleine Brücken bis ins Dorf, wo der Mann wartet, der uns mit seinem Pickup in den nächsten Ort zu unserem Bus fährt.

Der Weg führt eine halbe Stunde über einen holprigen Weg mitten durch die Natur, vorbei an einigen luxuriösen Lodges von reichen Touristen, die nicht in die Landschaft zu passen scheinen. Angekommen in Bijagual, steht der Bus auch schon da. Wir steigen ein und bezahlen bei dem Busfahrer, der uns mit einem netten Lächeln begrüßt. Wir denken, dass unsere Fahrt nun endlich losgehen kann, jedoch scheint der Motor noch nicht ganz so gut zu laufen. Deshalb wird noch ein bisschen geschraubt und gemacht, bis die Reise beginnen kann.

Währenddessen können wir das Gespräch der Ticos schon etwas verstehen, wie sie sagen, dass der Kurs des Dollars zurzeit ja nicht so gut stehe. Lennart stellt dann zunächst klar, dass wir keine Gringos (US-amerikanische Touristen) sind.

Auf dem Weg nach Orotina halten wir immer mal wieder bei Leuten, die an der Straße stehen und fragen, ob sie auch mitfahren wollen. Der Bus wurde nicht ganz voll, aber die Fahrt wird sich wohl doch gelohnt haben. In Orotina haben wir uns dann erst mal lecker gefrühstückt: natürlich das typische Gallo Pinto (Reis mit Bohnen) mit Ei und Käse. Nach der Stärkung haben wir noch ein paar Wege erledigt und dann auf unseren Bus nach San José gewartet. Dieser war diesmal komplett voll. Zum Glück konnte ich einen Platz am Fenster bekommen, sodass der Fahrtwind eine leichte Abkühlung war. Ein kurzes Schläfchen hat mir wieder etwas Kraft für den Rest des Tages gegeben. Auf der Straße in die Hauptstadt staute es sich zunächst und die Fahrtzeit zog sich auf das ungefähr doppelte.

Angekommen am Coca Cola – dem Busbahnhof – merke ich sofort, dass die Ruhe der letzten 4 Wochen verschwunden ist. Menschen, Autos, Abgase: überall. Der Weg zu unserem Hostel führt über die längste Einkaufsstraße San Josés‘. Wir sehen Laden an Laden und ein Fastfoodrestaurant nach dem anderen. Hier ist unverkennbar, dass die USA schon einen großen Einfluss auf dieses Land hat. Viele Händler, die Handyzubehör und andere Kleinigkeiten verkaufen, stehen fast in einer Reihe und rufen alle laut, was sie verkaufen. Aus den verschiedensten Läden hört man Rufe und laute Musik, die zum Kauf anregen sollen.

Wir laufen vollbepackt durch die Menschenmassen und wirken wahrscheinlich wie jeder andere Tourist, der hier durch die Straßen läuft. Langsam werden es weniger Menschen, die einem entgegen kommen und ich kann das Ende der Shopping Meile schon erahnen. Wir laufen noch an dem Künstlermarkt vorbei, den wir die Tage auf jeden Fall noch besuchen werden, sehen das festungsähnliche Gebäude des Nationalmuseums und ein paar Straßen weiter befindet sich auch schon unser Hostel „Casa Ridgway“. Es ist ähnlich wie eine Jugendherberge und ich darf mir das Zimmer mit 4 Männern teilen. Die Reise war anstrengend und ermüdend, weswegen wir noch nach einer Möglichkeit zum Essen geschaut haben. Lennart kannte zum Glück von seinem letzten San José Besuch eine nette Gaststätte, die vegetarische Malzeiten anbietet. Ich habe mich für die Tacos gefüllt mit Soyafleisch und Käse und Salat als Beilage entschieden. Zum Nachtisch habe ich dann noch ein Soyavanilleeis probiert, welches einfach nur köstlich war! Diesen Moment habe ich sehr genossen, da ich nicht weiß, wann ich in diesem Jahr wieder Eis essen werde.

Jetzt sitzend an dem kleinen Schreibtisch unseres Zimmers und ziemlich erschöpft von der Reise, höre ich die Verkehrgeräusche der Stadt, die für mich schon fast fremd scheinen. Hier hört man keine Zikaden und Vögel, die ihren Nachtgesang sanft in den Wald schicken und der Himmel ist so erleuchtet von den Straßenlichtern, sodass ein Stern keine Chance hat gesehen zu werden. Die Eindrücke der Stadt sind überragend und lassen mich noch mehr den Frieden und die Ruhe in unserer Station schätzen lernen. Trotzdem freue ich mich auf erlebnisreiche Tage in dieser bunten, temperamentvollen Stadt.

BlogNo:02

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