Der Konsumhunger

by 15 hannah  

Laufend durch die Straßen San Josés sehe ich hin und wieder eine obdachlose Person in einem Karton am Fußgängerwegrand schlafend. Ein Bild, was man mittlerweile wahrscheinlich in fast jeder Großstadt dieser Welt sehen kann. Trotzdem waren es noch erstaunlich wenige in der Fußgängerzone, wahrscheinlich weil sie das „schöne“ Bild der Einkaufwelt zerstören könnten.


Weihnachten ist mehrere Monate lang ein Geschäft

Da wir gerade etwas planlos umherlaufen, entscheiden wir uns einen Abstecher in das Universal zu machen, ein vierstöckiges Geschäft, in dem man mit hoher Wahrscheinlichkeit alles außer Kleidung und Schuhen kaufen kann. Die Läden dafür gibt es aber ohnehin schon zu Genüge in der Straße. Am Eingang riechen wir gleich einen interessanten Mix der ganzen Parfümsorten, die angeboten werden. Eine Frau lässt sich beraten, welches Make-up am besten zu ihrem Hautton passen könnte und einen Schritt weiter trifft mich bald der Schlag. Schrille bunte, glitzernde und komplett überfüllte Plastikweihnachtsbäume (ANFANG OKTOBER!!!) bringen meine Augen fast zum Schmerzen.

Erst jetzt wird mir bewusst, dass auch im ganzen Laden laut Weihnachtslieder aus den Lautsprechern kommen. „On the first day on christmas my true love send to me,…“, singe ich mit, da ich das Lied in den USA gelernt habe. Lennart fragt mich, ob dieser Dekorationswahnsinn nicht vergleichbar mit dem in den Vereinigten Staaten sei. Erstaunlicherweise antworte ich: „Nein, so habe ich es selbst dort nicht gesehen“. Meine Gastfamilie hatte zwar auch einen Plastikweihnachtsbaum und jede Menge Baumschmuck, aber so schrill wie hier habe ich es dort nicht erlebt.


Geschenkidee oder Plastikmüll? Barbiepuppen im Überfluss

Für uns ist es nicht erklärbar, wie Menschen so etwas schön finden können, dennoch halten sich schon ziemlich viele Kunden in dieser Abteilung auf. Da wir unsere Augen wieder etwas schonen wollen, entscheiden wir dafür eine Etage höher zu fahren. Jedoch wird der Anblick nicht besser. Bereits der Eingang der Etage ist pink mit dem großen Schriftzug „Barbie“ versehen. Wir gucken uns erschrocken an und wollen es nicht wahrhaben. Ich habe ungelogen noch nie in meinem Leben SO VIEL, nach meiner Meinung Plastikmüll, auf einer Stelle gesehen. Allein „Barbie“ füllt 7 Regalwände und „Monster High“ und andere Puppenvariationen noch 12 weitere.

Wir gehen durch die Reihen und ich stelle mir die Frage, ob das wirklich alles sein müsse?! Ist das wirklich die Gesellschaft, in der wir leben möchten?! Länder (Entwicklungs- und Schwellenländer), wie Costa Rica, gucken sich sehr viel von den führenden Industrieländern (Deutschland, China oder USA) ab. Das kann durchaus positive, aber auch negative Aspekte betreffen. Unter anderem gehören dazu der absolute Produktionswahn und Produktüberfluss, der in unseren Ländern herrscht. Für die Menschen hier ist es ein Zeichen von Wohlhaben und Wohlbefinden der Bevölkerung und des Landes.

Wenn wir genauer hinschauen, bedeutet das aber auch gleichzeitig die Ausbeutung der ärmeren Länder. Das System des Kapitalismus scheint seine Finger schon überall im Spiel zu haben. Und so werden überflüssige Dinge (z.B. die regalfüllenden Barbies) hergestellt, die die Menschen, denen es schon gut geht, noch vermeintlich glücklicher machen, anstatt den, an den Straßenrändern liegenden Personen zu helfen. Die wären wahrscheinlich schon über eine Schüssel Reis glücklich.

Also verlassen wir das Geschäft, nachdem wir noch in den anderen beiden Etagen waren, ohne etwas gekauft zu haben. Obwohl ich überlegt hatte, etwas zu kaufen, habe ich es nicht getan. So dringend brauche ich es dann doch nicht. Vielleicht sollten wir alle manchmal 2-mal nachdenken, ob wir die Dinge wirklich brauchen oder ob wir sie nur kaufen würden, um einfach etwas gekauft zu haben.

BlogNo:03

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