Grünes Land, grüne Stadt

von carla_11  

Es ist ein grünes Land, das die Menschen vor Augen haben, wenn sie an Costa Rica denken. 25 % der Fläche als Nationalpark, mehr als die Hälfte bewaldet, erneuerbare Energien wohin der Blick fällt und auch der Tourismus wirbt immer mehr mit Natur und Grün. Die Regierung hat es sich als Ziel gesetzt das Land innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einem CO2-neutralen zu machen und man könnte bei all der Werbung fast glauben, es wäre schon so weit.

Welche Ernüchterung bereitet die Ankunft: San José tritt als eine graue Großstadt in Erscheinung, als ein dreckiger Ort, der, neben dem immer mehr Präsenz zeigenden, wohlhabenden Amerikanismus, viel Armut nicht verbergen kann. Dazu nervender Verkehrlärm, ätzende Luft wenn’s nicht regnet und Straßen, die eher zum Davonlaufen animieren als zum Verweilen. Man muss genau hinschauen, will man die schönen Nischen und zarten Anfänge einer nachhaltigen Stadt entdecken. Dabei hat sich San José nun vorgenommen, zu einem städtischen Wald zu werden. Zu einer Stadt voller Bäume, voller Biodiversität, voller Lebensqualität.

„Foresta Urbana“ nennt sich das großangelegte Projekt, welches vom Instituto de Arquitectura Tropical (IAT) ins Leben gerufen wurde und das Gesicht der Hauptstadt von Grund auf verändern will. Rund 50.000 Bäume sollen gepflanzt werden - Parks, Straßen, Bürgersteige sollen dabei nicht einfach begrünt werden mit aber und abermals den gleichen Arten (wie man das früher gerne gemacht hat), sondern gefüllt werden mit und überquellen vor Vielfalt. Wichtig ist dabei vor allem, dass es einheimische Pflanzen sind, die neu gesetzt werden.

Mit großem Aufwand sollen dann auch einige Altlasten beseitigt werden. Was früher mal Symbol für Fortschritt und Weltoffenheit galt, wird von den Stadtplanern endlich als so hässlich gesehen, wie es ist: Die Eukalyptus-Bäume des rund 7 ha großen Sabana Parks Sabana – welcher damit so ganz nebenbei der größte Stadtpark des Landes ist - werden ausgetauscht. Das bedeutet viel Arbeit, aber auch, dass die Vögel zurückkehren, die diesen aufgrund der fremdländischen Bäume eher meiden. Die grünen Inseln des Stadtzentrums sollen verbunden, ein grüner Teppich geschaffen werden. Ökologische Korridore auf urbaner Ebene, ein Beitrag zum Schutz der Pflanzen-, der Artenvielfalt, zum Klimaschutz. Es klingt wie eine Utopie, dessen Theorie seit etwa vier Jahren langsam zur Praxis zu werden scheint.

50 Millionen Colones (etwa 100.000 US-Dollar) standen der Umsetzung der Architektenpläne im ersten Jahr zur Verfügung, doch die Gemeindeverwaltung sowie die Nationalbank Costa Ricas suchen weitere Unterstützung bei Firmen, Organisationen und Familien, um die Bäume, Sträucher und Palmen zu finanzieren. Patenschaften werden ins Leben gerufen, mit einem Betrag von 12.500 bis 30.000 Colones kann ein jeder seinen ganz eigenen Baum finanzieren - als Beiträge des Einzelnen zur Verkleinerung des städtischen und nationalen Kohlenstofffußabdrucks vermarktet die Stadtverwaltung diese Aktion.

María Elena vom Friedenszentrum „Centro de Amigos para la Paz“, welches den Sitz in eben dem Hostel hat, in welchem wir unsere Nächte verbringen, hat selber Bäume gepflanzt. Die ganze Straße entlang, bis zu den Bahnschienen. Vielleicht zwanzig, vier wurden geklaut.

„Zu Beginn war alles grau, alles hässlich, jetzt ist es schon viel besser. Vielleicht wird es nicht, wie sie es sich erträumen“, sagt sie, doch ihr Land sei stark, sie hätten viele Umweltschützer, und sie würden zusammenarbeiten. Jung und Alt, Frau und Mann.

Und jede neue Pflanze, jeder neue Baum schafft eine neue Persönlichkeit. Gibt San José eine neue Persönlichkeit. Lässt die Stadt ein wenig mehr zum Wald werden.

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