Kokos, Kanus und Kulturen

von 17 charlotte  


Rama Cay, Nicaragua.

Kokos, Kanus und Kulturen assoziieren wohl die Meisten mit Urlaub, Sandstrand und Erholung. Doch die nicaraguanische Karibik hat weitaus mehr zu bieten. Südlich der Bluefields Lagune existiert noch eine zweite ursprünglichere Welt, die Touristen noch größtenteils verborgen ist. Diese nur mit dem Boot zu erreichende Welt ist das Zuhause der Rama.

Die Ramas sind eins von sieben indigenen Völkern Nicaraguas. Heute gibt es nur noch rund 3500 Ramas, von denen der Großteil auf der kleinen Insel Rama Cay lebt.

Eine Arbeitsreise eröffnet uns die Chance diese Welt zu erkunden und einmal hinter die Kulissen zu schauen. So sind für acht Tage die Insel Rama Cay und die Familie Abelados, einer der GATOs, Anlaufstelle und Ausgangspunkt für unsere täglichen Exkursionen auf Rama-Fincas.

Da Distanzen in Nicaragua nicht unseren Maßstäben folgen, entpuppt sich der vermeintliche Katzensprung (Luftlinie 77km) als achtstündige Anreisetortur. Angekommen in der Küstenstadt Bluefields werden noch die alltäglichen Lebensmittel wie Reis, Bohnen, Öl und Getränke besorgt und somit die Inselbewohner versorgt. Mit der Fracht an Bord nehmen wir Kurs auf die Karibikinsel. Durch die Lagune, vorbei an Mangrovenwäldern und vielen unberührten Inseln, taucht irgendwann Rama Cay am Horizont auf.


Typisches Haus.

Fischer auf Kanu.

Besitzverhältnisse: "LAS PROPIEDADES COMUNALES INDIGENAS NO SON OBJETO DE COMPRA Y VENTA"

Kokosbrot Marline.

Kokosbrote.

Mit seinen vielen bunten, aneinandergereihten Häuschen und den typischen Karibikpalmen sprüht die Insel schon aus der Ferne voller Leben. Doch im Näherkommen taucht auch der angeschwemmte Müll zu Fuße der im Wasser stehenden Latrinen im Blickfeld auf. Die Holzhäuser ziehen sich dicht an dicht den Hügel hoch, sodass sich Terrasse an Terrasse reiht und man bequem das Fernsehprogramm des Nachbarn verfolgen kann. Der Großteil der Rama-Häuser besteht aus einer geräumigen Wohnküche mit Feuerstelle und einem Schlafsaal/ Wohnzimmer, indem die ganze Familie Platz hat. Zehn Kinder sind für die Ramas keine Seltenheit, mehrere Generationen leben auf kleinem Raum zusammen und der Familienzusammenhalt ist sehr ausgeprägt.

Ihren Lebensunterhalt erwirtschaften sich die meisten der Ramas durch Fischfang. Mit ihren traditionell aus einem Stamm gefertigten Kanus ziehen sie mit dem Sonnenaufgang in die Lagune hinaus, um Fisch und Shrimps zu fangen. Einige unterhalten sich auf dem als Rama Reservat ausgeschriebenen Festland Fincas. Hier gedeihen meist Kokos, Bananen und Yucca.

Durch die Zusammenarbeit mit Sano y Salvo haben sich in den letzten Jahren auch einige Ramas vom Vorteil agroforstlicher Anbauflächen überzeugen lassen. Aufgrund der Entfernung pendeln sie mehrmals monatlich zwischen Finca und Insel. In Erntezeiten kommt oft die ganze Familie zur Unterstützung mit.

Unterstützung können sie auch anderweitig gebrauchen, denn schon immer gibt es Auseinandersetzungen über die Eigentumsrechte im Rama Gebiet. Obwohl das Gebiet rechtlich den Ramas gehört und ihnen zur Nutzung und Bewahrung ihrer ursprünglichen Lebensweise zugesprochen wurde, werden immer wieder Teile rechtswidrig verkauft, abgeholzt oder anderweitig genutzt.

So äußert sich Fincabesitzer Augusto bedrückt über die Zukunft seiner Heimat, da sich die Vegetation rund um seine Finca in den letzten Jahren drastisch verändert hat. Nur um Profit zu schlagen, wurden große Teile illegal aufgekauft und viele Waldflächen zerstört.

Aber um nicht weiter abzuschweifen, weiter mit Kulturen: Nicht nur in ihrer Sprache und ihrem äußerlichen Erscheinungsbild, auch kulinarisch heben sich die Ramas vom restlichen Nicaragua ab. Ländertypische Gerichte, wie zum Beispiel der Klassiker Gallo Pinto oder die täglichen Teigwaren werden mit Kokosmilch verfeinert. Der typische Eintopf Rondon vereint die selbstangebauten Bananen, Yucca und Kokosnüsse mit dem frisch gefangenen Fisch. Die Kokosmilch gewinnen sie selber, indem sie alle Schichten der Kokosnuss mit der Machete entfernen und das harte Fruchtfleisch auf einer speziellen Kokosreibe raspeln. Die so erhaltenen Kokosspäne werden durch ein Sieb oder Tuch ausgedrückt und die so entstehende Milch aufgefangen.

Doch nicht nur das exotische Essen sondern auch der allgemeine Charme fernab von Touristenressorts hat meinen Arbeitseinsatz eine besondere Reise werden lassen.







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