Die Erde singt

von carla_11  

Ein autolärmumgebener Stadtmensch hört erst nur die Ruhe, wenn er in seinen Gedanken hier im Schaukelstuhl neben mir sitzt. Und dann die Lautstärke dieser Ruhe, fern davon Stille als Synonym zu haben. Weit weg von dem Gebrüll der Stadt, der Straßen, der Menschen hat die Natur ganze Orchester auffahren lassen, die spielen und spielen als würden sie Müdigkeit nicht kennen.

In dem großen Baum, hinten auf dem Feld des Nachbarn, necken sich dutzende Papageien, kreischen, fliegen mit kräftigem Flügelschlag auf, der die Luft zum Surren bringt. Oben am Himmel ziehen schreiend Vogelschwärme vorüber, Bienen summen sich von Nektar zu Nektar, Mücken setzen einem ihr nerv tötendes Lied ins Ohr. Ein Kolibri, dessen schneller Flügelschlag dem Augenaufschlag zu entgehen scheint und ein Brummen mit sich trägt, wie ein Hubschrauberblatt, das sich dreht und dreht. Der grau bewölkte Himmel lässt nun schon seit Tagen seine schweren Tropfen auf die Erde fallen, dumpf hallt ihr Aufprall auf dem dünnen Wellblechdach wider. Und wenn der Regen aufhört, so sind es die in der leichten Brise und der kräftigen Böe knisternden Palmwedel, sich über das Dach lehnend, die es in den Ohren weiterregnen lassen. Das aus Holz gebaute Haus knackt und knarzt und ächzt.

Von der Kuhweide schallen die lauten Unterhaltungen ihrer grasenden Wiederkäuer herüber, zwischendrin die Rufe des Milchklauers, der Hilfe beim Besänftigen braucht. Hühner gackern, ein Hahn schreit, noch einer, Schweine grunzen vor sich hin. Irgendwo bellt ein Hund, ein Baby schreit. Aus den nassen Wiesen erklingt das mehrstimmige Quaken von Kröten und Fröschen, während das Radio im Wohnzimmer Campesino-Musik spielt. Das Meer singt erklingt eine von Gitarrenmusik begleitete Männerstimme. Und die Erde summt mit.

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