Man kann die eher niedlichen Ausprägungen von Machismo nicht von der Hand weisen, sind sie doch die am offensten und deutlichsten ausgeübten. Wenn zwei Polizisten nebeneinanderstehend einer Frau, die sie eben passiert hat, hinterherblicken, der ältere dem jüngeren eine Zote ins Ohr flüsternd, woraufhin dieser verschämt errötet und beginnt, verschmitzt zu grinsen, hat das neben der Untergrabung der Autorität der Polizeibeamten auch zur Folge, dass der Machismo mehr an den Spieltrieb kleiner Jungen erinnert, die die Grenzen ihrer Tollheiten ausloten möchten.

In eine andere Sparte fällt es da schon, wenn mein Gastvater in Gegenwart seiner Frau niemals den Gedanken fast, sein Geschirr nach Gebrauch selbst abzuspülen. Ebenso selbstverständlich, wie dass er es in ihrer Abwesenheit übernimmt, bedarf es wohl keiner weiterer Überlegung, dass es ansonsten ihr obliegt. Weiterführend nimmt der Machismo aber noch derartige Ausmaße an, dass er die häusliche Gewalt in fast allen Familien legitimiert. Kinder werden sowieso körperlich gezüchtigt, aber auch Frauen bei Missfallen ihrer Herren. Laut meiner Gastmutter mache sich allerdings bereits ein Umbruch bemerkbar, durch die neue Aufgeklärtheit in den Schulen befeuert, wir wollen auch in diesen Trend einsteigen und diese positive Entwicklung zum internationalen Tag der Gewaltlosigkeit gegenüber Frauen mit einer Veranstaltung und Demonstration unterstützen.

Drei Stunden hatte ich hierzu hungrig in der Früh Ananas bearbeitet, zerschnitten und gegen meinen Willen, aber zu Erlindas Zufriedenheit, einzeln in Plastiktüten befördert, danach haben wir 150 Tüten mit Maracujasaft befüllt und verknotet, kurzum, es war eine nervenzehrende Angelegenheit gewesen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Wir wussten aber auch, das zumindest schonmal zwei Schulklassen uns besuchen würden, um auch die Jugend zu vertreten. Schließlich schien es, als hätten dafür die Erwachsenen ihr Anliegen verlassen, insgesamt nahmen vielleicht 40 Personen Anteil an den Reden, die schwanger von Zukunft und Veränderung an ein viel zu kleines Publikum gerichtet wurden, von dem mehr als die Hälfte sich einzig darüber freute, sich nicht in einem Klassenzimmer zu befinden und ihrem Vergnügen darüber lautstark Ausdruck verlieh.

Bei der Demonstration um den Block, Verzeihung: das Innenstadtviertel, befanden sich im gesamten drei männliche Personen unter den Demonstrierenden, die sich bereits physiologisch erkennbar von ihren weiblichen Bergleitern unterschieden, einer davon war allerdings geistig zurückgeblieben und schrie immer die Polizeisirene an, die dankenswerterweise zur Unterstützung unseres Marsches beigesteuert wurde, um Aufmerksamkeit zu erregen und uns einen Hauch von Seriösität zu leihen. Der andere war Teil der Municipalidad und von Amts wegen hier, ich vervollständigte die illustre Runde.

Nachdem wir das Zentrum passiert hatten, erwachte das Bewusstsein über unser Anliegen in einigen doch wieder zum Leben, ein Sprechchor wurde angestimmt, getragen von dem beeindruckenden Organ eines Mädchen meines Alters, in den sich bald viele Kinderstimmen mischten. Dennoch wurden wir eher abschätzig aus den Hauseingängen beobachtet oder verhöhnt, sodass ich mich leicht deplatziert fühlte und mich die Ahnung beschlich, selbst verprügelt zu werden, sollte ich einstimmen. Ich verhielt mich demnach stumm und fieberte den nächsten Programmpunkten entgegen, die ihrer Natur nach mehr Anklang finden sollten: Verzehr der Ananas, Bananen, Sandwiches und Getränke respektive deren Abgabe an Passanten, ein Puppentheater, eine Geschichtenerzählerin und der Vortrag einer Gruppe, die sich der rhythmischen Tanzgymnastik verschrieben hatte und wohl zu gefallen wusste.

Bedauerlich jedoch, dass nach all diesen Darbietungen schon bei den ersten Schlußworten alle Partizipanten den Heimweg anstrebten und die Mitteilung demnach ein weiteres Mal ziemlich verlorenging. Ach ja: trotz all der hungrigen Menschen im Park war unser Kühlschrank noch knapp zwei Wochen lang mehr oder weniger mit Ananas ausgelastet.