Aktuelle Situation und Suche nach der Zufriedenheit

von 21 florian  

Dies hier ist mein dritter Blog. (Ja, ich gebe zu, ziemlich unkreativer Anfang – aber egal). Mittlerweile bin ich sieben Tage in Pozo de Agua und wollte in diesem Blog einfach mal meine momentane Lage und was ich bis jetzt erlebt habe verschriftlichen.

Dass ich erst sieben Tage hier bin (die anderen Freiwilligen sind meist schon länger in ihren Projekten) hängt mit der etwas schwierigen Anreise bei mir zusammen. Als erstes sind wir (alle diejenigen, die auf der Halbinsel Nicoya stationiert sind) mit dem Bus aus San José ca. fünf Stunden bis vor die Tore von Nicoya gefahren, wo auch die Einsatzstelle von zwei Freiwilligen (Greta und Frederic) ist. Anschließend habe ich zwei Tage dort übernachtet, da es für meine Gastmutter wohl besser gewesen war, mich erst nach diesen zwei Tagen zu empfangen. Nach einer mühsamen Busfahrt nach Pozo de Agua (mühsam, da mit gefühlt 100 kg Gepäck beladen) kam ich dann an, wobei mich meine Gastmutter schon beim Aussteigen empfing. Das war auch gut so, denn der Busaussteige-Prozess ist hier für den ungeübten Busfahrer (aka. den deutschen Freiwilligen) eine etwas schwierigere Angelegenheit. 1) hält der Bus nicht an Haltestellen, wenn nicht a) der Busfahrer weiß, dass du da austeigen willst, oder b) du laut ruftst oder c) du das (wenn vorhanden) Haltewunschseil ziehst. 2) Der Ort, wo Leute ein und aussteigen, ist nicht der Ort, wo auch die Haltestelle steht. Tatsächlich scheinen mir die Leute hier etwas lauffaul, es kann gut und gerne passieren, dass der Bus alle 100 Meter anhält, und irgendwelche Leute aufsammelt, auch wenn dort keine Haltestelle steht. So war das auch in meinem Fall, mir wurde gesagt, ich solle dem Busfahrer einfach sagen, wo Hania (meine Gastmutter) wohnt, er würde dann da anhalten. Wer um meine eher rudimentären Spanischkenntnisse weiß, kann sich vorstellen, dass ich am Anfang nicht mehr als „A Hania“ rausgebracht habe.

Nach dem ersten Ankommen und Abladen des Gepäcks folgte dann eine Vorstellungsrunde in der Familie meiner Gastmutter. Erkenntnis 1: Die Leute hier leben echt arm. Wir in Deutschland können und müssen soo froh sein, wenn wir uns Dinge kaufen können, die wir als vollkommen normal betrachten, ja sogar als notwendig betrachten, wie beispielsweise ein Gasherd oder ein Haus, welches nicht aus zusammengenagelten Bretter und Wellblech besteht. So lebt nämlich die weitere Verwandtschaft meiner Gastfamilie. Erkenntnis 2: Ich kann viel viel viel zu schlecht Spanisch, um überhaupt im Ansatz an spanischen Unterhaltungen partizipieren zu können. Diese Problem hatte ich in Deutschland gar nicht so auf dem Schirm, ich dachte irgendwie, dass mein Spanisch besser wäre.

Die Tage darauf waren geprägt von der Ermangelung an Arbeit. Es ist wohl so, dass es im Dezember keine Arbeit gibt, da die Leute die ganze Zeit nur Fiestas machen (feiern). Daraus resultierte dann, dass ich entweder mit den anderen Freiwilligen aus Nicoya an den Strand gefahren bis, in meiner Hütte saß und Spanisch lernte oder mit Leuten aus meiner Gastfamilie mitfuhr, wenn diese etwas zu erledigen hatten. Auf Dauer ist es aber ermüdend, keiner richtigen Arbeit nachgehen zu können, was dann darin mündete, dass ich einerseits einen wütenden Blogeintrag Nummer Zwei schrieb, um meinen Kummer rauszulassen, und andererseits, dass ich anfing, mir über irgendwelche Themen Gedanken zu machen, zu denen man normalerweise nur dann vorstößt, wenn man entweder besoffen ist, oder eben aber zu viel Zeit hat. So auch bei mir, eins dieser Themen beispielsweise war, was einen den überhaupt zufrieden macht. Diese Frage ist interessant (und war in dem Monet wichtig, da ich eben nicht zufrieden war), und ich kann sie definitiv nicht abschließend beantworten, was ich aber kann, ist zu behaupten, der Antwort etwas näher gekommen zu sein (zumindest für mich).

Feststellen konnte ich zum Beispiel, dass es einen großen Unterschied macht, ob man auf ein Ziel hinarbeitet, welches in der nächsten Zeit kontrollierbar ist, oder ob das Ziel zwar da ist, aber in eher in der Ferne liegt. Beispiel: Man arbeitet für eine Klassenarbeit vs man arbeitet eine lange Zeit für sich selbst, um eine Sprache zu lernen. Ersteres ist wesentlich einfacher, zweiteres wesentlich schwieriger für mich umzusetzen, und macht mich auch (für den Moment) wesentlich unzufriedener. Dies klingt profan, war mir aber davor nie so klar gewesen

Ich könnte hier jetzt noch weitere Beispiele nennen, jedoch denke ich, dass dies keinen Sinn hat, da die Frage, was einen zufrieden macht, ja jeder selbst für sich beantworten muss. Vielleicht regt aber den ein oder anderen Leser dieser Blog ja dazu an, auch über die Frage nachzudenken – es lohnt sich.

Jetzt, am Ende dieser ersten sieben Tage, scheint ein Licht am Ende des Tunnels bezogen auf die Ermangelung an Arbeit aufzugehen, morgen werde ich nämlich mit Frauen aus meinem Dorf in den Nationalpark fahren und irgendwas mit Touristen, für die die Frauen dort arbeiten, machen. Dies ist zwar nicht meine endgültige Arbeit hier, aber immerhin irgendeine. Auch wenn das Nachdenken über das Zufriedensein sich für mich gelohnt hat, so bin ich doch froh, dass ich morgen in den Nationalpark fahren kann und Bäume und Viecher anschauen kann.

BlogNo:03

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