Ich sitze auf einem Bett

von 21 nathalie  

Von der Decke bröseln Krümel, für Sesamsaat könnte man sie halten. Auf dem Regal zu meiner Linken hat sich ein kleiner Haufen gebildet. Termiten sollen das sein. In der Decke fressen sie sich durch das Holz. Sie hinterlassen Spuren.

Von draußen weht das Piepen des vorbeifahrenden Müllautos rein. Darüber legt sich der Gesang des Vogels. In den Ohren eines Laien klingt es nach einem Uhu. Dazwischen das Zirpen, Stimmenwirrwarr, der Sound eines schlechten Pop-Songs.

.. kein Bild, denkt es euch aus

Im Schneidersitz lehne ich an die Wand, dessen Zustand schon bessere Tage gesehen hat. Die Oberfläche gleicht Blattadern, einem ungleichmäßigen Relief. Weiß ist die Wand. Dunkle Schlieren folgen ihren Adern, treffen auf Risse, gar ganze Löcher. Ja, der Zustand der Wand hat schon bessere Tage gesehen.
In dem schmalen Rahmen des Fensters sammelt sich Dreck. Sein Ursprung nicht mehr bestimmbar. Zu lange schon liegt er da. Mit einem Wisch geht er nicht weg. Hartnäckig wie eine dicke Staubschicht im Bücherregal ist er.
Die Müllbeutel - Inhalt unbekannt, vermutlich kein Müll: geruchsneutral – sind in der einen Ecke, in der anderen der Metallschrank sowie der flimmernde Bildschirm. Auf ihm kann ich das gesamte Haus sehen. Ein Blick genügt.

Was ich beschreibe, ist mein Projekt. Hier werde ich ein Jahr verbringen. Nicht in diesem Raum, wohl aber in diesem Haus. Ich werde ausgehen, ich werde Bäume pflanzen. Ich werde aufräumen und Dinge werden so bleiben wie sie sind. Ich werde keine Lust haben und ich werde vor Motivation platzen. Ich stehe im seichten Wasser wartend auf eine Welle, welche kurz bevor sie mich erreicht, bricht. Ich stehe, meine Wundwinkel gen Himmel.

BlogNo:05

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