Warum sollte ich über die ankommende Post schreiben, es ist doch nicht spektakulär. Doch! Bei uns hier schon. Heute sah ich den Postmann das erste Mal obwohl ich schon 10 Wochen hier bin und dachte, so sieht er also aus. Er hatte eine bläuliche Regenjacke mit passender Regenhose mit dem Aufdruck „Correo“ an. Ob er auch so aussieht, wenn es nicht regnet?

Ich sah ihn an unserem Haus vorbei laufen und dachte, hey, du hast dich bestimmt beim Zählen der Häuser geirrt. Das sechste Haus ist hier bei uns. Ich war mir so sicher, da ich wusste, dass wir Post erwarten würden. Und so war es auch, er kam zurück. Eine Franzi gab es nämlich im siebten Haus dieser Straße linkerseits nicht.

„Wer seid Ihr denn? Euch kenne ich nicht!“ fragte er. Also kennt er wohl Don Felix. Wie oft er wohl Post bekommt?

Es stellte sich bald heraus, dass der Brief nun wirklich für mich bestimmt war, geschrieben von Carla, meiner lieben Kollegin und Freundin aus Juanilama de Pocosol, eigentlich ein Katzensprung von hier entfernt. Grund für die Post war mein Geburtstag einen Tag später.

Der Postmann brauchte eine Unterschrift, Doña Eduviges wollte, aber konnte nicht, da der Brief den Hausherrn Don Felix aufführte. Er wurde geweckt. Wir haben Post, na ja, Franzi hat Post. Ein Aufschrei hallte mir entgegen und ich saß weiterhin ruhig neben der Tür am Tisch. Während Don Felix sich mit dem Postmann unterhielt und seinen Fragen nachkam, woher wir denn seien, bereitete Doña Eduviges den Kaffee und Gebäck vor, um es ihm zu reichen. Ich traute meinen Augen nicht, aber wahrscheinlich kriegen nicht viele Familien in Saíno Post, daher kann man sich mal ein kurzes Kaffeekränzchen gönnen. Ich bekam derweil meinen Brief, der noch mal in Plastik eingewickelt ist zum Schutze vor dem Regen und ließ ihn trotz aller Neugierde noch einen Tag zu.

Nach dem Kaffee verabschiedete er sich freundlich, nahm seinen Motorradhelm und ging weiter. Ob es beim nächsten Kunden auch Kaffee und Kuchen gibt?