Liebeserklärung an Gallus gallus domesticus.

von 21 florian  

Hab meine Liebe zu den Viechern entdeckt! Klingt lustig, ist aber so. Man muss dazu wissen, so ziemlich alle Menschen hier auf dem Land haben mindestens folgenden drei Dinge: einen Hund, ein Motorrad und eben auch Hühner.

So auch mein Chef und meine Gastmutter, was freilich für ein Stadtkind wie mich etwas besonderes war. Ich hatte zwar schon Hühner gesehen gehabt, oft jedoch nur aus der Ferne oder zumindest nicht so, als dass ich mich da heute noch klar daran erinnern könnte. Wie so ein Hühn aussieht und was es so den lieben langen Tag tut, weiß man zwar, was ich jedoch nicht wusste, wie toll diese Viecher eigentlich sind.

Das meine ich auch gar nicht ausschließlich im ökonomischen Sinne, sondern auch und vor allem wegen ihrer Vielzahl an Vorzügen. Um das Offensichtliche zu nennen, sie produzieren einem regelmäßig das Frühstücksei so ganz ohne Einkaufen in den Stall und für die, die es übers Herz bringen, auch das Suppenhuhn in den Topf.

Womit wir nach dem Abhacken dieser Dinge bei einem weniger offensichtlichen Punkt sind: Und zwar sind diese Viecher so unheimlich beruhigend, des glaubt man einfach gar nicht, bevor man es nicht selbst erlebt hat. Man stelle sich folgende Situation vor: Man sitze auf der Terrasse, es ist zwar heiß, man sitzt aber im Schatten, und eigentlich wäre alles mucksmäuschenstill. Aber leise ertönt ein ganz leises Gackern aus einem Busch hervor, so unauffällig, dass man es erst nach einigen Minuten bemerkt, dass es überhaupt da ist.

Auch danach nimmt man es meist nur unterbewusst war, man wird gewissermaßen erst aus seiner Träumerei gerissen, wenn der örtliche Hahn sich zu einem Kikeriki entscheidet. In dem dann freilich mindestens einer von Nachbar seinen Hähnen einstimmt (1), was sich durchaus zu einer Kettenreaktion mehrminütigen Ausmaßes erwachsen kann.

Am Anfang stört einen der Hahn durchaus, mit der Zeit entwickelt sich aber daraus zu der ganzen Art Gallus gallus domesticus etwas, was wohl zur zur Einstufung selbiger als „Kleintiere“, also in einer Kategorie mit Kaninchen und Meerschweinchen, geführt haben mag. Die Kompagnons dieser Einstufung geben schon den Hinweis, dass es sich hier wohl um so etwas wie Haustiere handelt. Und Haustiere hat man normalerweise auch lieb. Jetzt ist so ein Huhn natürlich ungleich dem Kaninchen kein Tier, was man einfach so schmusen und durch die Gegend tragen kann, aber trotzdem hat sich wohl bei mir eine Art Zuneigung entwickelt, mindestens jedoch zu dem Huhn, welches sich das Gebüsch an der Außenwand meiner Hütte, in der ich hause, als Bruthort ausgesucht hat.

Es ist schon schön zu sehen, dass man immer jemandes hat, der, wenn man nachhause kommt, einen treuherzig anblickt (auch wenn das Treuherzige wohl eher eingebildet ist und wenn den Küken in den Eiern gelten dürfte) und sozusagen auf einen wartet. Junge junge erschrecke ich mich, als das Huhn eines Tages im späten Januar des 2022. Jahres nach der Zeitenwende nicht mehr da ist. Einigen Minuten der Aufregung folgt dann glücklicherweise die Erkenntnis, dass wohl auch ein brühende Henne nicht 21 Tage ohne Fressen und Saufen auskommen kann, und dies bestätigt sich einige Minuten späterer dann auch mit der Rückkehr des Huhns.

Ergänzend kann ich noch anmerken, dass Menschen, die jetzt Lust auf Hühner bekommen haben, gesagt sei, dass so Hühner total einfach zu halten sind. Morgens macht man einmal das Tor des Hühnerhauses aus, gibt ihnen Wasser und Fressen, und abends macht man dann das Tor der Stalles wieder zu. Die Hühner gehen sogar abends selber in den Stall, und auch das Fehlen eines Zaunes ist eigentlich kein Problem, denn Hühner sind ortsfest und kommen wie beschrieben abends wieder heim. Es sei denn man hat natürlich eine Straße oder einen Nachbarn, der das Huhn in ein Suppenhuhn verwandeln will, dann wäre ein Zaun schon angeraten.

(1) Mit freundlichen Grüßen vom brühenden Huhn an den Dativ ;-)

BlogNo:06

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