Was mache ich hier?

von 22 luisa_k  

Ich frage mich, ob ich hier richtig bin.

Es ist nur wenige Tage nach meiner Ankunft in San José und ich liege mit Schmerzen im Bett. Ich habe mit Schmerzen irgendeiner Art gerechnet, früher oder später, aber nicht gleich am Anfang und schon gar nicht mit so üblen Rückenschmerzen aus unbekanntem Grund. Liegen tut weh, sitzen tut weh, stehen tut weh. Da das natürlich nicht reichte, kamen pünktlich noch altbekannte Unterleibsbeschwerden dazu. Jedenfalls ist es ein etwas holpriger Start. Erst hätte ich meinen Flug fast verpasst. Dann war mein Handy zwei Tage lang unbenutzbar - es ist schon fast peinlich, wie abhängig wir heutzutage von dem Gerät sind. Und jetzt die Schmerzen. Es wäre wohl keine Reise, wenn alles glatt laufen würde.

Aber zurück zur Sinnkrise. Was mache ich hier? Zweifel an dieser Reise hatte ich natürlich auch vorher schon. Zweifel daran, ob es wirklich Sinn macht, für Umweltschutzarbeit so weit zu fliegen. Zweifel daran, ob ich die Arbeit, das Klima und alles andere packen werde. Zweifel daran, ob ich einen wertvollen Beitrag leisten kann. Ich lese die Blogeinträge der anderen Freiwilligen und bin interessiert, fasziniert und schockiert. Vor allem aber bin ich eingeschüchtert - sowohl von ihren Erlebnissen und Aufgaben als auch von ihrem großen Schreibtalent. Ich habe das Gefühl, dass alles schon erlebt und alles schon geschrieben ist. Und jetzt bin ich hier, die einzige neue Freiwillige zwischen zwei Jahrgängen, und frage mich, was ich hier mache. Frage mich, wann und wohin es weitergeht und was ich eigentlich tun kann.

Vielleicht sind die Schmerzen eine Folge der vielen Gedanken, Zweifel und Sinnkrisen. Oder der Kombination aus zähen Vorbereitungen, großer Aufregung, langer Reise und neuer Umgebung. Oder einer Kombination aus allem. Jedenfalls hoffe ich, dass sie bald aufhören und ich die Kraft finde für die bevorstehenden Aufgaben. Schließlich wollte ich mich der Reise und allem, was sie mit sich bringt, trotz allem stellen. Etwas Sinnvolles tun.

Immerhin lebt es sich momentan ziemlich gut hier, im Hostel Casa Ridgway mitten in der Stadt. Außer mir wohnen aktuell nur Anna (Süd) und Hermann hier. Anna kocht für uns und besorgte mir eine Creme für meinen Rücken, wofür ich sehr dankbar bin. Ich habe ein Zimmer für mich, Zeit zum Ankommen und zum Schreiben. Also, es könnte gerade (wie immer) so viel schlimmer sein. Das andere wird schon werden. Jetzt heißt es erstmal weitermachen und schauen, was noch so kommt.

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