Lernen lernen.

von 22 hoa  

So stand es auf den orangenem Hefter, den ich am ersten Schultag am Gymnasium 2014 in die Hand gedrückt bekommen habe. Meine neue Klassenleiterin meinte, dass Lernfähigkeit und nicht etwas schöne Deckblätter und neue Stifte uns weiterbringen würde. Also beschäftigten wir uns damit, Lernen zu lernen.

Paradoxerweise konnte ich 8 Jahre später ein gutes Abitur-Zeugnis vorzeigen, aber kaum Lernbegeisterung. Ich war so abgestumpft vom vielen Bulime-Lernen, vom Pflichtgefühl leisten zu müssen. Dabei ist das total schade, denn genau hier merke ich, wie interessant alles sein kann. Ich muss mich hier nur einmal umsehen, ein wenig beobachten und zuschauen und direkt erweckt sich mein Interesse. Egal was, Hauptsache die vielen Fragen, die mit weiteren endlosen Fragen verknüpft sind, werden halbwegs beantwortet und meine Neugier befriedigt, sodass sie sich einem neuen Gegenstand zu wenden kann.

Auf der Fahrt von Las Vegas zurück nach San José in November über die Grenzstadt Pasa Canoas trafen wir auf Flüchtlinge in Haiti und ich wusste wenig bis nichts über die möglichen Motive und das politische Geschehen. Ich begann anschließend Interviews, Reportagen und Artikel stundenlang zu studieren, um verstehen zu können.

Zu Beginn waren Mücken eine Plage für mich. Im Minutentakt aßen mich diese verdammten Biester. Ich verabscheute sie so sehr, dass ich drei Stunden damit verbracht habe, meinen Feind besser kennenzulernen. Ich bin dabei auf eine besondere Gattung der Stechmücken gestoßen: die Toxorhynchites. Genial, die essen die Larven, der Stechmücken, statt mein Blut zu stehlen.

Ich lernte, dass so ein kostenloses Gesundheitssystem für alle in Costa Rica, also auch für mich Ausländer, auch riesige Nachteile mit sich zieht.

Ich habe alle Blogs der ForestGuardian Seite über Verbrechen gegenüber den Indigenen gelesen, weil ich irgendwie irgendwann mal drauf gestoßen bin. Eine verdammt wichtige Problematik. Warum findet man sonst so wenig dazu? Und ebenso: Warum sind Push-Backs an den Grenzen Europas legal und wieso wird man als ehrenamtlichen Mitglied einer Seenotrettung eingesperrt?

Das klingt bestimmt alles wirr, aber genauso sieht es auch in meinem Kopf aus. Ich habe Fragen über Fragen und das ist großartig, weil mir jetzt keiner vorschreibt, was ich wissen soll. Die Freiheit, sich wieder selbständig für Neues zu interessieren und auch genug reflektieren zu können bis man sich selbst richtig verstehen kann, ist wahrscheinlich das wahre Highlight meiner Zeit hier.

BlogNo:03

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