Protest: „Nein“ zur Unterdrückung der Indianer in Panamá!

von gustav_11  

Anfang Februar ging nichts mehr auf der Panamerica, der wichtigste Verkehrsverbindung zwischen Nord- und Südamerika. In Protest gegen die Bedrohung der indigenen Territorien durch eine neues Gesetz blockierten Indianer die Straße und behaupteten sich mehrere Tage lang gegen die brutalen Übergriffe der Polizei und anderer Zivilbehörden. Am Sonntag dem 5. Februar wurde ein junger Aktivist während einer polizeilichen Zwangsräumung erschossen, über 30 Personen nach Berichten festgenommen, während über 50 Personen vermisst werden.

Doch zunächst ein Rückblick: Vor etwa 30 Jahren wurden die Indianer in den nördlichen Regionen Panamás bzw. südlichen Regionen Costa Ricas kurzerhand in die jeweiligen Länder eingebürgert und eine Grenze zwischen den zuvor ineinander übergehenden Territorien gezogen.

Ein gewaltiger Schock für die ursprünglich als Nomaden lebenden Völker, die sich nun auf einmal auf engstem Raum eingeschlossen fanden. Auch der Kontakt zu den anderen Völkern wurde aufgrund der nun unterschiedlichen Staatsbürgerschaften quasi unmöglich. Die Lebensart änderte sich zwangsweise über Nacht und die Sesshaftigkeit wurde zum Überleben obligatorisch.

Nach einigen, zum Teil internationalen Protesten wurden den Indianern wenigstens zum Teil die in der UN-Charta enthaltenen Rechte für Ureinwohner gewährt. Diese garantieren zumindest auf dem Papier eigene Territorien, eigene Kultur und Sprache und eine eigene Lebensweise im Rahmen der gegeben Umstände.

Was auf dem Papier moralisch und verantwortungsbewusst klingt, hat in der Wirklichkeit ein anderes Gesicht. Die Territorien der Indianer existieren nur auf dem Papier und möchte ein Bauer sein Feld auf Kosten dieser Territorien vergrößern, kann er das ohne allzu große Probleme bewerkstelligen, denn Kontrollen gibt es von Seiten der Regierung keine. Die Indianer sind als Wählerminderheit auf sich selbst angewiesen, um ihre Rechte zu verteidigen, von denen sie aber oft nicht genau wissen, was sie bedeuten und wie sie in der Praxis umzusetzen sind.

Innerhalb der letzten 5 Jahre ist eine positive Entwicklung zu beobachten. Die indigenen Völker lernen zunehmend Lesen und Schreiben und erkämpfen sich nach und nach eine Stimme zumindest auf nationalem Niveau, doch all diese Errungenschaften bedeuten nichts gegen die Macht der Regierung und internationaler Großkonzerne, die nun massiv in die Struktur der Indianerterritorien eingreifen und das nicht im positiven Sinne.

Als ein Beispiels sind im Gebiet der Ngäbe-Bugle mehrere Minenprojekte und Wasserkraftwerke geplant, was, selbst wenn es Kontrollen geben sollte (die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch die größten Versprechen angesichts der immensen Kosten und Aufwände schnell vergessen werden) eine gewaltige Verschmutzung der umliegenden Natur und des Wassers zur Folge hat.

Um das zu verhindern pochten die Ngäbe-Bugle Indianer vehement auf das Recht, der autonomen Selbstgestaltung innerhalb ihrer Territorien, welches die Regierung Panamas unter Präsident Martinelli mit einem neuen Gesetzesvorschlag zu umgehen versucht, der diese Gebiete für Wasserkraft und Bergbau öffnen würde.

Seit Veröffentlichung dieses Vorschlages hat sich der Konflikt zwischen Regierung und Indigenen zunehmend verschärft. Proteste und Demonstrationen der Indigenen wurden von den örtlichen Polizeibehörden auf zum Teil brutale Weise niedergeschlagen und in Folge dieser Straßenschlachten wurden bereits mehrere Personen gefangen genommen, die zahlreichen Verletzten mal beiseitegelassen.

In Reaktion darauf blockierten zahlreiche Indianer die berühmte „Panamericana“, die wichtigste Verkehrsverbindung zwischen Nord- und Südamerika und behaupteten sich für mehrere Tage gegen die brutalen Übergriffe der Polizei und anderer Zivilbehörden. Am Sonntag dem 5. Februar wurde ein junger Aktivist während einer polizeilichen Zwangsräumung erschossen und nach lokalen Berichten 39 Personen festgenommen, weiter 55 Personen werden vermisst.

Am 7. Februar erklärten mehrere Indianerorganisationen in Panama-City offiziell den „zivilen Ungehorsam“ und riefen die Regierung Martinellis dazu auf eine Untersuchungskommission einzusetzen und die Übernahme von Indianerterritorien durch Großkonzerne und angrenzende Farmer zu stoppen.

Wir erwarten, dass sich die Proteste in den nächsten Wochen ausbreiten werden. Bereits am Mittwoch den 8. Februar gab es Solidaritätsdemonstrationen vor der Botschaft Panamás in Costa Ricas Hauptstadt San José.

Pro REGENWALD kritisiert, ebenso wie mehrere Menschenrechts- und Umweltorganisationen, die Vorgehensweise der Regierung Martinelli und die UN-Botschafter für die Rechte indigener Völker riefen ebenfalls zum Dialog zwischen indigenen Organisationen und der Regierung auf.

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