„Reiche Küste“ - ohne Gesetz extrem bedroht

von gustav_11  

Die Küsten Costa Ricas stehen unter Druck. Vor allem an der nördlichen Pazifikküste ist schon zu viel in der Hand von ausländischen Investoren, riesige Hotelanlagen und protzige Ferienvillen bestimmen das Bild und neben der leidigen Umweltzerstörung hat die lokale Bevölkerung zunehmend das Nachsehen. Einen möglichen Ausweg bietet ein neuer Gesetzesentwurf, der vom Verein FEDEAGUA (Foro Ecuménico para el Desarrollo Alternativo de Guanacaste) ausgearbeitet wurde. Demnach soll die Verantwortung für die Gestaltung der Küstenräume an die lokalen Gemeinden übergehen, die Kontrolle über Bebauung oder Fischfangquoten soll bei den Gemeindemitgliedern liegen.

Früher war alles anders.Costa Rica übersetzt man mit Reiche Küste ins Deutsche. Als die spanischen Eroberer hier ankamen, erhofften sie sich große Schätze in Form von Gold, Silber und fruchtbaren Böden und gaben diesem Landstrich aus diesem Grund den Namen 'Costa Rica'. Und sie hatten recht: die Küsten des Landes waren und sind tatsächlich reich - nur in einer anderen Form, als es sich die Spanier erhofften. Der Reichtum besteht nicht aus wertvollen Mineralien oder vielen Sklaven, sondern vielmehr aus einem Reichtum an Tier- und Pflanzenarten an Land und im Wasser, etwas so wertvolles, dass es sich nicht mit Silber oder Gold aufwiegen lässt.

Die früheren Regierungen des Landes erkannten den Wert der Küstengebiete und verabschiedeten ein Gesetz zum Schutze der küstennahen Gebiete. Seither sind die ersten 200 Meter der Ufergebiete per Gesetz als öffentlicher Raum ausgeschrieben, was eine Bebauung oder anderweitigen Eingriff in die Natur unmöglich machen soll.

Leider ist der SOLL-Zustand ganz anders als die Wirklichkeit. Nachfolgende Regierungen weichten die Grenzen dieses Verbotes auf und begannen das Land unter gewissen 'Auflagen' zu verpachten, behielten sich aber immer das Recht vor, bei Bedarf die jeweiligen Besiedler auszuweisen. Mittlerweile sperren Tourismusprojekte von RIU und Barceló hotelnahe Strände für den öffentlichen Publikumsverkehr ab um die Exklusivität für ihre Gäste zu erhalten. Oder große Produktionsanlagen bebauen zwar nicht den Küstenstreifen selbst, leiten aber ihre Abwässer ins Meer und beeinträchtigen breite Streifen massiv.

Die Preise zum Pachten der Landstriche steigen seither zunehmend. Lokale Anwohner, die sich über Generationen eine einfache Existenz als Kunstfischer oder Ökotouristenführer aufbauten, haben oft das Nachsehen. Sie können sie mit ihrem Budget nicht mit den Geldern der Großkonzerne mithalten. Folge ist, dass genau die, die wenig Schaden anrichten und vielleicht sogar eine gewisse Pflege für den gefährdeten Küstenraum gewährleisten würden, ausgeschlossen werden und öfter ihre Berufe nicht mehr ausüben können, da ihnen der Zugang zum Meer verunmöglicht wird. Die Hotelbauer werden dann sogar noch als große Devisenbringer gefeiert, die die regionale Wirtschaft angeblich stärken und stabilisieren sollen, in dem sie Arbeitsplätze schaffen und prestigeträchtiges Publikum vor allem aus den Staaten anlocken.

Große Teile der Küstengebiete, vor allem an der nördlichen Pazifikküste sind bereits in der Hand von ausländischen Investoren, die das Bild mit riesigen Hotelanlagen und protzigen Ferienvillen bestimmen.

Dem lokalen Fischer bleiben die Möglichkeiten, entweder auf den vorbeirasenden Megaprojekte-Zug aufzuspringen, der in naher Zukunft in den Abgrund fahren wird, oder abzuwandern und zu versuchen anderswo eine neue Existenz aufzubauen. Das Land und Haus seiner Vorfahren hat er bereits verloren, Geld dafür erhält er keines, das fließt an die Regierung, die als Landbesitzer die Preise bestimmt.

Den Ausweg aus der Situation bietet nun ein neuer Gesetzesentwurf, den FEDEAGUA (Foro Ecuménico para el Desarrollo Alternativo de Guanacaste) vorgelegt hat.

Dieser Gesetzesentwurf soll vor allem den Küstenanwohnern Vorteile bringen, in dem es die Verantwortung für die Gestaltung der Küstenräume an die lokalen Gemeinden abgibt und somit einen differenzierteren Umgang des Geländes ermöglicht. Die Kontrolle soll hierbei bei den Gemeindemitgliedern liegen, die per Abstimmung über etwaige Eingriffe, wie Bebauung oder Fischfangquoten entscheiden.

Durch strikte Auflagen sollen Megaprojekte verhindert und der Naturschutz für die entsprechenden Gebiete verpflichtend werden.

Durch eine Klausel sollen bei der Landneuverteilung Personen bevorzugt werden, die bereits 10 Jahre oder länger die Küstengebiete bewohnen, um die Entwurzelung von Familien und alteingesessenen Unternehmen zu verhindern. Allgemein gilt, dass nur Staatsangehörige und lokale Vereine mit nachhaltiger Agenda Anträge stellen können, um den Zugang für internationale Konzerne und Konsortien zu erschweren.

Der Weg bis zur Verabschiedung des Gesetzes ist noch weit. Passiert werden müssen zahlreiche Instanzen und die Einflussnahme der Bevölkerung auf den Prozess ist sehr beschränkt. Jetzt gilt es das Interesse und das Engagement für diesen Gesetzesentwurf für die nächsten zwei Jahre zu erhalten, um auch nur ansatzweise eine Chance auf einen möglichen Erfolg zu haben.

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