Mit Herzblut dabei: Marina-Forum in Puerto Jimenez

von miriam_12  

In Puerto Jimenez im Golfo Dulce soll eine große Marina-Anlage gebaut werden. Dadurch soll der Reichen-Tourismus boomen - die Bewohner erhoffen sich Geld und Arbeit. Doch es ist fraglich, inwieweit das Projekt hält, was es verspricht und wie sehr der Golfo Dulce darunter leidet. Er ist einer von nur drei tropischen Fjorden weltweit und beherbergt eine große Artenvielfalt. Zwei unserer Freiwilligen werden künftig in einer Kampagne gegen die Anlage arbeiten. Fabian, Freiwilliger aus dem letzten Jahr, hat ein Animationsfilmchen der Umweltschützer vor einigen Monaten schon mit deutschen Untertiteln versehen - siehe unten.

Am Samstag war ein von den Gegnern organisiertes, aber für alle Parteien offenes Forum zu dem Projekt. Nach einer etwas missglückten Aktion gegen Monokulturen am Vortag war ich sehr gespannt auf dieses Ereignis.

Für Gastgeber Alberto und uns Freiwillige begann die Veranstaltung schon direkt nach dem Frühstück – mit dem Aufbau eines Zeltes vor dem Gemeindehaus. Anschließend mussten wir den Platz nicht nur von Müll, sondern auch akribisch genau von sämtlichen Blättern befreien. Danach gab es für uns nur noch wenig zu tun – ein bisschen Blumenkästen putzen, ein bisschen Stühle aufstellen, ein paar Muster in den Boden harken – also haben wir die Zeit genutzt, um ans Wasser zu gehen und etwas zu essen.

Um 1 ging es dann richtig los. Es gab fünf Redner, die meisten davon Wissenschaftler. Sie haben vom Artenreichtum des Golfes erzählt, von Marinas in Costa Rica und der allgemeinen ökonomischen und sozialen Lage in Puerto Jimenez berichtet. Die Redner waren alle neutral oder eher gegen das Projekt. Einer hat sich ganz klar dagegen bekannt und sogar ein “Yo amo el Golfo Dulce - No a la Marina”-T-Shirt getragen.

Leider war niemand Offizielles vom Marina-Projekt da. Es wurde nur eine E-Mail vorgelesen, in der die Verantwortlichen erklärt haben, warum sie nicht teilnehmen wollen. Es wäre sehr interessant gewesen, die Selbstdarstellung des Projektes zu sehen. Nach den Reden konnten noch Fragen gestellt werden und Leute aus dem Publikum sind auf die Bühne gekommen. Ich habe insgesamt nicht viel verstanden, aber teilweise konnte ich alleine oder mithilfe von Malina doch einige bewegende Beiträge verstehen. Ein Mann ist zum Beispiel für die Marine, weil sie Arbeit schaffen soll und er möchte, dass seine Kinder die Möglichkeit haben – im Gegensatz zu ihm – aufs colegio zu gehen.

Ein Mann aus dem Publikum war aus der Touristikbranche und hat davon gesprochen, dass man etwas haben wolle, das auch in Zukunft bestand hat und einzigartig ist. Aufgrund der Argumentation dachte ich erst, er wäre contra Marine – denn was ist nachhaltiger und einmaliger als eine einzigartige Natur? Wie es aussieht, werden die Naturschützer noch einiges zu tun haben.

Auch wenn ich manchmal nichts verstanden habe, konnte ich immer zuordnen, ob ein Redner für oder gegen die Marine war: ich musste nur darauf achten, ob die Leute vorne oder hinten gejubelt und geklatscht haben. Das ganze Gemeindehaus war nämlich die gesamten vier Stunden lang (!) total emotional und auch laut bei der Sache. Es gab Zwischenrufe, Proteste, Gejubel, Geklatsche. Alle waren mit Herzblut dabei – ganz anders als bei solchen Versammlungen in Deutschland, wo ganz oft alles still ist und nur zwei, drei Fragen gestellt werden.

Ich glaube, die Veranstaltung hat niemanden ernsthaft bewegt, seine Einstellung zum Projekt zu ändern. Aber sie war interessant, um verschiedene Standpunkte zu erfahren und mehr Informationen zu bekommen. Und alle haben applaudiert, wenn es zu heftig wurde und der Moderator zu gegenseitigem Respekt ermahnt hat. Das ist eine wichtige Basis für die weitere Arbeit. Und die ist schon in Sicht: Am Sonntag findet ein weiteres Forum statt, diesmal von den Befürwortern des Projektes organisiert.



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