Marina Bahia Cocodilo - Informationsveranstaltung der Planer des Sportboothafens

von manali_12  

Eine Woche nach der Informationsveranstaltung zum Sportboothafen Bahia Cocodrilo der Comisión de Desarrollo von Puerto Jiménez (siehe hier) wurde am 30. September 2012 eine Gegenveranstaltung durchgeführt, die von den Planern und Befürwortern des Bauprojekts organisiert worden war. Eine Einladung zur Teilnahme an der Veranstaltung acht Tage zuvor hatten sie nicht wahrnehmen wollen. Anders die Marina-Gegner: Sie nahmen die Chance zum Dialog wahr und nahmen am Foro von Bahía Cocodrilo teil. Dies fing schon vor Beginn der Redebeiträge mit dem Verteilen von Informationsbroschüren an die Besucher der Informationsveranstaltung an.

Die Selbstdarstellung des Projektes, die das Foro der Vorwoche ebenfalls bereichert hätte, fand in dieser Veranstaltung sehr ausführlich statt. Den Gegnern des Bauvorhabens wurde zwar ebenfalls erlaubt, ihre Sicht der Dinge erneut zu präsentieren. Es war aber nicht zu übersehen, dass mit allerlei subtilen Mitteln versucht wurde, diesen Raum möglichst klein zu halten: Während alle sechs Redner der Marina-Befürworter mit Namen und Titeln im Programm aufgelistet wurden, wurden die drei RednerInnen der Kritiker, zu denen auch unsere weltwärts-Koordinatorin Laura gehörte, nicht namentlich aufgelistet. Die Unterstützer von Bahia Cocodrilo präsentierten zuerst.

Cory Williams, der US-amerikanische Besitzer der bereits bestehenden Hotelanlage betonte die Notwendigkeit neuer Arbeitsplätze für Puerto Jiménez. Laut offiziellen Statistiken liegt die Arbeitslosenquote bei 7% - Der Ort lebt sehr stark vom Tourismus: Das heißt, dass in der Hauptsaison viel Arbeit für alle vorhanden ist, in der Nebensaison jedoch kaum Arbeit, und dies nur für wenige. Auch ein weiteres Tourismusprojekt, so groß es auch sein mag, wird dieses Problem nicht lösen können. Im Gegenteil. Die Hauptattraktionen für die anreisenden Gäste und Besucher sind der Nationalpark Corcovado und der unglaubliche Artenreichtum der Gegend, wo es einem beim Kajakfahren schon mal passieren kann, dass man ein paar Wale, Delfine oder Krokodile sieht. Auf die ist auch Bahia Cocodrilo angewiesen, um die Zimmer des geplanten Riesenhotels zu belegen und die Boote zu füllen, die zum Angeln über den Golf kreuzen werden. Im Grunde genommen gefährdet sich das Unternehmen mit seinem Marina-Projekt also langfristig selbst. Doch den Investoren scheint es nicht um Nachhaltigkeit zu gehen, sondern um schnellen Profit: Denn die Gefahr einer zunehmenden Verschmutzung des Golfo Dulce bedroht dessen außerodentlichen Artenreichtum und somit die Haupteinnahmequelle Tourismus.

Der zweite Fürsprecher des Projekts und einer von dessen Beratern, behauptete, dass der Bau keinerlei Einfluss auf Strömungen im Golf und dessen Bewohner habe. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die Daten und Zahlen seiner Präsentation, die belegen sollten, dass die Marina keinen negativen Einfluss auf den Golfo Dulce nehmen werde, auf einer Simulation beruhten und nicht tatsächliche Messungen widerspiegelten. (Wären es reale Studien, kämen sie jedoch zu den selben Ergebnissen, rechtfertigte er sich.)

Die Marina-Kritiker dekonstruierten seine Behauptungen wenig später mit Fakten, zeigten erneut die vielen Fragezeichen, die weiter über dem Marina-Projekt stehen (sollten): Zum einen sind einige gesetzliche und rechtliche Regelungen noch nicht abschließend geklärt. Zum anderen wiesen sie erneut auf die Einflüsse des Marina-Projekts auf die Umgebung von Puerto Jiménez hin: Dabei ging es um den enormen Trinkwasserverbrauch des Projektes, der die Versorgung des Dorfes gefährden kann, um die unabsehbaren Einflüsse, die durch den Bau im Wasser auf die besondere Artenvielfalt des Golfo Dulce ausgeübt werden. Nicht zuletzt stellt sich auch die Frage, wer die durch den aus den USA einkehrenden Luxustourismus geschaffenen Arbeitsplätze besetzen wird.

Ein Teil der Einwohner von Puerto Jiménez, von denen ein Großteil keine Fremdsprachen spricht und viele keine spezielle Ausbildung abgeschlossen haben, würde vermutlich tatsächlich saisonale Arbeitsstellen finden: "Als Putzfrau, in der Wäscherei, oder als Prostituierte."...so lautet der zynische Kommentar einer Marina-Gegnerin.

Dennoch gibt ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen sich der Hoffnung hin, dass das Marina-Projekt wirtschaftlichen Aufschwung für sie bringen kann. Bleibt nur zu hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger, die ganz undemokratisch, weil unabhängig vom Willen der Betroffenen, letztendlich über die Realisierung des Projektes entscheiden können, größere Voraussicht beweisen.

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