Mit Herzblut dabei - oder noch mehr zum Marina-Projekt

von jenny_12  

Im ersten Blog über die Marina hat Miriam schon sehr ausführlich geschildert wie die erste Versammlung zum Megaprojekt der Cocodrilos verlaufen ist und Malina hat von einer zweiten Veranstaltung schon berichtet. Mir sind bei dieser zweiten Veranstaltung ein paar weitere Dinge aufgefallen, dass man durchaus nochmals darüber schreiben kann. Es gibt viele Stimme für diesen Yachthafen, aber auch viele Argumente dagegen, dass der Charakter dieses tropischen Dorfes verändert werden soll. Zur ersten Zusammenkunft sind die Verantwortlichen des Projektes, die Vertreter der Hoteliers „Cocodrilo“, nicht erschienen. Statt dessen haben sie eine eigene, zweite Versammlung organisiert, diesmal in der Schule von Puerto Jiménez. Dort hörten wir dann zum ersten Mal die Argumente des „Feindes“.

Wie die meisten Veranstaltungen in Costa Rica beginnt auch dieses Forum mit dem Transport vieler Teilnehmer, auf der „gemütlichen“ Ladefläche eines Pickups der kaum ein Schlagloch auslassen wollte. So werden Körper und Seele auf die kommenden acht Stunden voller Diskussionen, Präsentationen und Flunkereien vorbereitet. Ohne ausreichend Sitzfleisch kann man hier gleich das Handtuch werfen. Kaum angekommen, beginnt die Freiwilligenarbeit damit, die bunten Flyer der Contra-Marina-Bewegung zu verteilen. Diese werden größtenteils mit Begeisterung empfangen, sofort gelesen und mit denen der Gegner verglichen. Die Gegendarstellung der Gegner war allerdings nur in schwarz-weiß erhältlich.

Schon die Schülerband, die zum Einklang der Aktivität spielt, vermittelt einen aggressiven und aufdringlichen Eindruck. Ich möchte Ihnen nicht unterstellen, dass das beabsichtigt war, aber es unterstreicht die Art, mit der man versucht, von der Marina zu überzeugen. Aufgrund der vielen Schlaginstrumenten und der wenigen Harmonie wünscht man sich schnell, dass sie aufhören, die Zuschauer aufzuwecken. Die sanftere Eröffnung der Vortragsreihe wird vom Sohn Corry Williams, des Familienunternehmens Cocodrilo, geleitet. Er wirkt sehr souverän mit seinem sehr fließendem Spanisch, das einen dermaßen starken, amerikanischen Akzent hat das man es kaum verstehen kann. Nach Corrys Auftritt sprechen drei Wissenschaftler, die versuchen davon zu überzeugen, dass der Bau des Yachthafens einen verschwindend geringen Einfluss auf das hiesige Ökosystem haben wird. Die vorgestellten Präsentationen, die diese Thesen bekräftigen sollen, sind unleserlich und auch mit besseren spanisch Kenntnissen kaum zu verstehen. Auf die Frage, ob die Simulation des Einflusses auf die Strömung im Golf auf wissenschaftlichen Untersuchungen beruht, wurde knapp geantwortet, dass das bei Computersimulationen nicht notwendig wäre. Die von Cocodrilo bezahlten Experten verlassen sich somit ganz auf das Urteil der modernen Technik. Einen bedürftigen Anwohner, der sich eine Arbeitsstelle erhofft, kann man mit solchen Argumenten leicht auf die seine Seite ziehen.

Der Zeitplan, den die Cocodrilos für das Forum vorgesehen haben, ist sehr knapp bemessen. Schon die Einleitung von Corry Williams ist doppelt so lang wie sie angekündigt wurde. Inzwischen ist es 4Uhr nachmittags. Man sieht den Vertretern der Contra-Marina-Bewegung an, dass sie schon seit fast vier Stunden auf ihren Einsatz warten, der sich immer weiter nach hinten verschiebt. Taktik der Gegner? Gut möglich. Denn gegen 5Uhr verlässt der letzte Bus in die umliegenden Dörfer Puerto Jiménez. Das Publikum für die Umweltschützer wird immer kleiner, wohingegen die Cocodrilo Familie noch vor vollem Haus auftreten konnte. Trotzdem werden unbeirrt Argumente und Fakten gegen das Megaprojekt angebracht. Aus den verbliebenen Zuschauern treten immer wieder Anwohner hervor, die Fragen oder Befürchtungen äußern. Diese werden mehr oder weniger befriedigend beantwortet. Man bekommt den Eindruck, dass die Mehrheit der Menge gegen das Projekt ist. Die Unruhe wird immer größer und wie so oft verlieren einige der Anwesenden den Respekt gegenüber den Rednern. Es wird unterbrochen oder eine Antwort gar nicht erst zugelassen. Laura, eine Vertreterin der Umweltschützer, beendet dieses indem sie klar macht, dass selbst sie und Corry Williams, respektvoll miteinander umgehen, obwohl sie auf verschiedenen Seiten stehen. Als Nachbarn grüßen sie sich gegenseitig, wie jeden anderen aus dem Dorf. Genau diesen Respekt fordert sie von jedem.

Inzwischen ist es 6 Uhr, alle sehen müde aus und sind mit den Nerven sicher so nah am Ende wie auch wir Freiwilligen. Nach zahlreichen Tassen Kaffee und Gebäck, das als Donut verkauft wird, aber weder so aussieht noch so schmeckt, müssen wir unserem Hunger nachgeben und zurück nach Hause kehren mit vielen Eindrücken von den Menschen, die versuchen das Paradies von Puerto Jiménez an sich zu reißen und zu zerstören. Die nächste Demonstration klopft schon an die Tür.

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