XX Festival Cultural Yimba Cájc

von manali_12  

Yimba Cájc, das ist Brunka. Es ist in ihrer Sprache der Name für den Ort, der auf Spanisch Rey Curré heißt und meist nur Curré genannt wird. Die Brunka werden auf Spanisch als Boruca bezeichnet, so wie fast alle Ethnien weiterhin eine Eigenbezeichnung und einen spanischen Namen besitzen. Rey Curré, so schreibt mein Reiseführer, sei eine Stadt, die sich auf den ersten Blick kaum von jedem anderen costaricanischen Ort unterscheide.

Doch der 27. Oktober 2012 ist ein außergewöhnlicher Tag: Zum 20. Mal jährt sich das Festival Cultural, das die Brunka veranstalten, um Ihrer Kultur Ausdruck zu verleihen, um sie Gästen und Schaulustigen aus dem ganzen Land näher zu bringen. Aus verschiedenen indigenen Gemeinschaften des Landes sind Gruppen angereist, auch eine Gruppe Studenten der Universität von Costa Rica sind anwesend. Zum ersten Mal ist in diesem Jahr der Minister für Kultur und Jugend, Manuel Obregón, unter den Ehrengästen.

Die Multifunktionshalle, die unter der Woche als Schule genutzt wird, ist dem Anlass entsprechend geschmückt und bei schon morgens voller Menschen. Viele sind zum Frühstücken gekommen. Die traditionelle Küche der Brunka stellt einen thematischen Schwerpunkt des Festes dar und so werden alle Gäste den ganzen Tag über reichlich Gelegenheit haben, hier und da etwas zu probieren und sich zwischendurch völlig satt zu essen. Zu Frühstück gibt es Tamales. Sie bestehen aus einer Masse aus Maismehl, die heute mit Bohnenmus gefüllt, in große Blätter gewickelt und gekocht oder gedämpft wird. Dazu wird Kaffee ausgeschenkt.

Dann geht es weiter mit Redebeiträgen. Leider kommt von der Begrüßung in Brunka kaum ein Wort bei mir an - die Dame, die die Ansprache hält, spricht am Mikrofon vorbei, das noch dazu sehr leise eingestellt ist. Bei den anderen Redebeiträgen wird die Technik zwar besser, dafür sinkt mit zunehmender Länge meine Aufmerksamkeit.

Die indigenen Redner, das ist mir nicht entgangen, halten teilweise sehr persönlich Ansprachen, erzählen aus ihrem Leben oder von Ihren Famlien. Gleichzeitig bringen sie auch geschickt politische Forderungen auf den Tisch und rufen den Minister auf, sich stärker für die indigenen Belange einzusetzen. Unter anderem geht es dabei um den Bau eines geplanten Museums in Rey Curré. Dieses Museum soll helfen, das Kulturerbe zu bewahren und Besuchern die Möglichkeit geben, mehr über die traditionelle Lebensweise der Brunka zu erfahren, von der schon heute fast nicht mehr viel zu sehen ist.

Nach den Redebeiträgen gibt es einige traditionelle Tanzaufführungen und dann endlich eine Stärkung: Chicha wird ausgeschenkt und die taditionellen Gerichte, die in großen Töpfen auf einer Seite des Festsaal aufgereiht sind, können probiert werden. Die Menschen erheben sich nun von Ihren Bänken, in kleinen und größeren Gruppen steht man gemeinschaftlich im Festsaal herum und unterhält sich. Mit einem Becher Chicha in der Hand bietet sich mir nun die erste Gelegenheit, die an den Außenwänden aufgereihten Gegenstände genauer zu betrachten. Da gibt es verschiedene Schaustücke des Kunsthandwerks, für das die Brunka bekannt sind: gewebte Taschen aus handgefärbtem Garn, aus Baumstämmen geschnitze und bunt bemalte Tiermasken und detailreich gearbeitete Jícaras. Da gibt es zwei Tische mit frisch gepflückten Heilpflanzen, deren Anwendungsweise erklärt wird, und da gibt es den Tisch mit dem Modell des geplanten Museums, einer handgemalten Karte über alle indigenen Gebiete Costa Ricas, und einigen zukünftigen Ausstellungsstücken. Weiterhin wird Musik gespielt, und ein aus Palmblättern gebautes Dach muss auf eine kleine Hütte weiter unten im Dorf getragen werden. Nach dem Mittagessen folgt zum Abschluss des Festivals einer der kulturellen Höhepunkt, die Danza de los Diablos.

Eine Gruppe von in Maniokblätter gekleideten Männern mit bunt bemalten hölzernen Masken tanzt mit schrillen Schreien um einen einzelnen im Stierkostüm herum. Der Stier jagt sie, verfolgt immer wieder einzelne aus der Gruppe und wirft sie zu Boden. Sie bleiben liegen. Nach und nach liegen alle Teufel auf dem Boden, teilweise fallen sie wild übereinander. Erst als alle gefallen sind, stehen sie gemeinsam wieder auf und eine zweite Runde des Tanzes beginnt. Als diesmal der Stier niedergerungen am Boden liegt, löst sich das Festival langsam auf - viele Gäste gehen nach Hause, teilweise noch mit ihren halbvollen Chicha-Schalen in der Hand, ein paar wenige bleiben zum Aufräumen.

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