Schokolade, Chemiker und die Absurdität des Welthandels

von maurice_12  

Wenn der normale Durchschnittsfreiwillige in Costa Rica die täglichen 3 mal Reis mit Bohnen satt hat, findet er ein wenig Abwechslung in der örtlichen Pulperia (kleine costaricanische Läden an fast jeder Ecke) oder im nächstgelegenen Supermarkt. Besonders beliebt sind natürlich Süßigkeiten wie Schokolade und Schokokekse.

Im ausgewählten Supermarktregal findet man einen alten Bekannten, Milka® Schokolade aus Deutschland. Das ist dann meistens auch die einzige Marke, die es gibt. Eine Tafel kostet umgerechnet stolze 5-8 Euro. Warum eigentlich? Costa Rica stellt Unmengen von Zucker für den Export her, es gibt Kühe die Milch liefern und Kakao wird auch exportiert. Warum stellt ein Land, dessen Bevölkerung so gerne Schokolade isst wie die Ticos und das alle benötigten Rohstoffe selbst produziert, seine Schokolade eigentlich nicht selbst her?

Stattdessen werden Zucker und Kakao zu Spotpreisen auf den Weltmarkt verkauft und die fertige Schokolade dann wieder importiert. Schmeckt die Schokolade besser wenn sie einmal um die Welt transportiert wurde? Warum kostet Schokolade in Deutschland 59 Cent und in Costa Rica 5 Euro?

Es ist ja nicht nur so das die armen Ticos unglaubliche hohe Preise bezahlen müssen, nein, unter dieser sinnlosen hin und her Transportiererei leidet auch noch die Umwelt.

Schokolade ist ein Produkt, welches eigentlich sehr einfach herzustellen ist. Schokolade hat ihren Ursprung in Mittelamerika wo sie schon vor Jahrhunderten von den Azteken und anderen Indigenen Völkern hergestellt wurde. Die heutigen Mittelamerikaner scheinen dieses Wissen weitestgehend verloren zu haben. Immerhin gibt es gerüchteweise auch in Costa Rica kleine Schokolade Fabriken, diese scheinen aber so klein zu sein, dass ihre Produkte nicht mal im gut sortierten Supermärkten zu finden sind. Wer jetzt denkt „ach die sind bestimmt einfach zu blöd dazu“, der denkt wahrscheinlich falsch. Tatsächlich vollbringen die Ticos auf diesem Gebiet sogar wahre Meisterleistungen.

Sie stellen aus einem Gemisch aus Geschmacksstoffen, Farbstoffen, Zucker und Palmöl ein Produkt her, welches tatsächlich geschmacklich fast mit Schokolade mithalten kann. In der Produktion von „Chemie-Schokolade“ könnten europäische Firmen sicherlich noch einiges von Costa Rica lernen. Anscheinend sind diese Chemikalien wirklich so billig dass sie nicht mal von den unterbezahlten Gastarbeitern aus Nicaragua unterboten werden können, welche oft den Zucker und den Kakao auf den costaricanischen Plantagen ernten.

Aber warum machen die Ticos so etwas eigentlich? Wenn man schon in Europa, wo man fast alle Inhaltsstoffe importieren muss, die Tafel echte Schokolade für 59 Cent verkaufen kann, liegt doch die Vermutung nahe, dass dies in Costa Rica noch viel billiger geschehen könnte. Vielleicht sollte hier mal jemand der geldgeilen Wirtschaft einen Tipp geben. Die geplagten Weltmeere wären sicher glücklich, wenn diese Sinnlose hin und her Schifferei endlich aufhören würde.

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