Managua - die unangenehme Seite der Artenvielfalt

von maurice_12  

Managua, die Hauptstadt Nicaraguas. In Managua soll es laut Reiseführer einen schönen Stadtkern geben. Es wird beschrieben, dass die Besucher von dem vielen Grün in der Stadt überrascht werden. Vielleicht ist das so, ich weiß es nicht. Ich kenne nur die etwas außerhalb liegenden Bezirke. Weit abseits von da wo sich die meisten Touristen aufhalten. Ich bin keiner dieser gut betuchten Touristen. Hier gibt es riesige labyrinthähnliche Märkte, viele Nicaraguaner bieten Kleidung und Lebensmittel an.

Nach Essen ist mir auf diesem Markt aber nicht zu Mute. Der ganze Markt ist ungeheuer stickig, eine offene Kloake fließt mitten durch den Markt, gerade einmal einen Meter daneben bietet eine Nicaraguanerin frisches Obst an. Manche der engen Gassen stinken derart nach Exkrementen und anderem, dass ich es trotz meiner durch die Landwirtschaft abgehärteten Nase nicht schaffe, dort hineinzugehen.

Im Norden grenzt Managua an den gleichnamigen Managua-See. Der Managua-See ist ein einziges Umweltproblem. In der nicht all zu fernen Vergangenheit liefen hier deutsche Entwicklungsprojekte, eine Kläranlage wurde gebaut. Man nahm sich dem Problem an. Ein Artikel darüber trägt nicht ganz zu Unrecht den Namen "Managua-See - Die Reanimation einer Kloake". 2013 ist die deutsche Entwicklungshilfe in Nicaragua, dem zweitärmsten Land Lateinamerikas, stark eingeschränkt worden, die offizielle Begründung dafür ist schlechte Regierungsführung. Warum aber zweifelhafte Regime in Afrika weiter unterstützt werden und das demokratische Nicaragua nicht, bleibt für mich das Geheimnis des deutschen Entwicklungshilfeministeriums. Böse Zungen behaupten gar FDP Minister Niebel wolle einfach kein Land mit einer linken Regierung unterstützen.

Als ich durch die Straßen laufe, weht mir der Wind erbsengroße Schmutzpartikel in den Mund. Irgendwann bekomme ich Hunger, ich entscheide mich für einen in Plastikfolie eingeschweißten Obstsalat, da mir die Gefahr, die von kontaminierten Essen ausgeht, bewusst ist. Vielleicht war das ein Fehler. Vielleicht kamen die anschließenden tagelangen Bauchschmerzen auch von einem der großen Dreckpartikel die mir in den Mund geflogen sind, oder vielleicht stammen sie noch von etwas das ich in Costa Rica gegessen habe. Als ich nach Tagen immer noch Bauchschmerzen habe, erfolgt der prüfende Blick in die Toilette, der in den Tropen nicht fehlen sollte. Förster können nicht nur cool im Wald Bäume anstarren und Bambis totschießen, wie die landläufige Meinung über dieses Berufsbild ist, sondern sind auch Experten im Erkennen von Tierkrankheiten und von Tier zu Mensch übertragbaren Krankheiten. Die Diagnose ist eindeutig: Parasiten.

Das Ökosystem in Mittelamerika ist ungeheuer vielfältig. Diese Vielfalt erstreckt sich leider nicht nur auf beliebte Tierarten wie Papageien, Schildkröten und Frösche in allen Regenbogenfarben sondern auch auf die eher unangenehmen Lebewesen. Medikamente gegen Parasiten bekommt man in Nicaragua und auch in Costa Rica rezeptfrei in jeder Apotheke. Am Besten kauft man bei Verdacht eines derer, die gegen alle (bzw. fast alle) Parasiten wirken.

Als ich wieder in Costa Rica bin, beginnt es meinem Magen wieder besser zu gehen. Die Medikamente scheinen zu wirken und alle unerwünschten Mitbewohner scheinen fort zu sein. Eine Sache bleibt aber nach meinem Managua Aufenthalt aber in mir: das Gefühl das wir uns hier in Costa Rica mit vergleichsweise geringen Umweltproblemen herumschlagen.

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